DWS Marktausblick Oktober 2023
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Markt & Makro
Björn Jesch, Global Chief Investment Officer
Hohe Staatsanleiherenditen deckeln Chancen an den Aktienmärkten
Mit dem Gaza-Konflikt ist ein weiterer geopolitischer Krisenherd mit bedauernswerten Folgen für die Menschen in der Region ausgebrochen, dessen politische und wirtschaftliche Folgen derzeit noch schwer abschätzbar sind. Schon vor dieser Eskalation ist der Stresspegel an den Aktien- und Rentenmärkten deutlich gestiegen. Sowohl der auf dem S&P 500 aufbauende VIX als auch der auf den US-Staatsanleihen basierende MOVE Index überstiegen Anfang Oktober erstmals ihre Marken vom Mai“, sagt Björn Jesch, Global Chief Investment Officer.
Die 2023 aufgelaufenen Kursgewinne bei Aktien und Renten sind zum Teil deutlich geschrumpft. „Insgesamt halten wir die Märkte nach der jüngsten Korrektur für angemessen bewertet“, so Jesch. Das Kurspotenzial für die globalen Aktienmärkte scheint derzeit allerdings begrenzt. „Damit wir hier eine kurzfristige Erholung sehen, müssten sich die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen stabilisieren, besser noch, deutlich sinken“, so Jesch. Bei Aktien bevorzugt er derzeit den Bereich Kommunikation, der Wachstum zu einer angemessenen Bewertung biete, und zyklische Konsumgüter.
Konjunktur
Schwaches Wachstum in Industrienationen erwartet
- Für die USA erwarten wir mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent eine milde Rezession. Das Wachstum dürfte sich 2024 auf 0,4 % (2023 erwartet: 2,0 %) abschwächen.
- In der Eurozone dürfte sich das langsame Wachstum fortsetzen. Wir erwarten Wachstumsraten von 0,8 % für das Jahr 2023 und 0,9 % für 2024.
- Robust dürfte dagegen das Wachstum in den Schwellenländern ausfallen: 3,9 % (2023) und 4,0 % (2024).
Inflation
Deutlicher Rückgang im kommenden Jahr erwartet
- In den USA bleibt die Kerninflation aufgrund des nach wie vor engen Arbeitsmarktes hoch. Wir erwarten für 2023 eine Inflationsrate von 4,1 % und für 2024 von 2,6 %.
- Die Inflation in der Eurozone ist im September auf 4,3 % (August: 5,2 %) gesunken. 2023 dürfte die Inflationsrate mit 5,7 % noch sehr hoch liegen. Für 2024 erwarten wir einen deutlichen Rückgang auf 2,5 %.
Notenbanken
Ende der Zinserhöhungen könnte erreicht sein
- Die massiven Zinserhöhungen der Zentralbanken scheinen langsam ihre Wirkung zu entfalten. Die Wirtschaftsdynamik in den USA und in der Eurozone schwächt sich ab.
- Die US-Notenbank Fed dürfte die Leitzinsen nicht mehr erhöhen, sofern es nicht negative Überraschungen bei der Inflationsentwicklung gibt. Auch die EZB könnte das Ende ihres Zinserhöhungszyklus erreicht haben.
Aktien
Lilian Haag, Fondsmanagerin Aktien
Gute Aussichten für japanische Aktien
Die Aktienmärkte haben Anlegern in den letzten Wochen wenig Freude beschert – die Kursgewinne im laufenden Jahre sind teilweise deutlich zusammengeschrumpft. Auch japanische Aktien wurden nicht verschont. „Anders als für viele andere Märkte sind wir für Japan derzeit positiv gestimmt“, sagt Fondsmanagerin Lilian Haag. Die Kursverluste der letzten Wochen könnten sich als günstiger Einstiegszeitpunkt erweisen. „Auf Unternehmensseite sehen wir, dass der schwache Yen die exportorientierten japanischen Unternehmen deutlich stützt“ so Haag. Zudem kurble die Rückkehr der Touristen, die das Land lange Zeit mieden, die heimische Wirtschaft an.
Positiv wirke sich auch die Rückkehr der Inflation aus, sowohl auf die Entwicklung des nominalen Bruttoinlandsprodukts als auch auf die Entwicklung der Unternehmensgewinne. „Das haben wir zwanzig Jahre lang nicht gesehen“, so Haag.
Von der japanischen Zentralbank drohe derzeit kein Gegenwind für die konjunkturelle Entwicklung. Zinserhöhungen oder anderen Maßnahmen einer restriktiven Geldpolitik durch die japanische Notenbank seien bei einer Inflationsrate von 3,5 bis 4 Prozent derzeit nicht zu erwarten. Dazu geselle sich der „China-Faktor“. Für asiatische Anleger seien Anlagen in Japan zunehmend eine Alternative zu Investments in China. Eine allmähliche Erholung Chinas und der Weltwirtschaft dürfte sich ebenfalls positiv auswirken. Dazu kommt, dass die internationalen Anleger in dem Land nach wie vor eher unterdurchschnittlich investiert seien.
Anleihen
Thomas Höfer, Head Investment Grade Credit EMEA
Unternehmensanleihen guter Bonität bleiben aussichtsreich
Die letzten Wochen waren für die Anleihemärkte ähnlich unerfreulich wie für die Aktienmärkte. Steigende Renditen ließen die seit Jahresbeginn bislang aufgelaufenen positiven Gesamterträge deutlich schmelzen. Für zehnjährige Staatsanleihen sind wir mit Ausnahme von US-Anleihen derzeit neutral gestimmt. Chancenreicher dürften Unternehmensanleihen guter Bonität (Investment Grade) sein.
„Die nach wie vor hohen Gewinnmargen der Unternehmen und eine vergleichsweise niedrige Verschuldung sind gute Rahmenbedingungen“, sagt Thomas Höfer, Head Investment Grade Credit EMEA. Die jüngst gestiegene Volatilität habe die Zinsaufschläge von Euro Unternehmensanleihen guter Bonität gegenüber Bundesanleihen auf 160 Basispunkte steigen lassen – 100 Basispunkte entsprechen einem Prozentpunkt. „Das dürfte ein interessantes Einstiegsniveau sein“, sagt Höfer. Denn per Ende 2024 rechnet der Anleihe-Experte mit einem Rückgang der Zinsaufschläge auf 110 Basispunkte. Entsprechend gut seien die Chancen auf Kursgewinne.
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