Drei Irrglauben über Chinas Wachstumsverlangsamung
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London (GodmodeTrader.de) - Die chinesischen Neuwahlen Ende dieses Jahres nähern sich mit großen Schritten. Ein Ereignis, das die Aufmerksamkeit von der aktuell ruhigen und stabilen Periode auf die mittelfristig bevorstehenden Herausforderungen lenken könnte. Steht China eine Wachstumsverlangsamung bevor? Erik Lueth, Global Emerging Market Economist bei Legal & General Investment Management, macht in seinem aktuellen Marktkommentar reinen Tisch mit drei Irrglauben zur Wachstumsverlangsamung in China und erklärt, warum es dennoch wahrscheinlich ist, dass das Wachstum Chinas schwächeln wird.
Der erste Irrglaube basiere darauf, dass Chinas Wachstum aufgrund der alternden Gesellschaft abnehmen werde. „Längerfristig betrachtet mag das korrekt sein – allerdings wird dieses Szenario nicht in den nächsten fünf Jahren eintreffen“, so Erik Lueth. Als Grund führt er die geringe Prozentpunktzahl an, die Chinas sinkende Arbeitskraft innerhalb des Bruttoinlandsprodukts 2017 ausmacht: gerade mal ein Viertel bis zu einem halben Prozentpunkt. „Zwischen 2018 und 2023 wird die alternde Population von China verschwindend geringen Einfluss auf das Wachstum haben und dadurch kurzfristig für Rückenwind sorgen“, fährt Lueth fort.
Chinas Produktivitätswachstum werde an Geschwindigkeit verlieren, da China sich vom hochproduktionellen Industriesektor zum Dienstleistungssektor mit niedriger Produktivität umorientiere – so laute der zweite Irrglaube. „Wenn wir jedoch von den Erfahrungswerten aus Japan, Korea oder Taiwan ausgehen, wird der Anteil der Industrie auf dem aktuellem Level stabil bleiben. Die meiste Arbeitskraft wird sich vom wenig produktiven Agrarsektor zum hochproduktiven Dienstleistungssektor verschieben und die Produktivität damit ankurbeln“, so Lueth.
Der dritte Irrglaube besagt, dass das Wachstum von Chinas Nachbarländern sich auf dem gleichen Entwicklungstand verlangsame, den gerade auch China gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf halte. „Für Japan und Singapur mag das zutreffen, für Taiwan und Korea aber nicht“, so Lueth. Außerdem sei es fragwürdig, ob das Pro-Kopf-Bruttoninlandsprodukt ein angemessener Faktor für Chinas Entwicklungsstand sei. „Hinsichtlich der Urbanisierung beispielsweise steht China heute dort, wo Japan 1953 war. Im Umkehrschluss verspricht dies wesentlich höhere Wachstumsraten für die Zukunft“, schlussfolgert der Experte.
„Trotz dieser drei Irrtümer glauben wir dennoch, dass Chinas Wachstum sich von jetzt an verlangsamen wird - allerdings aus einem ganz anderen Grund. Chinas Aufschwung geht von einer Kreditblase historischen Ausmaßes aus, die das Wachstum ausbremsen könnte, sobald die chinesische Wirtschaft ihre Schulden abbaut“, fährt Lueth fort. „Kreditzyklen sind sehr lang, aber es handelt sich immer noch um Zyklen, während die drei Irrglauben sich auf das Trendwachstum beziehen. Nichtsdestotrotz verfügt China weiterhin über sehr viel verstecktes Wachstumspotenzial. Dieses könnte das schleichende Wachstum ausgleichen, sobald der Entschuldungsprozess beginnt.“
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