Fundamentale Nachricht
12:48 Uhr, 07.01.2015

Druck auf die EZB steigt - Inflation rutscht in den negativen Bereich ab

Der Dax erholt sich heute von seinen jüngsten Verlusten. Offenbar puscht die Hoffnung auf neue geldpolitische Stützungsmaßnahmen vonseiten der Europäischen Zentralbank.

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DAX

Nach den rückläufigen Inflationsdaten aus der Eurozone verstärkt sich die Hoffnung der Anleger auf neue geldpolitische Stützungsmaßnahmen seitens der Europäischen Zentralbank. Hatte der Dax am Dienstag noch nach heftigen Kursschwankungen minimal im Minus geschlossen, legt er aktuell um über ein Prozent zu. Im Fokus bleiben weiterhin die Sorgen um den schwachen Euro und den fallenden Ölpreis.

Charttechnik

Im Dax machen wir uns aktuell gerade daran, in den Bereich des gestrigen Tageshochs und den dortigen Widerstand bei 9.625 Punkten vorzudringen. Unterhalb dieser Hürde befindet sich der Index noch im kurzfristigen Abwärtstrend, so dass jeder Zeit mit einer Rückkehr der Bären und damit einer Verkaufswelle in Richtung 9.438 Punkte zu rechnen ist. Sollte der Ausbruch nach oben aber gelingen, locken kurzfristig weitere Gewinne bis auf 9.670/700 Punkte.

Thema des Tages

Die Inflationsrate in der Eurozone ist laut dem Statistikamt Eurostat im Dezember von 0,3 Prozent auf minus 0,2 Prozent gesunken. Damit rutschte die Teuerungsrate erstmals seit Oktober 2009 in den negativen Bereich. Verantwortlich hierfür war ein deutlich beschleunigter Abwärtstrend der Energiepreise. Diese gaben im Dezember um 6,3 % zum Vorjahresmonat nach, was in der Hauptsache dem kräftig gefallenen Ölpreis zu verdanken war. Die Kerninflationsrate, die die schwankungsanfälligen Preise bei Energie und Nahrungsmittel ausklammert, stieg im Dezember hingegen leicht von 0,7 auf 0,8 Prozent.

Der scheinbar nicht enden wollende Ölpreisverfall könnte die Inflationsrate kurzfristig noch tiefer in den negativen Bereich drücken. Nach Einschätzung von Capital Economics könnte der Rückgang der Verbraucherpreise der Vorbote einer Deflation sein. „Die Deflationsphase dürfte länger anhalten und schädlicher ausfallen als die kurze fünfmonatige Periode im Jahr 2009“, heißt es in einem Kommentar. Allein der Preisverfall am Rohölmarkt könnte die Inflationsrate in den ersten Monaten 2015 auf minus 1,0 Prozent drücken. Der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB) sei abermals gestiegen. Experten rechnen damit, dass die EZB demnächst den massenhaften Kauf privater und staatlicher Wertpapiere (quantitative Lockerung) lostritt, um den Preisverfall einzudämmen.

Aktien im Blick

Aktien der Dt. Telekom profitierten heute offenbar von einer klassischen Fluchtbewegung in defensive Werte (+2,69 %).

Airbus legen akt. um 3,07 % zu. Die Bestellungen 2014 liegen offenbar auf Rekordniveau.

Manz ziehen dank neuer Großaufträge im Batteriegeschäft um 14,49 % an.

Konjunktur

Die Bundesagentur für Arbeit hat für Deutschland mit 6,5 % überraschend die niedrigste Arbeitslosenquote seit der Wiedervereinigung veröffentlicht. Rund 2,764 Mio. Personen waren im Dezember ohne Job. Das sind 47.000 mehr als im Vormonat und 110.000 weniger als vor einem Jahr.

Starinvestor Bill Gross warnt vor riskanten Anlagen und rät Anlegern, mit niedrigen Renditen zufrieden zu sein. "Die Zeit für Risiken ist vorbei", schrieb er in seinem Investmentausblick.

Währungen

Der US-Dollar setzt zur Wochenmitte seine Rally auf breiter Basis fort. EUR/USD erreichte bei 1,1839 ein knappes Neunjahrestief. USD/JPY legte bislang bis 119,25 im Hoch zu, womit der Yen die Gewinnriege der vergangenen Handelstage beendete. Nachdem die Aktienmärkte ihre Talfahrt gestoppt haben, ist der Yen als „sicherer Hafen“ weniger gefragt.

USD/CHF kletterte auf ein frisches Vierjahreshoch bei 1,0141, nachdem die Schweizerische Nationalbank gemeldet hat, dass ihre Devisenreserven im Dezember angesichts der Interventionen gegen die Frankenstärke auf ein Rekordhoch von 495,1 Milliarden Franken gestiegen sind.

Rohstoffe

Der Brent-Ölpreis ist zur Wochenmitte erstmals seit Mai 2009 unter die Marke von 50 Dollar je Barrel gefallen. Analysten der Bank of America sehen kurzfristig sogar die Gefahr eines weiteren Abrutschens des Brent-Preises auf 40 Dollar je Barrel.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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