Dramatischer Hilferuf der europäischen Solarindustrie
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- SolarEdge Technologies Inc.Kursstand: 144,970 $ (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der VeröffentlichungVerkaufenKaufen
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- SolarEdge Technologies Inc. - WKN: A14QVM - ISIN: US83417M1045 - Kurs: 144,970 $ (Nasdaq)
- SunPower Corp. - WKN: A1JNM7 - ISIN: US8676524064 - Kurs: 6,990 $ (Nasdaq)
- FTC Solar Inc - WKN: A3CM9P - ISIN: US30320C1036 - Kurs: 1,320 $ (Nasdaq)
- SUNNOVA ENERGY INT.-,0001 - WKN: A2PNYK - ISIN: US86745K1043 - Kurs: 12,970 $ (NYSE)
- JinkoSolar Holding Co. Ltd. - WKN: A0Q87R - ISIN: US47759T1007 - Kurs: 29,850 $ (NYSE)
- Meyer Burger Technology AG - WKN: A40H1E - ISIN: CH1357065999 - Kurs: 0,385 Fr (SIX)
- SMA Solar Technology AG - WKN: A0DJ6J - ISIN: DE000A0DJ6J9 - Kurs: 66,850 € (XETRA)
- Array Technologies Inc. - WKN: A2QFA4 - ISIN: US04271T1007 - Kurs: 24,800 $ (Nasdaq)
Die negativen Meldungen aus der europäischen Solarbranche reißen nicht ab. In dieser Woche wenden sich der der europäische Photovoltaik-Verband SolarPower Europe und die Vereinigung ESMC (European Solar Manufacturing Council) an die EU-Kommission und die Öffentlichkeit. Es drohe die Pleite der europäischen Solarindustrien ohne zügige Unterstützungsmaßnahmen wie z.B. einem schnellen Notaufkauf von Modulbeständen europäischer Photovoltaik-Hersteller, die Einrichtung einer Bank für Photovoltaik-Hersteller auf EU-Ebene sowie die Verbesserung der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Zusammenarbeit, um faire Wettbewerbsbedingungen auf dem europäischen Markt zu schaffen (Quelle: pv-magazine.de).
Preise für Solarmodule fallen auf Rekordtief
Was sich nach einer freudigen Nachricht für den Endverbraucher anhört, ist für die europäischen Solarfirmen ein großes Problem. Laut SolarPower Europe sind die Modulpreise in den vergangenen Monaten um mehr als 25 % auf einen Rekordtiefstand von weniger als 0,15 EUR pro Watt für Niedrigkosten-Produkte gefallen.
Ein Grund dafür ist das Überangebot aus China, welches den europäischen Markt überschwemmt. China ist mit uneinholbarem Abstand der weltweit größte Hersteller von Solarmodulen und hat über die komplette Produktionslinie eine monopolartige Dominanz aufgebaut.
Quelle: iea.org
Während die Herstellungskapazität für Solarmodule in der gesamten EU 2022 bei zehn Gigawatt lagen, kommt alleine China auf 552 Gigawatt. Und davon landen aktuell außergewöhnlich viele in Europa.
Überangebot belastet europäische Solarfirmen
Das norwegische Energieberatungsunternehmen Rystad Energy hat in einer Analyse berechnet, dass die Importe aus China die tatsächlich installierte Leistung in Europa mittlerweile so deutlich übersteigen, dass bis Ende des Jahres Solarmodule mit einer Leistung von rund 100 Gigawatt in der EU eingelagert sein werden.
Wie Detlef Neuhaus, Chef des Dresdner Herstellers von Photovoltaik-Anlagen Solarwatt, anmerkt, würden die Module zum Teil bis zu 50 % unter Herstellungskosten verkauft. Unternehmen wie Solarwatt seien dem Dumping-Modell aus China schutzlos ausgeliefert, das sei eine Wettbewerbsverzerrung. Unter den Umständen, wie es momentan laufe, werde es keine Photovoltaik-Industrie in Europa geben, äußert Neuhaus gegenüber dem MDR.
Zuletzt hatten der Waferhersteller Norwegian Crystals sowie der norwegische Hersteller Norsun Insolvenz angemeldet. Beide Unternehmen sind wichtige Zulieferer für die europäische Solarindustrie.
Wie aus Branchenkreisen zu hören ist, wollen jetzt auch deutsche Modulhersteller teilweise Kurzarbeit einführen und die Produktion herunterfahren, um Kosten zu sparen. Laut den Angaben europäischer Photovoltaikproduzenten liegen momentan Solarmodule mit mehr als 500 Megawatt Kapazität in den eigenen Lagern, das sind 30 % mehr als sonst (Quelle: handelsblatt.com).
Misslingt das Comeback der europäischen Solarfirmen?
Die Renaissance der europäischen Solarindustrie droht im frühen Stadium abgewürgt zu werden. Der Branchenverband Solarpower Europe sieht einen „perfekten Sturm“ aufziehen und richtet eindringliche Appelle an die EU-Kommission. Die rasant steigende globale Nachfrage führt zu massivem Preisdumping bei den Unternehmen des Solar-Monopolisten China.
Sollte die EU nicht sehr zügig handeln und Schutzmechanismen aufbauen, ähnlich wie es z.B. die USA mit ihren Sanktionen chinesischer Solarprodukte und den Subventionen des "Inflation Reduction Act" (IRA) tun, stehen den europäischen Solarunternehmen sehr schwere Zeiten bevor.
Sachsens Energieminister Wolfram Günther (Grüne) brachte es gut auf den Punkt: "Bei uns in Sachsen und Mitteldeutschland passiert gerade der Neustart der europäischen Solarindustrie. Wir müssen extrem aufpassen, dass diese Entwicklung jetzt nicht abgewürgt wird. Der Kahlschlag der Solarindustrie in den 2010er Jahren, das große Trauma der Branche, darf sich nicht wiederholen".
Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft, Carsten Körnig, äußert sich auf MDR-Anfrage folgendermaßen: "Derzeit wütet ein harter internationaler Verdrängungswettbewerb in der Solarbranche. Der Photovoltaik-Weltmarkt wächst rasant, wird perspektivisch das Umsatzvolumen der Automobilindustrie erreichen und daher für immer mehr Regierungen zu einem begehrten Investitionsobjekt".
Mein persönliches Fazit: Die EU täte gut daran, den Sorgen der europäischen Solarindustrie größtmögliche Aufmerksamkeit zu schenken. Schließlich dürfte dieser Branche eine Schlüsselrolle auf dem Weg zur europäischen Energieunabhängigkeit zukommen. Anstatt weiterhin Millarden von Euros in der sterbenden Braunkohleindustrie zu versenken, könnten Kooperations- und Förderprogramme ausgebaut und verbessert werden, ähnlich wie es z.B. die USA tun. Es ist die vielleicht letzte Chance, auch europäische Firmen am Schwung der Energiewende und am Zukunftsmarkt Solar teilhaben zu lassen.
Solar-Aktien teils massiv unter Druck
Die Chartbilder der Solar-Aktien zeigen sich extrem uneinheitlich. Das spiegelt sehr deutlich den extrem harten Wettbewerb in der Branche wider. Zu den aktuell sehr schwachen Werten zählen z.B. die Aktien von SolarEdge, SunPower, FTC Solar, Sunnova Energy oder JinkoSolar. Die letzten beiden Aktien notieren momentan an wichtigen Unterstützungsmarken.
Relativ gut hält sich noch die Aktie vom Branchenprimus First Solar. Die Papiere des größten Solar-Unternehmen der USA befinden sich in einer trendlosen Seitwärtsbewegung auf sehr hohem Niveau. Eine detaillierte Analyse ist hier zu finden: FIRST SOLAR - Das ist verdammt "tricky"!
Langfristiger Monatschart (1 Kerze = 1 Monat):
Stark unter Druck zeigte sich zuletzt auch die Aktie des Schweizer Konzerns Meyer Burger, das bei Chemnitz mehrere hundert Menschen beschäftigt. Nach eigenen Angaben muss das Unternehmen auf Grund der Preispolitik chinesischer Hersteller im ersten Halbjahr mehr als 13 Mio. EUR an Wertverlust bei seinen Lagerbeständen von Solarmodulen hinnehmen (Quelle: mdr.de). Bis Mitte Juli war das Chartbild hier durchaus bullisch, der starke Abverkauf der letzten Wochen trübt die Situation deutlich ein.
Inverterhersteller wie SMA Solar sind vom Überangebot bei den Solarmodulen weniger betroffen, dennoch musste die in den letzten Jahren sehr gut gelaufene Aktie nach neuen Allzeithochs im Sommer zuletzt ebenfalls Federn lassen.
Absolut unbeeindruckt von den strauchelnden Kursen bei den übrigen Solar-Aktien zeigen sich die Papiere von Array Technologies. Sie "kleben" an den Hochs der Jahre 2022 und 2023. Array Technologies entwickelt, produziert und vertreibt Tracker-Systeme, die es Solaranlagen ermöglichen, der Sonne zu folgen und so die Energieerzeugung zu optimieren. Dies steigert die Effizienz von Photovoltaik-Projekten weltweit. Eine sehr ausführliche Analyse dieser Aktie ist hier zu finden: HOTstock3 der Woche: Solar-Aktie vor großem Kaufsignal?
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