Kommentar
12:32 Uhr, 27.04.2023

Droht ein Riesencrash? Geldmenge schrumpft erstmals seit 90 Jahren!

Die Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed und jetzt auch noch die Bankenkrise führen dazu, dass die Geldmenge M2 zum ersten Mal seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren auf Jahressicht wieder schrumpft. Ist das ein Crashsignal?

Die Geldmenge hat einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Finanzmärkte. Steht viel Liquidität zur Verfügung, werden Vermögenswerte aller Art gerne gekauft, was zu einer höheren Nachfrage und Kurssteigerungen führt. Sinkt die Liquidität, werden Vermögenswerte aller Art gerne verkauft, wobei davon in der Regel spekulativere Vermögenswerte besonders stark und als erstes betroffen sind.

Die sogenannte Geldmenge M2 umfasst vereinfacht ausgedrückt sämtliche Formen von Geld, die sich relativ einfach in Bargeld umwandeln lassen, insbesondere Bargeld, Giro- und Sparkonteneinlagen, Geldmarktfonds und andere Termineinlagen. Die Geldmenge M2 umfasst alle liquiden oder nahezu liquiden Vermögenswerte, die als Tauschmittel in einer Volkswirtschaft verwendet werden können.

In den USA ist die Geldmenge M2 in den vergangenen Monaten zum ersten Mal seit ungefähr 90 Jahren auf Jahressicht wieder geschrumpft. Der folgende Chart zeigt die Veränderungsrate der Geldmenge M2 gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat.

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Jahresveränderungsrate der Geldmenge M2 in den USA (Quelle: FRED, Federal Reserve Bank of St. Louis)

Im Dezember 2022 wurde erstmals ein Rückgang der Geldmenge M2 gegenüber dem Vorjahresmonat seit vielen Jahrzehnten verzeichnet. In den Folgemonaten hat sich der Rückgang weiter beschleunigt. So lag die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahresmonat im März 2023, dem letzten Monat, zu dem aktuell Daten vorliegen, bei -4,1 %.

Die Grafik stammt vom FRED-Portal der Federal Reserve Bank of St. Louis und geht bis ins Jahr 1960 zurück. Noch weiter in die Vergangenheit reichende Daten zeigen, dass eine Schrumpfung der Geldmenge M2 auf Jahressicht tatsächlich seit der Weltwirtschaftskrise in den frühen 1930er Jahren nicht mehr aufgetreten ist.

Die Schrumpfung der Geldmenge ist ein ernstes Warnsignal für die Finanzmärkte. Steht weniger Liquidität zur Verfügung, erhöht das den Verkaufsdruck bei Vermögenswerten aller Art. Denkbar ist auch eine Abwärtsspirale, bei der Banken weniger Kredite vergeben, die wirtschaftliche Aktivität deswegen abnimmt, was dann zu einem weiteren Rückgang bei der Kreditvergabe führt.

Ausgelöst wurde die Kontraktion der Geldmenge vor allem durch die US-Notenbank Fed, die durch ihre rasanten Zinserhöhungen und den Abbau ihrer Bilanzsumme dazu beigetragen hat, dass weniger Kredite vergeben werden, was sich dann auch auf die Entwicklung der Geldmenge auswirkt.

Nicht vergessen werden darf allerdings, dass die Kontraktion der Geldmenge eben auch auf eine historisch einmalige Ausweitung im Zuge der Corona-Pandemie folgt. In den Jahren 2020 und 2021 wurde die Geldmenge so stark ausgeweitet wie niemals zuvor. Waren in den vergangenen Jahrzehnten Wachstumsraten der Geldmenge M2 im Vorjahresvergleich zwischen 0 % und 15 % üblich, wurde im Hoch im Februar 2021 eine Ausweitung der Geldmenge M2 im Vorjahresvergleich von über 25 % verzeichnet.

Die jetzt zu verzeichnende Kontraktion der Geldmenge muss in diesem Zusammenhang als eine Normalisierung nach den Exzessen der vergangenen Jahre betrachtet werden. Dies ändert aber nichts daran, dass der Rückgang ein ernstes Warnsignal sowohl für die Konjunkturentwicklung als auch für die Finanzmärkte darstellt.

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Geldmenge M2 in den USA in Mrd. USD (Quelle: FRED, Federal Reserve Bank of St. Louis)

Fazit: Zum ersten Mal seit der Weltwirtschaftskrise in den frühen 1930er Jahren schrumpft die Geldmenge M2 in den USA im Vorjahresvergleich wieder. Obwohl dieser Rückgang auf eine historisch einmalige Ausweitung im Zuge der Corona-Pandemie folgt, muss die Entwicklung als ernstes Warnsignal sowohl für die Konjunkturentwicklung als auch für die Finanzmärkte betrachtet werden.

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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