Fundamentale Nachricht
15:06 Uhr, 30.12.2016

Dieser Indikator mahnt zur Vorsicht

An den Börsen herrscht zum Jahresende 2016 heile Welt. Ich habe meine Zweifel, dass diese noch lange anhalten wird.

Zwischen Weihnachten und Neujahr passiert kaum etwas, die meisten Anleger sind im Urlaub und so wirklich will sich auch niemand Gedanken darüber machen, dass die Jahresendrallye auch irgendwann einmal zu Ende geht. Das Ende kommt zwangsläufig - meist schon recht früh im Januar. Saisonal bedingt gibt es zu Jahresanfang häufig eine korrektive Bewegung. Besonders eindrücklich war das Anfang 2016. Bis Ende 2015 hielten sich die meisten Indizes noch so gerade über Wasser. Gleich am ersten Handelstag des neuen Jahres ging es dann steil abwärts.

Irgendwie hätte man es ahnen können - vielleicht und mit viel Glück. Hinterher ist man immer schlauer und wenn man zurückblickt hat man häufig das Gefühl, dass man es doch eigentlich erahnt hatte. Wie dem auch sei, es gibt einen recht zuverlässigen Vorlaufindikator, der Probleme für Aktien ankündigt. Dieser Indikator hat mit dem US-Automarkt zu tun.

Der US-Automarkt steht global mit dem Chinas an der Spitze und ist mit 18 Mio. verkauften Fahrzeugen pro Jahr nicht nur für die USA wichtig. Für die US-Wirtschaft sind die Autoverkäufe wohl sogar weniger wichtig als für den Rest der Welt. Die Produktion findet vor allem im Ausland statt. Grafik 1 zeigt wie sich die US-Autoproduktion in den letzten 23 Jahren entwickelt hat. Der Trend ist abwärts gerichtet. Immerhin hat sich die Produktion Seit 2012 stabilisiert.

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Der Rückgang kommt übrigens nicht allein durch höhere Exporte aus Mexiko oder Kanada. Aus Kanada werden heute so viele Autos importiert wie vor 20 Jahren. Mexiko konnte zulegen (von 20.000 auf 100.000 Fahrzeuge), allerdings erklärt das nicht den heimischen Produktionsrückgang von über 200.000 Fahrzeugen im gleichen Zeitraum.

Wie dem auch sei, die Autoproduktion ist nicht der Indikator, um den es geht. Diese sei nur als Randnotiz erwähnt. Vielmehr geht es um die Verkäufe von schweren Lastwagen. Grafik 2 stellt die Verkäufe schwerer LKW dem S&P 500 gegenüber. Die Korrelation ist extrem hoch. Kein Bärenmarkt oder keine nennenswerte Korrektur wurden nicht mindestens ein halbes Jahr vorher durch rückläufige Verkäufe angekündigt. Das gilt seit es Daten gibt.

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Die Verkäufe zeigen relativ klar Konjunkturzyklen an. Die Datenreihe ist dabei noch etwas schneller und akkurater als der Arbeitsmarkt. Das Problem dabei: nicht jeder Abschwung führt auch zwangsläufig zu einer großangelegten Korrektur auf dem Aktienmarkt. Anfang der 90er Jahre gab es zwar eine Rezession, doch den Aktienmarkt störte das wenig. Immerhin kam es zu einem kurzfristigen Rücksetzer in der Größenordnung von 15 %.

Zuletzt gab es einen massiven Einbruch der Verkäufe beginnend im Juni 2015. Zwei Monate später gab es einen Crash und Anfang 2016 folgte eine weitere Korrektur. Nun rennt der Markt seit Wochen bzw. seit dem Brexit-Votum nach oben. Weder die LKW Verkäufe noch die Konjunkturdaten rechtfertigen dies. Es gab zuletzt einen kleinen Rebound der LKW Verkäufe, doch dies erinnert bisher mehr an die Situation im April 2008. Entwarnung bedeutet das nicht.

Die wirtschaftliche Stärke der USA ist alles andere als gegeben. Hinter den Kulissen bröckelt sie weiter. Die LKW Verkäufe haben natürlich auch viel mit dem Rohstoffmarkt zu tun. Dieser drückte die Verkäufe. Einen großen Rebound erkennt man derzeit trotz steigender Rohstoffpreise noch nicht, zumindest nicht nachhaltig. Das sollte zur Vorsicht mahnen. Die Börse nimmt derzeit eine konjunkturelle Stärke vorweg, die es schlichtweg nicht gibt.

Trotz erster negativer Anzeichen auf dem Arbeitsmarkt und einem Konjunkturindikator, der Warnsignale ertönen lässt, bleibe ich vorerst bei meinem bullischen Bias. Die Zeit dafür läuft allerdings ab. Aktuell sehe ich keinen Grund, weshalb der Bullenmarkt 2017 überstehen sollte.

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6 Kommentare

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  • thomas84
    thomas84

    ich bin in meinen Depot Demo Depot mit 3k mit 4000 Nikkei sthort mal sehen bei 19350, Ziel habe ich mir gesetzt 17.880 und stopp 19400, Demo Depot

    12:43 Uhr, 03.01.2017
  • thomas84
    thomas84

    nein wann der Crash kommt weiß niemand, aber das der Nikkei schnelle 1000 Punkte und mehr ab 19350 fällt dürfte Safe sein

    11:55 Uhr, 03.01.2017
  • DerSchakal73
    DerSchakal73

    wann kommt der Crash Herr Schmale??

    15:28 Uhr, 02.01.2017
    1 Antwort anzeigen
  • thomas84
    thomas84

    evtl dippen Nikkei und con die letzten Handelsstunden heute noch nach unten , weg im Nikkei wäre ein Schluß unter 18900 heute denkbar

    17:50 Uhr, 30.12.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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