Kommentar
14:14 Uhr, 11.04.2022

Dieses Angstsignal bietet Chancen

Ein besonders konjunktursensibler Sektor verlor in nur einer Woche 15% an Wert. Das ist das Angstsignal, denn der Sektor gilt als Vorlaufindikator für den ganzen Markt.

Jedes Angstsignal bietet auch Chancen. Zunächst muss man aber das Signal verstehen. Dabei geht es um die Kursentwicklung des Dow Jones Industrial und des Dow Jones Transportation Index. Transportaktien reagieren sehr sensibel auf konjunkturelle Entwicklungen. Laufen die Geschäfte im Transportwesen schlechter, kommt dies im Rest der Wirtschaft früher oder später ebenfalls an.

In den zurückliegenden Handelstagen ist der Transportindex regelrecht eingebrochen. Ein Minus von 15 % in nur etwas mehr als einer Handelswoche ist ein starkes Signal. Der Kurseinbruch ist nicht weniger langsam als im März 2020. Zugegeben, im März 2020 war das Minus insgesamt größer, da sich die Korrektur in die Länge zog. Die Verluste innerhalb von je sechs Handelstagen waren jedoch selbst im März 2020 nicht größer als jetzt.

Man kann schon fast von Panik im Transportsektor sprechen. Fallen Aktien in diesem Sektor und steigen die Kurse im Gesamtmarkt oder laufen seitwärts, ergibt sich eine Divergenz. Häufig folgt der Gesamtmarkt mit zeitlicher Verzögerung dem Transportindex. Das war Ende der 90er Jahre so, 2015 und auch vor dem Coronacrash (Grafik 1).

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Das Signal ist nicht ohne Fehler. Die Trefferquote liegt keineswegs bei 100 %. So stieg der Transportindex im Jahr 2008 munter weiter, während der Gesamtmarkt bereits korrigierte. Dennoch ist das Signal ernst zu nehmen. Wird weniger transportiert, ist das ein Signal sinkender Nachfrage.

Unternehmen bestellen weniger Ware, weil sie weniger Nachfrage erwarten. Bis man das in den Wirtschaftsdaten sieht, können Monate vergehen, denn Unternehmen können Nachfrage kurzfristig aus dem Lagerbestand bedienen. Die Konsumausgaben können also kurzfristig weiter stark sein und so den Eindruck vermitteln, dass alles in Ordnung ist. Hinter den Kulissen erwarten Firmen jedoch einen Rückgang.

Ob man dem Signal trauen kann, hängt von mehreren Faktoren ab. Es ist keinesfalls gesichert, dass die Wirtschaft insgesamt auf einen Abschwung zusteuert, nur weil weniger transportiert wird. Stattdessen kann es sich als Fehlsignal entpuppen, da der Transportsektor aus dem Corona-Ausnahmezustand tritt.

Die Nachfrage nach Gütern war aus Mangel an Konsumalternativen sehr groß. Es gab zu wenige Container, zu wenige Schiffe, zu weniger Lastkraftwagen und Fahrer. Es war ein Ausnahmezustand, der für hohe Volumina und Margen gesorgt hat. Der Güterkonsum normalisiert sich nun und die Lager sind wieder gefüllt. Es ist vollkommen klar, dass eine Normalisierung für den Transportsektor wie ein Abschwung wirkt. Eine Normalisierung ist für die Gesamtwirtschaft jedoch nicht unbedingt ein Warnsignal.

Da Transportwerte so stark korrigiert haben, gehört der Sektor auf die Watchlist. Langfristig bleiben viele Trends bestehen. Der Versandhandel geht permanent gestärkt aus der Pandemie hervor. Aufgrund des Ukrainekriegs ergibt sich zudem eine erhöhte Transportnachfrage zwischen den USA und Europa. Man denke nur an Gaslieferungen.

Der langfristige Trend unterstützt Transportwerte. Betrachtet man den Dow Jones Industrial und Transportation Average über einen langen Zeitraum, ist man dennoch ernüchtert. Transportwerte scheinen langfristig underzuperformen (Grafik 2).

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Der Eindruck täuscht. Die Underperformance fand in den Jahren bis 1940 statt. Seither liegt die Performance auf Marktniveau (Grafik 3). Rücksetzer werden früher oder später wieder aufgeholt und Transportwerte schließen zum Markt auf. Eine interessante Chance beginnt sich hier auszubilden.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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