Analyse
11:05 Uhr, 14.07.2024

DOW JONES - Warum bin ich in diesem Index short?

Hat der Dow Jones am Freitag einen Befreiungsschlag gelandet oder ist das neue Allzeithoch eher eine Bärenfalle? Der Dow Jones steht vor wichtigen Tagen. Hier sollte eine Entscheidung fallen, welche den Kursverlauf die nächsten zwei bis drei Monate prägen sollte.

Erwähnte Instrumente

  • Ten-Year U.S. Treasury Notes Futures - WKN: 969019 - ISIN: XC0009690196 - Kurs: 111,26 $ (ARIVA Indikation)
  • Dow Jones - WKN: 969420 - ISIN: US2605661048 - Kurs: 40.000,90 $ (NYSE)
  • Unlimited Turbo Optionsschein auf Dow Jones Industrial Average - Kurs: 6,420 € (BNP)

Der Dow Jones hat am Freitag erstmals seit 16. Mai wieder ein neues Allzeithoch markiert. Ist damit die Schwächephase gegenüber dem Nasdaq 100 und dem S&P 500 beendet? Oder ist dieses Allzeithoch ein Zeichen dafür, dass eine Korrektur unmittelbar bevorsteht?

In der letzten Woche fing die Berichtssaison an. Mit JPMorgan hat am Freitag auch bereits das erste im Dow gelistete Unternehmen Zahlen veröffentlicht. Mein Kollege Sascha Gebhard hat diese Zahlen in seinem Artikel „JPMORGAN – Der Bankenriese meldet gute Zahlen“ erläutert. Die Börse reagierte mit einem Abschlag von 1,21 % auf diese Zahlen. In der nächsten Woche werden mit Goldman Sachs (Montag), UnitedHealth (Dienstag) und Johnson & Johnson (Mittwoch) weitere Unternehmen, deren Aktien im Dow Jones gelistet sind, Zahlen liefern.

Zudem gab es am Donnerstag und Freitag neue Zahlen zur Inflation in den USA. Am Donnerstag fielen diese Zahlen niedriger und somit besser als erwartet aus. Diese Zahlen hat mein Kollege Oliver Baron in seinem Artikel „US-Inflation im Juni niedriger als erwartet“ erläutert. Am Freitag folgten die US-Erzeugerpreise. Hier fielen die Zahlen schlechter als erwartet aus. Eine Erklärung dieser Zahlen gibt es in dem Artikel „US-Erzeugerpreise steigen stärker als erwartet“ ebenfalls von Oliver Baron. Der Dow Jones kletterte in beiden Fällen, während der Nasdaq 100 am Donnerstag einen seiner größten Rückschläge in der Rally ab Oktober 2023 hinnehmen musste.

Zinsentwicklung

Für die nächste Zinssitzung am 31. Juli erwarten aktuell 6,2 % eine Zinssenkung und 93,8 % einen unveränderten Zinssatz. Nach den guten Inflationszahlen vom Donnerstag stieg allerdings die Hoffnung, dass es in diesem Jahr doch noch drei Senkungen geben könnte deutlich an. Eine Mehrheit von 50,6 % präferiert dieses Szenario aktuell. 40,5 % sehen zwei Zinssenkungen. Der Rest verteilt sich auf keine, eine oder sogar vier Senkungen. (Quelle: CME Fed Watch)

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Ten-Year U.S. Treasury Notes Futures

Das US-Gegenstück zum Bund Future fand im Oktober 2023 nach einer mehrjährigen, massiven Abwärtsbewegung ein Tief bei 105,36 Punkten. Von dort aus erholte sich der Future in einer schnellen Rally an den Widerstandsbereich um 113,19 Punkte und prallte dort im Dezember 2023 nach unten ab.

Danach setzte eine tiefe Korrektur ein. Der Future fiel auf ein Tief bei 107,16 Punkten. Seit Ende April zeigt sich aber wieder ein Aufwärtstrend. Inzwischen hat der Future den Abwärtstrend seit August 2021 überwunden. Im zweiten Anlauf am Donnerstag und Freitag gelang auch ein Ausbruch über das log. 61,8%-Retracement der Abwärtsbewegung seit dem Hoch aus dem Dezember. Diese Retracement liegt bei 110,94 USD.

Mit diesem Ausbruch gab es ein wichtiges Signal. Der Future sollte in den nächsten Tagen erneut gen 113,19 Punkte ansteigen. Und falls ein Ausbruch über diese Hürde gelänge, wäre sogar Platz in Richtung 117 Punkte. Somit deutet erst einmal vieles auf fallende Renditen im Bereich der 10-jährigen US-Staatsanleihen hin. Denn zwischen Futurekursen und Renditen der Anleihen gibt es eine inverse Beziehung. Steigt das eine (in diesem Fall die Kurse), fällt automatisch das andere (in diesem Fall die Renditen).

Ein Rückfall unter das letzte Konsolidierungstief bei 109,09 Punkte wäre jetzt ein schwerer Rückschlag für die Bullen. In diesem Fall könnte es sogar zu einem Test des Tiefs aus dem Oktober 2023 kommen.

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Stimmung an den Märkten

Der Fear & Greed Index von CNN bezieht sich eigentlich auf den S&P 500. Er notiert bei 56 Punkten und ist gerade erst in den Bereich eingedrungen, der Gier kennzeichnet. Da der Index theoretisch auf 100 Punkte steigen kann und die meisten Hochpunkte in der Rally seit Oktober 2022 im Bereich um 80 Punkte gebildet wurden, hätte der Index theoretisch noch reichlich Platz nach oben und würde auf weiteres Aufwärtspotenzial an den Märkten hindeuten.

Aber ich denke, der reine Punktestand zeigt hier nicht das wahre Bild. Der Index besteht aus 7 Einzelkomponenten. Betrachtet man diese Komponenten genauer, wird schnell klar, dass der Gesamtindex eigentlich nur so tief steht, weil die Marktbreite in der Rally eine Katastrophe war. Viele Aktien haben von der Rally an den Märkten kaum bis gar nicht profitiert. In dieser Rally tritt der Spruch „Die Flut hebt alle Boote“ nicht zu. Diese Rally wurde von wenigen großen Werten getragen.

Betrachtet man das Put/Call-Ratio, dann stellt man schnell fest, dass die Stimmung überbordend optimistisch ist. Das PCR fiel in der letzten Woche unter die Tiefpunkte aus dem letzten Jahr. Diese lagen bei 0,64 und 0,65 Punkten. Aktuell steht es bei 0,62 Punkten. Im Verlauf der letzten Woche habe ich intraday sogar ein Tief bei 0,58 Punkten gesehen.

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Saisonale Muster (Quelle: seasonax.com)

In den letzten 25 Jahren hat der Dow Jones im Durchschnitt im Juli ein Hoch markiert, das im August zwar das eine oder andere Mal noch angekratzt wurde, aber im Schnitt nicht stabil durchbrochen wird. Der Index kann im Juli und August seitwärts laufen, ehe es im September und Oktober zur historischen schlechten Phase kommt.

Der Verlauf über die komplette Historie weicht allerdings deutlich ab. Hier steigt der Index bis in den September hinein, ehe es zur schlechten Phase kommt.

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Langfristiges Chartbild

Der Dow Jones befindet sich seit Jahrzehnten in einer Rally. Dabei gab es im Januar 2022 bei 36.952 Punkten ein wichtiges Zwischenhoch. Anschließend kam es zu einem Rücksetzer auf das alte Allzeithoch vor dem Coronacrash. Der Dow fiel leicht unter dieses Hoch ab, drehte aber danach sofort wieder nach oben.

Im November 2023 durchbrach der Index seinen Abwärtstrend ab dem Hoch aus dem Januar 2022. Anschließend kletterte der Index auf 39.889 Punkte. Seit März läuft er seitwärts.

Im langfristigen Chartbild lassen sich über verschiedene Methoden noch einige offene Kursziele konstruieren. Z.B. ergibt sich aus dem Ausbruch über eine langfristige obere Pullbacklinie (rot punktiert im Chart) ein Ziel bei ca. 46.700 Punkten. Interpretiert man die Korrektur des Jahres 2022 als bullische Flagge auf die Rally ab März 2022 ergibt sich ein Ziel bei 58.260 Punkten. Aber das sind langfristige Ziele. Das Ziel bei 58.260 Punkten kann auch erst im nächsten Jahrzehnt erreicht werden.

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Mittelfristiges Bild

Im Oktober 2022 markierte der Index ein Tief bei 28.660 Punkten. Danach zog er unter Schwankungen bis 01. August 2023 auf ein Hoch bei 35.679 Punkte an. Dort drehte der Index nach unten und fiel auf 32.327 Punkte.

Dieses Tief aus dem Oktober 2023 war der Ausgangspunkt einer Rally, welche im März 2024 zu einem Allzeithoch bei 39.889 Punkten führten.

Seit diesem Hoch bewegt sich der Index in einem bärischen Keil leicht aufwärts. Dabei markierte er im Mai noch einmal ein neues Allzeithoch bei 40.077 Punkten und am Freitag ein weiteres Hoch bei 40.257 Punkten. Mit diesem Hoch arbeitete er ein noch offenes Ziel bei 40.243 Punkten beinahe exakt ab.

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Kurzfristiges Chartbild

Der Dow Jones erreichte am Freitagabend die obere Begrenzung des bärischen Keils. Dort prallte er vor allem in der letzten Handelsstunde nach unten ab. Er fiel wieder unter sein altes Allzeithoch bei 40.077 Punkten zurück.

Der Index war am Freitag im Hoch auf Stundenbasis extrem überkauft. Der Einbruch in der letzten Handelsstunde hat bisher keine „Besserung“ verschafft.

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Fazit

Der Dow Jones hat meiner Meinung nach mit dem Anstieg vom Freitag sein Aufwärtspotenzial ausgenutzt. Er hat ein wichtiges Ziel bei 40.243 Punkten noch sauber abgearbeitet. Die Struktur der Bewegung seit dem Hoch aus dem März 2024 ist meiner Ansicht nach eine bärische Struktur (bärischer Keil). Zudem zeigt das Put/Call-Ratio eine überbordend optimistische Stimmung. Und als Drittes beginnt jetzt eine Börsenphase, in der steigende Kurse im Gesamtmarkt unwahrscheinlich werden.

All dies zusammen lässt mich zu dem Schluss kommen, dass der Dow vor einer Abwärtsbewegung steht. Diese Abwärtsbewegung könnte bis in den Oktober hinein andauern. Im ersten Schritt könnte der Index an die Unterkante des Keils abfallen. Diese liegt in der kommenden Woche bei 38.460 Punkten. Später kann der Index in den Bereich um 37.021 bis 36.954 Punkte oder 35.357 bis 35.153 Punkte abfallen. Das erste wäre ein Rückfall auf das alte Allzeithoch aus dem Januar 2022. Das zweite wäre ein Pullback auf den gebrochenen Abwärtstrend ab diesem Hoch aus dem Januar 2022. In beiden Fällen würde durch die Abwärtsbewegung die langfristige Rally bestätigt und nicht infrage gestellt werden.

Und deshalb habe ich am Freitag auch eine Shortposition auf den Dow Jones in meinem Musterdepot Active Trading eröffnet. Ich bin bereits bei 40.050 Punkten short gegangen, indem ich eine Position in dem Hebelzertifikat mit der Isin: DE000PF86YM6 eröffnet habe. Zwar bestand die Möglichkeit, dass der Index noch bis zur Oberkante des Keils durchzieht, aber es bestand auch die Möglichkeit, dass er schon am alten Rekordhoch nach unten abdreht. Daher bin ich das Risiko, dass die Position zunächst noch rund 200 Punkte gegen mich läuft, eingegangen. Zudem ist das CRV für eine Shortposition sehr gut. Ich musste an dieser Stelle etwa 560 Punkte Risiko eingehen. Anderseits kann der Index 3.000 oder sogar 4.700 Punkte fallen. Wenn nur jeder vierte Trade dieser Art sein Ziel erreicht, würde ich ein dickes Plusgeschäft machen. Wie ich mit dieser Position weiter verfahre, kannst du in stock3 Trademate, dem Experten-Service von stock3 erfahren. Hier hast Du Zugriff zu exklusiven Experten-Analysen & deren Musterdepots, stark erweiterte Speicherrechte überall auf stock3 und alle stock3 Plus-Artikel. Jetzt unverbindlich testen.

Steigt der Dow Jones im Übrigen stabil über das Hoch vom Freitag an, dann gerät meine Shortpositon in Schieflage. Denn ein stabiler Ausbruch über dieses Hoch würde dem Index zunächst Platz bis 42.304 bis 42.704 Punkte verschaffen.

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4 Kommentare

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  • Obi-Wan Kenobi
    Obi-Wan Kenobi

    So und nun Alexander? 40750

    Ist deine Posi KO?

    16:34 Uhr, 16.07.
    1 Antwort anzeigen
  • H.Fauteck
    H.Fauteck

    Für mich ist der Aufwärtstrend noch intakt.

    19:26 Uhr, 14.07.
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

Mehr über Alexander Paulus
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