Kommentar
06:18 Uhr, 25.02.2017

Diese Tipps von Starinvestoren verbesserten mein Trading

Nachdem ich so oft mit meinem bisher geglaubten Wissen über Trading und Märkte gescheitert war, begann ich mich auf die Suche nach Menschen, die das Handwerk Börse augenscheinlich beherrschten. Ich war neugierig, was die anders machten als ich.

Ein sicherer Weg zum Erfolg beim Trading ist jemanden zu kopieren, der bereits erfolgreich ist.

Doch was ist, wenn man niemanden kennt, der erfolgreich handelt?

Erfolg hinterlässt immer Spuren. Wenn Sie etwas im Leben erreichen, dann sprechen die Leute über Sie. Schauen Sie mal in die Forbes-Liste der 100 reichsten Menschen der Welt. (1) Sie werden ein paar Trader, Investoren und Fondsmanager finden.

Manche von denen sind sogar bereit in Interviews, Vorträgen oder Büchern über ihre Ideen zu sprechen. Steven Cohen oder David Tepper geben in Interviews ganz deutliche Hinweise, wie sie Trades auswählen. Andere wie George Soros bleiben in der Theorie, geben aber dennoch wertvolle Tipps, wie sie mit dem Chaos der Märkte umzugehen lernten.

Hier sind 3 Empfehlungen von Starinvestoren, die mein Anlageverhalten verbessert haben.

Tipp 1: Warren Buffett: „Risk comes from not knowing what you're doing.”

Es ist für mich eines der wichtigsten Zitate von Warren Buffett, in dem unglaublich viel Weisheit steckt und es ist für Trader genauso relevant wie für Investoren.

Für viele Anleger ist der Markt ein großes Nebelfeld, durch das sie sich mit verbundenen Augen hindurchtasten. Die meisten erkennen jedoch genau dieses Problem nicht. Sie glauben alles zu verstehen und werden dann – ganz überraschend – von den Märkten eines besseren belehrt.

Für mich ist der Markt auch zu 95 % ein Nebelfeld. Der Unterschied ist, dass ich das heute im Gegensatz zu früher weiß. Es gibt hin und wieder Lichtpunkte, meist Ideen oder Sondersituationen, an denen ich so viele Informationen zusammengesammelt habe, dass ich kurzzeitig meine Augenbinde abnehmen kann.

Ein Risiko, ist nur ein Risiko, das ich nicht einschätzen kann.

Wenn Sie beispielsweise nicht wissen, wie Ihre Bank Ihr Geld angelegt hat, dann kann das eine sehr konservative Strategie sein, aber für Sie ist es ein Risiko. Deshalb fürchten sich so viele Anleger vor Kursschwankungen, weil sie diese ganz einfach nicht einordnen können. Für einen Langfristinvestor wie Warren Buffett sind diese Preisausschläge überhaupt nicht riskant, im Gegenteil, sie interessieren ihn nicht einmal.

Wer mehr über die Anlagephilosophie und das Leben von Warren Buffett erfahren möchte, dem empfehle ich die Biografie von Alice Schroeder, an der Buffett selbst mitgearbeitet hat (FinanzBuch Verlag, 2010,
ISBN-10: 3898796027).

Tipp 2: Jim Rogers: “Most successful investors, in fact, do nothing most of the time.”

Es ist wohl eine der am meisten gegebenen Empfehlungen, die Sie von vielen erfolgreichen Tradern hören werden, so z.B. auch von Paul Tudor Jones oder dem legendären Jesse Livermoore.

Tatsächlich ist es so, dass die meisten erfolgreichen Anleger die meiste Zeit nichts tun. Man mag es erstmal nicht glauben, aber eher passive, zurückhaltende Anleger sind langfristig erfolgreicher.

Das betrifft sowohl die Auswahl eines Investments oder Trades, als auch die Durchführung eines Börsengeschäftes.

Ein Kollege hat mal einen guten Trader mit einem Auftragskiller verglichen. Der Auftragskiller nimmt hin- und wieder einen lukrativen Auftrag an, plant im Geheimen und führt seine Arbeit dann zügig, professionell und systematisch durch. Danach kehrt er wieder in sein unauffälliges Leben zurück.

Viel spannender ist aber, was ein Auftragskiller nicht macht. Er nimmt nicht jeden Auftrag an. Er führt den Auftrag niemals sofort aus. Er steht nicht jeden Morgen auf und läuft ballernd durch die Gegend, sondern konzentriert sich auf wenige, gute Geschäfte. Er macht den Job auch nicht, weil er ein blutrünstiger Psychopath ist, sondern wegen des Verdienstes und einer ehrbaren Mission (naja jedenfalls in der Welt von Hollywood).

Ich habe mich früher oft in kleinen Trading-Scharmützeln verfangen und das an Tagen, wo ich eigentlich keinen so richtigen Plan hatte, aber Lust hatte zu traden. Aus den anfänglichen Scharmützeln sind dann oft verbissene Trading-Gefechte geworden, die sich manchmal über Tage hinweg zogen. In solche Situationen manövrierte ich mich vor allem dann, wenn ich zuvor einen großen Hit hatte. Dann ist die Motivation größer zu traden, im Gehirn sind alle Rezeptoren auf Empfang gestellt und singen: „Money, Money, Money.“

Meine persönliche Erfahrung bestätigt das Phänomen der Börse, dass weniger oft mehr ist.

Übrigens: In einer Studie von Stiftung Warentest (2) erzielten zwar sehr aktive Investoren die höchste Rendite, jedoch nur vor Kosten. Da bei jeder Transaktion Kosten für An- und Verkauf anfallen, drücken die Tradingkosten oftmals schnell die Rendite. Nach Kosten waren die sehr aktiven Investoren mit Abstand die schlechteste Testgruppe, wohingegen passive Investoren die beste Rendite nach Kosten erzielten.

Tipp 3: Marc Faber: “I'd rather buy something that is relatively depressed than something that is relatively high.“

Marc Faber empfiehlt sein Geld eher in eine Anlage, die stark gefallen, statt in einen Wert, der stark gestiegen ist zu investieren. Er verweist hier auf die goldene Regel des antizyklischen Investierens: „Buy low, sell high“.

Es scheint für uns Menschen tatsächlich eine der größten Herausforderungen zu sein, dem Antrieb zu widerstehen, bei hohen Kursen euphorisch und bei fallenden Kursen pessimistisch zu werden.

Die modere Verhaltensforschung hat genau dieses Phänomen anhand von Untersuchungen bestätigt.

Die sogenannte „Anker-Anpassungs-Heuristik“ ist eine Entscheidung unseres Gehirns zu unterschiedlichen Einschätzungen bei verschiedenen Ausgangssituationen zu kommen. So schätzten in einer sekundenschnellen Antwort Probanden, dass das Ergebnis von 1x2x3x4x5 niedriger sei, als von 5x4x3x2x1.

Diesen Effekt können wir an der Börse auch erleben. Anleger schätzen den DAX bei 10.000 Punkten attraktiver ein als bei 4.000 Punkten und sind eher bereit bei hohen Kursen zu investieren, als bei niedrigen. Die rationale Entscheidung wäre jedoch bei niedrigen Kursen zu kaufen.

Auch beim Trading erwische ich mich oft, dass ich mich am Ende von Trends von der allgemeinen Marktstimmung anstecken lassen. Sobald man hier einen klaren Kopf behält ergeben sich oftmals die besten Chancen.

Dazu sagte der Milliardär Paul Tudor Jones:

"I believe the very best money is made at the market turns. Everyone says you get killed trying to pick tops and bottoms and you make all your money by playing the trend in the middle. Well for twelve years I have been missing the meat in the middle but I have made a lot of money at tops and bottoms." (3)

Viele Grüße
Jakob Penndorf

--
(1) The World's Billionaires. Forbes.
(2) Anlagefehler vermeiden: Nicht zu viel umschichten.Anlagefehler-Serie auf www.test.de vom 18.11.2014, abgerufen am 27.09.2016.
(3) The 15 Best Things Paul Tudor Jones Has Ever Said About Trading. Online-Artikel auf Businessinsider.com vom 01.09.2011, abgerufen am 22.02.2017.

4 Kommentare

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  • TommyGunn
    TommyGunn

    Hallo Herr Penndorf,

    super Zusammenfassung, ich lese Ihre Artikel immer wieder gerne. Nach 10 Jahren Trading und etlichen üblen Scharmützeln habe ich seit einiger Zeit genau diese Regeln für mich entdeckt und lebe und trade seitdem viel besser!

    14:57 Uhr, 27.02. 2017
  • josua1123
    josua1123

    Es soll unter Leuten (Menschen) die handeln, auch solche geben,

    welche des englischen nicht mächtig sind

    Bitte dieses zu Berücksichtigen

    00:02 Uhr, 23.02. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • Dax-Martin
    Dax-Martin

    "begann ich mich auf die Suche nach Menschen"

    Stimmt, die "Leute" gibt es nicht mehr, nur mehr Menschen und die sind alle gleich bzw. gleich viel Wert.

    12:45 Uhr, 22.02. 2017

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Über den Experten

Jakob Penndorf
Jakob Penndorf

Jakob Penndorf teilt seit 2015 seine Expertise als Finanz- und Tradingexperte auf GodmodeTrader und Guidants, den Finanzportalen der BörseGo AG. Er startete seine Karriere als Börsenhändler und Analyst bei einer Wertpapierhandelsbank, war Berater und Fondsmanager für Asset Manager in Frankfurt am Main und Gründer eines Finanztechnologie-Unternehmens in Berlin. Jakob Penndorf hat zahlreiche Lehrgänge absolviert, u.a. ist er akkreditierter Berater der namhaften Investmentgesellschaft Dimensional Funds Advisors (DFA) aus den USA, deren Vorstand und Verwaltungsrat führende Finanzforscher wie Kenneth French, Roger Ibbotson oder Eugene Fama angehören. Jakob Penndorf veröffentlichte zahlreiche Fachartikel über Börsenstrategien, Anlegerverhalten und technische Handelssysteme. Er trainiert Unternehmer, Börsenhändler und Investoren im Umgang mit Risiken an den Finanzmärkten.

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