Kommentar
08:01 Uhr, 05.12.2017

Dieses Mal ist alles anders! Oder?

Man hat zwar den Eindruck, dass der Markt allgemein kein Halten mehr kennt, doch in Wahrheit ist die Performance auf wenige Sektoren zurückzuführen – leider die falschen.

In der ersten Jahreshälfte sah es einmal für wenige Wochen so aus als sei die schier unglaubliche Outperformance der FAANG Aktien beendet (Facebook, Apple, Amazon, Netflix, Google). Heute steht so mancher Kurs 50 % höher.

FAANG erhält die größte Aufmerksamkeit, doch es sind nicht allein diese großen fünf Namen, die den Markt treiben. Alles, was Technologie, insbesondere Blockchain oder Bitcoin im Geschäftsmodell hat, geht durch die Decke. Immerhin kann man von den großen Unternehmen nicht behaupten, dass sie nichts verdienen. Sie sind Geldmaschinen.

Die zweite Reihe der Technologieunternehmen kann profitabel sein, muss es aber nicht. Viele der noch jungen Unternehmen, die als Wachstumsunternehmen gepriesen werden, verdienen kein Geld. Im Gegenteil sogar, sie verbrennen schneller Geld als man schauen kann. Tesla ist so ein Beispiel.

Teslas Cash Bedarf wird derzeit fast nur von einem Unternehmen übertroffen. Dieses notiert allerdings nicht an der Börse. Es ist Uber, welches zuletzt 1,5 Mrd. in einem Quartal verlor. Trotzdem ist Uber noch immer mit an die 60 Mrd. Dollar bewertet, also dem 10-fachen des jährlichen Verlustes.

Die Euphorie über Wachstumswerte ist an der Börse am offensichtlichsten, macht dort aber nicht Halt. Auch im Private Equity Segment sind Bewertungen in luftige Höhen gestiegen. Für den Markt ist das ein Problem. Er hat nämlich eine sehr spezielle Historie. Die Grafik fasst diese Historie zusammen.

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Immer dann, wenn Wachstumswerte das langweile Value Segment deutlich outperformen, sind die Probleme nicht mehr weit entfernt. Das war 2015 nicht anders als 2011, 2009 und 2008. Besonders ausgeprägt war es zur dotcom Zeit. Soweit sind wir heute noch nicht, doch die Outperformance gehört zu den offensichtlichsten seit vielen Jahren.

Über die Gründe dieser Outperformance kann man nur spekulieren. Eine naheliegende Erklärung bietet das Sentiment. Sind Anleger besonders zuversichtlich, setzen sie auf riskante Zukunftswetten, also Wachstumswerte, die am besten derzeit noch kein Geld verdienen, sondern welches verlieren.

Dass dabei Unternehmen wie Tesla höher bewertet sind als Gelddruckmaschinen wie GM, BMW und VW spielt keine Rolle. Solche Unternehmen werden der Erwartung nach ja irgendwann sehr profitabel sein. Die Erwartungen erfüllen sich bei den wenigsten Firmen.

Greift generell übermäßiges Selbstvertrauen um sich, tendieren Wachstumswerte zu einer Outperformance. In regelmäßigen Abständen werden diese Bullenmärkte durch heftige Korrekturen unterbrochen. Das muss nicht gleich der Beginn eines Bärenmarktes sein.

Die aktuelle Outperformance erreicht Ausmaße, die eine Korrektur geradezu herausfordern. Anleger, die mit voller Inbrunst bei dem Wahnsinn mitmachen, sprechen häufig davon, dass diesmal alles anders sei, dass es einen Paradigmenwechsel gibt. Wenn es soweit ist (und soweit ist es inzwischen), kann ein Rücksetzer eigentlich nicht mehr fern sein. Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass der Nasdaq in den letzten Tagen nicht mehr mit dem Dow Jones und S&P 500 mithalten kann.

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Über den Experten

Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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