Kommentar
09:43 Uhr, 03.10.2016

Diese Anlage scheint unwiderstehlich!

Es gibt kaum ein Asset, welches man als unwiderstehlich bezeichnen kann. Jede Anlage fällt irgendwann einmal in die Missgunst von Anlegern. Eine Ausnahme gibt es.

Es gibt praktisch nur ein Asset, welches sich ungebrochen hoher Beliebtheit erfreut und eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Anleger ausübt: US-Staatsanleihen. Das ist auf den ersten Blick vielleicht verwunderlich, weil die USA genug Probleme haben, doch die Historie zeigt, dass Anleger einfach nicht die Finger von US-Staatsanleihen lassen können.

Die Grafik zeigt den absoluten Betrag an US-Schulden, die vom Ausland gehalten wurden und werden. Einen schöneren Trend kann man kaum finden. Der Trend zeigt zwar immer wieder kleine Rücksetzer, doch unterm Strich sind diese Rücksetzer nicht der Rede wert.

Bemerkenswert ist, dass sich der Anteil, den ausländische Investoren an den gesamten US-Schulden halten, kontinuierlich nach oben bewegt. Vor knapp 80 Jahren – seitdem Daten verfügbar sind – lag der Anteil ausländischer Investoren noch bei weniger als 1 %. Bis 1970 änderte sich daran relativ wenig. Der Anteil stieg zwar auf 3 %, aber das ist mit den folgenden Jahren kein Vergleich.

Mit dem Zusammenbruch des Bretton-Woods Systems Anfang der 70er Jahre kam es zu einem wahren Run auf US-Anleihen. Zwischen 1970 und 1980 stieg der absolute Betrag von 10 Mrd. Dollar auf 120 Mrd. Das Wachstum verlangsamte sich in den Folgejahren, was sich insbesondere anhand eines geringeren relativen Anteils zeigt. Die Nachfrage nach US-Anleihen blieb in absoluten Zahlen ungebrochen hoch.

1996 hielten ausländische Investoren zum ersten Mal mehr als eine Billion Dollar der US-Schulden. Die Krise in den Emerging Markets dürfte dabei eine gewisse Rolle gespielt haben. Die Nachfrage nach sicheren Assets flaute Ende der 90er Jahre wieder ab.

Seit 2001 gibt es praktisch kein Halten mehr. Der Anteil, den ausländische Investoren an den Schulden hielten, verdoppelte sich von 17 % auf zuletzt 34 %. Das lässt sich bis zu einem gewissen Grad erklären, denn die USA haben ein gigantisches Handelsbilanzdefizit. Sie zahlen die Importe mit Dollar, die dann wieder angelegt werden müssen. Dies geschieht, indem z.B. China und Ölexporteure Dollaranleihen kaufen.

Besonders deutlich sichtbar ist dieser Austausch (USA importieren ungebremst und verschulden sich im Ausland, dafür kaufen die Exporteure die Schulden) in den Statistiken der Notenbanken. Die meisten ausländischen Notenbanken haben ein Konto bei der New Yorker Notenbank. Die New Yorker Notenbank kauft und verkauft für ausländische Notenbanken Anleihen und verwahrt sie.
Das Volumen in diesen Konten ist zuletzt rückläufig gewesen. Auf Jahressicht sank das Anlagevolumen von 4,175 Billionen auf 4 Billionen. Das gesamte Anlagevolumen ausländischer Investoren stieg jedoch von 6,12 Billionen auf 6,25 Billionen.

Lange Zeit wurde befürchtet, dass der US-Anleihemarkt sehr anfällig auf Verkäufe anderer Staaten sein könnte. China hält den größten Bestand an US-Anleihen. Nicht weit dahinter folgen Ölexporteure. Beide, China und Ölexporteure, haben in den letzten zwei Jahren Dutzende Milliarden an Anleihen auf den Markt geworfen, um ihre Währungen zu stützen oder Defizite im Haushalt auszugleichen.

Dieser Prozess hat dazu geführt, dass der prozentuelle Anteil, der vom Ausland gehalten wird, nicht mehr steigt. Da aber die Staatsschulden in den USA nach wie vor steigen, wächst das absolute Anlagevolumen immer noch. In diesem Jahr erreichten die Renditen langlaufender US-Staatsanleihen sogar neue Tiefs. Einen Mangel an Nachfrage gibt es nicht.

US-Anleihen sind beliebt wie eh und je. Verkaufsdruck von staatlicher Seite wird durch private Nachfrage mehr als wettgemacht. Das war auch schon vor den QE Programmen in anderen Ländern so. Selbst ein Ende von QE dürfte den Markt nicht aus der Ruhe bringen. Es bleibt einfach dabei: US-Anleihen sind für die Welt unwiderstehlich.

Bild US Staatsanleihen.png

Clemens Schmale

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1 Kommentar

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  • Fredo Escalade
    Fredo Escalade

    ...liegt vielleicht u.a. auch daran, dass für alle wichtigen Güter der US-$ als Bezahlung angenommen werden "muss" und diese "erzwungenen" Dollar-Einkommen/Einnahmen wieder angelegt werden müssen (besser: man muss sie wieder los werden!).

    Deshalb ist die USA u.a. in der komfortablen Situation, als (natürlich inoffizielles) Default-Land dennoch ein AA-Rating zu haben und die Anleihen auf den Markt werfen zu können und dafür tatsächlich (Zwangs-) Abnehmer zu finden...

    Dies mal als ein nur wenig überspitzter Denkanstoß zum Feiertag ;-)

    V.G.

    13:40 Uhr, 03.10.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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