Analyse
12:20 Uhr, 03.01.2023

DRÄGERWERK – Vorbei ist’s mit den Genüssen!

Für das Lübecker Medizin- und Sicherheitstechnikunternehmen ging gestern eine kleine Ära zu Ende: Die letzten Genussscheine wurden zurückgezahlt. Die Aktionäre können sich freuen, da künftig wieder mehr vom Gewinn für sie übrigbleibt.

Erwähnte Instrumente

  • Drägerwerk AG & Co. KGaA Vz - WKN: 555063 - ISIN: DE0005550636 - Kurs: 42,950 € (XETRA)
  • Drägerwerk AG & Co. KGaA - WKN: 555060 - ISIN: DE0005550602 - Kurs: 37,400 € (XETRA)

Genussscheine sind ein eher exotisches Kapitalmarktinstrument und inzwischen so gut wie ganz aus der Mode. Dräger war tatsächlich das letzte große börsennotierte Unternehmen in Deutschland, welches Genussscheine ausstehen hatte. Ein Genussschein ist eine Art Hybrid-Wertpapier – je nach Ausgestaltung kann ein Genussschein mehr Eigenkapital- oder mehr Fremdkapitalcharakter haben. Die Möglichkeiten für den Emittenten sind dabei recht vielfältig.

Seit 1983 hatte Dräger drei Genussschein-Serien (A, D und K) begeben, die keine feste Laufzeit hatten. 2020 hatte das Unternehmen dann alle drei Serien gekündigt und die Serien A und K bereits 2021 zurückgezahlt und eingezogen.

Die Serie D, von welcher nach dem Rückkaufangebot durch Dräger im Jahr 2021 noch 382.289 Scheine ausstanden, wurde zum 31. Dezember 2022 gekündigt und gegen Zahlung eines Preises von 546,20 Euro je Genussschein gestern eingezogen. Im Mai dieses Jahres erfolgt dann nach der Hauptversammlung die letzte Dividendenausschüttung für die Serie D, welche nochmal einen Aufwand von über 200 Mio. EUR erfordert. Dann ist dieses Kapitel für Dräger endgültig erledigt.

Die Dräger-Genussscheine wurden von Marktteilnehmern süffisant gerne als „teures Eigenkapital“ betitelt. Die nun zurückgezahlte Serie D beispielsweise gewährte den Inhabern einen Anspruch auf eine jährliche Ausschüttung der zehnfachen Dividende, die für die Dräger-Vorzugsaktie ausgeschüttet wurde. Dafür hatten die Genussscheininhaber nicht das Recht an der Hauptversammlung teilzunehmen und waren auch nicht bezugsberechtigt bei Kapitalerhöhungen.

Fazit: Mit der Tilgung der letzten Genussscheine geht für Dräger ein Stück Kapitalmarkthistorie zu Ende. Die Aktionäre wird’s freuen, müssen sie sich künftig nicht mehr die Ausschüttung mit den Genusscheininhabern teilen. Operativ lief es bei den Lübeckern im abgelaufenen Geschäftsjahr nicht rund, nach über 20 Gewinnjahren wird für 2022 ein Verlust ausgewiesen werden müssen. Die Aktie wurde in den beiden Jahren zwar ordentlich gebeutelt, bietet für mutige, antizyklisch agierende Anleger jetzt aber eventuell eine interessante Chance.

Jahr 2022e* 2023e* 2024e*
Umsatz in Mrd. EUR 2,98 3,16 3,29
Ergebnis je Aktie in EUR -3,49 2,58 3,53
KGV -12 17 12
Dividende je Aktie in EUR 0,19 1,76 1,80
Dividendenrendite 0,44 % 4,09 % 4,19 %

*e = erwartet

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Über den Experten

Reinhard Hock
Reinhard Hock
Finanzmarktanalyst

Reinhard Hock ist seit über 25 Jahren an der Börse aktiv. Sein Interesse für die Finanzmärkte wurde während der Ausbildung zum Bankkaufmann geweckt. Später arbeitete er mehrere Jahre an der Börse Stuttgart und war dann jahrelang als freiberuflicher Redakteur mit dem Schwerpunkt Berichterstattung über Hauptversammlungen tätig. Dabei hat er sich ein umfassendes Wissen im Nebenwertebereich aufgebaut. Seit Oktober 2022 ist er bei stock3 für Fundamentalanalysen zuständig.

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