Kommentar
11:11 Uhr, 25.02.2020

Diese Wirtschaftsdaten aus den USA mahnen zur Vorsicht

Noch vor einer Woche schien der Aktienmarkt unverwüstlich. Mit einem wirtschaftlichen Paukenschlag in den USA ändert sich das schlagartig.

Bereits seit Ende 2018 trübte sich die Lage ein. Diese Eintrübung erfasste allerdings nur die Industrie. Der Einkaufsmanagerindex fiel von über 60 auf unter 50 Punkte (Grafik 1). Mit Werten unterhalb der Marke von 50 Punkten war klar, dass die Industrie schrumpfte. Eigentlich hätte das Anleger beunruhigen sollen. Tat es aber nicht.

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Anleger redeten sich die Sache schön. Immerhin lief es ja im Dienstleistungssektor hervorragend. Da dieser Sektor über zwei Drittel der Wirtschaftsleistung repräsentiert, musste man sich keine Sorgen machen. So wurde zumindest argumentiert.

Dienstleistungen sind aber von der Industrie nicht losgelöst. Früher oder später kommt eine Schwäche in der Industrie auch bei den Dienstleistungen an. Nun ist dieser Moment gekommen.

Inzwischen hat sich die Lage in der Industrie sogar wieder etwas entspannt. Der Markit Einkaufsmanagerindex notiert über der Marke von 50 Punkten. Dafür sackte der Index für Dienstleistungen massiv ab. Der vorläufige Wert für Februar wurde auf 49,4 Punkte festgesetzt.

Noch im Vormonat lag der Wert bei 53,4 Punkten. Das ist ein massiver Rückgang, der zudem nun auch Kontraktion statt Wachstum anzeigt (Grafik 2). Dienstleistungen stehen schlechter da als die Industrie. Das sollte Anlegern zu denken geben.

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Das Argument, dass wegen dem Dienstleistungssektor alles in Ordnung ist, gilt nicht mehr. Es ist nämlich nicht mehr alles in Ordnung. Die US-Wirtschaft stagniert nach den neuesten Zahlen. Aktionäre können sich damit von jeglichem Gewinnwachstum in diesem Jahr verabschieden.

Ohne Gewinnwachstum ist der Markt einfach zu hoch bewertet. Bisher wurde ein Gewinnwachstum von 8 % für dieses Jahr erwartet. Die Erwartungen sind zu Beginn des Jahres für gewöhnlich zu hoch. Im Jahresverlauf werden die Schätzungen nach unten angepasst. Das geschieht jedes Jahr.

Selbst ohne eine Eintrübung der wirtschaftlichen Lage dürfte durch die herkömmliche Revision nicht mehr als 5 % Wachstum übrig bleiben. Da die Wirtschaft nun langsamer wächst als bisher gedacht, ist Gewinnstagnation wahrscheinlich. Anleger haben das noch nicht eingepreist.

Es wäre nicht verwunderlich, wenn der US-Markt einen Rücksetzer von 10 % verzeichnet. Das würde die bisher zu hohen Erwartungen korrigieren. In einer Erstreaktion fiel der US-Markt am Freitag deutlich, als die Zahlen veröffentlicht wurden.

Wer nun aber eine Einbahnstraße nach unten vermutet, liegt vermutlich ebenfalls falsch. Man darf nicht vergessen, dass die Werte im Februar stark vom Coronavirus beeinflusst sind. Während Anleger das Thema bisher ignorierten, dürften Einkaufsmanager überreagiert haben. Ich wäre nicht überrascht, wenn sich die Lage bald wieder entspannt und Februar als Ausreißer dasteht.

Korrekturbedarf gibt es trotzdem. Ob Ausreißer oder nicht, die US-Wirtschaft ist nicht so unverwundbar wie Anleger bisher meinten. Allein diese Neueinschätzung rechtfertigt ein anderes Bewertungsniveau des Marktes.

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  • Edka
    Edka

    Denke die FED verfolgt diese Daten ebenfalls akribisch und werden bei Bedarf unterstützend einwirken

    12:08 Uhr, 25.02. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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