Kommentar
08:10 Uhr, 20.07.2015

Die Zukunft der Energie

Für viele ist jetzt schon klar, dass fossile Brennstoffe eine Sache der Vergangenheit sind. Die Zukunft liegt in der erneuerbaren Energie. Ihr Siegeszug ist gar nicht mehr aufzuhalten.

Energierohstoffe sind derzeit so billig wie lange nicht. Das gilt nicht für Öl, sondern auch für Kohle und Gas. Für erneuerbare Energie ist das ein gewisses Problem. Sie leidet unter den geringen Preisen fossiler Brennstoffe, weil sie oft teurer sind. Bereits im vergangenen Jahr wurden Bedenken geäußert, dass die Entwicklung erneuerbarer Energie durch die niedrigen Ölpreise zurückgeworfen werden könnte.
Die Befürchtungen haben sich bis jetzt nicht bestätigt. Grafik 1 zeigt die weltweite Energieproduktion aus erneuerbaren Quellen in Terrawattstunden. Das Wachstum ist beeindruckend und zumindest 2014 ist kein Rückschlag erkennbar. Das exponentielle Wachstum scheint sich ungebremst fortzusetzen.

Auch 2015 ist nicht davon auszugehen, dass sich der Trend umkehrt. Energiepolitik wird nicht auf Sicht von kurzfristigen Preisschwankungen an der Zapfsäule, Heizöl oder Steckdose gemacht. Weder wird in Deutschland die Energiewende in Frage gestellt, noch wird China davon abrücken, die luftverschmutzenden Kohlekraftwerke umzurüsten.

Ganz nebenbei halten die meisten Länder an ihren Klimazielen fest, um das 2° Ziel zu erreichen. Dafür muss der jährliche Ausstoß von Treibhausgasen reduziert werden und zwar soweit, dass der Verbrauch fossiler Brennstoffe deutlich zurückgeht. Fossile Brennstoffe sind in rauen Mengen vorhanden. Beim derzeitigen Weltverbrauch würden sie alle zusammen genommen noch deutlich über 100 Jahre reichen. Das braucht es allerdings nicht einmal, denn wenn das Klimaziel erreicht werden soll, dann dürfen die Reserven gar nicht verbraucht werden, sondern lediglich zu maximal einem Drittel.
Viele westliche Länder haben den Willen das Klimaziel zu erreichen. In vielen Regionen der Welt ist das jedoch nicht unbedingt der Fall. Dabei geht es nicht um die Ablehnung von Klimaschutz, sondern um wirtschaftliche Entwicklung. Fossile Energie ist relativ billig und billige Energie ist essentiell für Wirtschaftswachstum, gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern. Wäre erneuerbare Energie billiger als Kohle oder Gas, dann würden Solar und Co. ihren Siegeszug fortsetzen.

Nach einem uneingeschränkten Siegeszug der Erneuerbaren sieht es momentan nicht aus. Grafik 1 zeigt zwar das beeindruckende Wachstum, doch das ist nur die halbe Story. Grafik 2 zeigt die Menge an Energie aus unterschiedlichen Quellen. Wasserkraft ist extra ausgewiesen. Wasserkraft ist letztlich auch eine erneuerbare Energiequelle, doch sie hat wenig mit dem zu tun, was derzeit als solche diskutiert wird. Das sind vor allem Solar- und Windenergie sowie Biotreibstoffe.

Ein Blick auf die Grafik genügt und man sieht sofort wie dominant die fossilen Brennstoffe sind. Noch eindrücklicher ist das in Grafik 3 dargestellt. Hier sind nicht mehr die Terrawattstunden abgebildet, sondern der relative Anteil der einzelnen Energiequellen am Gesamtverbrauch.

Erneuerbare Energie hat immerhin schon einen wahrnehmbaren Anteil am Gesamtverbrauch, doch unterm Strich ist der Anteil nach wie vor gering. Der Anteil steigt derzeit mit einer Jahresrate von 10%. Selbst wenn das so weitergeht braucht es mindestens bis 2040, um ein Drittel des Energiebedarfs aus Erneuerbaren zu decken.

Der Ausbau von Wasserkraft war lange Zeit ein Hoffnungsschimmer. Inzwischen ist eine gewisse Ernüchterung eingetreten. Der Anteil der Wasserkraft am Gesamtverbrauch wächst nur sehr langsam. Grafik 4 zeigt das Wachstum der einzelnen Energiequellen seit 1985. Der Gesamtverbrauch steigt um ca. 2% pro Jahr. Die Hauptenergieträger Gas, Öl und Kohle wachsen mit einer etwas langsameren Rate. Kohle dürfte in den kommenden Jahren zuerst ein negatives Wachstum ausweisen und immer weniger gebraucht werden.


Mit weniger Kohleverbrauch ist es nicht getan, zumal viele Kohlekraftwerke einfach durch Gaskraftwerke ersetzt werden. In den vergangenen Jahrzehnten gab es kaum neue Impulse. Der erste Impuls seit langem kam 2011 nach der Katastrophe von Fukushima, als Japan seine Atomkraftwerke abstellte und Deutschland den Ausstieg aus der Atomenergie beschloss.
2014 nahm die Nuklearenergie ihren bisherigen Trend wieder auf. Gleichzeitig reduziert sich nur das Wachstum von Kohle als Energieträger substantiell und nachhaltig. Öl und Gas werden gebraucht wie eh und je. Das überdurchschnittlich hohe Wachstum der erneuerbaren Energien geht weiter, doch nach Jahren mit Wachstumsraten über 10% geht sie deutlich zurück.
Geht der Trend so weiter, dann wird das Wachstum der erneuerbaren Energien in einigen Jahren auf 5% einschwenken. Geht man davon aus, dass der weltweite Energieverbrauch bis 2100 um 2% pro Jahr wächst und sich das Wachstum der Erneuerbaren von derzeit 13% pro Jahr auf 4,6% bis 2035 abschwächt und dann dort verharrt, dann ergibt sich ein Szenario wie in Grafik 5 dargestellt.

Der Verbrauch von fossilen Energieträgern müsste dann noch bis in die 80er Jahre ansteigen, um den Weltenergiebedarf zu decken. Das bedeutet für die Klimaziele, dass man sie eigentlich vergessen kann und sich Unternehmen wie Exxon keine Sorgen machen müssen.
Selbst wenn die Kosten für Solar- und Windenergie dramatisch sinken kann man in einem Jahr einfach nur eine begrenzte Menge an Quadratkilometern mit Solarzellen zupflastern. Eine Wachstumsbeschleunigung kann man hier nicht erwarten. Damit erneuerbare Energien die Welt wirklich schnell genug erobern, um die Klimaziele erreichen zu können, müsste eine Revolution erfolgen, entweder, indem der Energieverbrauch weltweit deutlich sinkt, oder Solarenergie plötzlich um den Faktor 10 effizienter wird.

Prognosen über einen Zeitraum von Jahrzehnten sind extrem schwierig. Man kann sicherlich sagen, dass Solarenergie und Windkraft weiter ausgebaut werden und eine immer wichtigere Rolle spielen werden. Als Anleger darauf zu setzen zahlt sich langfristig immer noch aus. Gleichzeitig aber sind die langfristigen Perspektiven für Öl- und Gasunternehmen noch nicht gefährdet.

So unspektakulär es ist: der Energiemix wird sich nicht so schnell ändern. Neue Energiequellen, die den Gesamtverbrauch maßgelblich zu ihren Gunsten verschieben könnten sind nicht in Sicht.

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5 Kommentare

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  • Trader_one
    Trader_one

    http://www.eike-klima-energie.eu/energie-anzeige/a...

    Klimalüge:

    http://info.kopp-verlag.de/neue-weltbilder/neue-wi...

    https://wetterjournal.wordpress.com/2009/07/14/der-einfluss-des-im-mittel-208-jahrigen-de-vriessuess-zyklus-auf-das-klima-der-erde/

    "Entgegen den Prognosen des IPCC, ist anhand der aktuellen Temperaturentwicklung und dem aufgezeigten Klimazusammenhang mit dem de Vries/Suess-Zyklus, mit deutlich fallenden Temperaturen für die nächste Jahrzehnte zu rechnen"

    Dalton Minimum. https://de.wikipedia.org/wiki/Daltonminimum

    http://www.eike-klima-energie.eu/uploads/media/Vortragsmanuskript_bs_final.pdf

    19:07 Uhr, 21.07. 2015
  • 123ok
    123ok

    Sehr geehrter relax-trader,

    meine persönliche Idee, Vorstellung u. Frage ist, warum werden unsere stillgelegten Stein-kohlebergwerke nicht als Pumpspeicher-Kraftwerke genutzt ? Vorallem wo jeder weiß wie sinnvoll u. effektiv diese sind, und unter dem Aspekt das die RAG-Stiftung jährlich weit über 200 Mil. aufbringen muß für den Unterhalt der stillgelegten Schächte u. Stollen. Ich habe doch schon die halbe Infrastruktur ! Oder sind meine Ideen Fantastereien oder technisch naiv ?

    13:54 Uhr, 20.07. 2015
  • relax-trader
    relax-trader

    Erneuerbare Energien sind mit Ausnahme der Wasserkraft für die Energieversorgung ungeeignet. Die Förderung selbiger basiert auf rein ideologischen Ansichten, die im krassesten Widerspruch zu sowohl physikalischen wie auch wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten stehen.

    Darum Frage zur Grafik Nr. 1: Das exponentielle Wachstum der EE´s, bezieht es sich auf die theoretische Nennleistung, oder die tatsächlich erbrachte Leistung. Sind EE aus der Agrarwirtschaft darin enthalten ? Wenn ja, würde das zu einer desinformierenden Glättung der Ertragskurve in Bezug auf die stark schwankenden Erträge aus Wind- und Solarwirtschaft führen.

    Wahrscheinlich handelt es sich um die Nennleistung, denn die EE-Lobby argumentiert ständig derart. Die Wirklichkeit sieht ganz anders aus: Daten der Strombörse in Leipzig im Zeitraum von Juli 2012-Juni 2013 zeigen, daß die tatsächliche mittlere Leistung von Windkraftanlagen in Deutschland nur 16% der installierten Nennleistung entspricht.

    Ein weiterer Propagandatrick der EE-Lobby ist die Behauptung, EE stünden unbegrenzt zur Verfügung, womit man die Begrenztheit geeigneter Standorte verdeckt.

    Da es häufig vorkommt, daß die Energieproduktion der EE auf nahe Null absinkt, muß dennoch der komplette konventionelle Kraftwerkspark vorrätig gehalten werden. Schon hier wird deutlich, wie absurd die EE-Konzeption wirtschaftlich wie auch physikalisch ist.

    Die offizielle Begründung für die Nutzung der EE ist der Klimaschutz. Nur ist diese Hypothese durch historische und gegenwärtige Meßwerte nicht nur unbestätigt, sondern widerlegt. CO2 ist lediglich ein in der Größenordnung untergeordneter Einflußfaktor, was belegt wird durch die Simulationen der Treibhausforscher, die CO2 als extrem dominanten Faktor annehmen. Sie können vergangene Klimate nicht rekonstruieren, und weichen gegenwärtig extrem von den gemessenen Werten ab. Was das Vorhandensein anderer, ignorierter Einflußgrößen belegt.

    Dennoch wird man die EE weiter fördern, weil es hierbei nicht um die vorgeblichen rationalen Aspekte geht wie Energiegewinnung ect., sondern um rein psychologische Mechanismen im Zusammenhang mit der Befriedigung von Machtgier auf Seiten der Politiker und Journalisten.

    Die Rechtfertigung des Machtanspruches läßt sich mit der Behauptung, man würde die Welt vor dem Untergang bewahren (Klimawandel), perfekt unterlegen. EE´s gelten hierfür, unter Ignoranz ihrer physikalischen und ökonomischen Nachteile, als perfekte Lösung.

    Insofern stimme ich Herrn Schmale voll zu: Die EE werden weiter massiv ausgebaut werden.

    11:02 Uhr, 20.07. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • Wolfi81
    Wolfi81

    Hallo Herr Schmale,

    der Artikel ist Ihnen wirklich ausgesprochen gut gelungen und sehr interessant! Gerade die niedrige Bewertung zahlreicher Unternehmen aus dem Öl-, Gas-, Kohle- und auch Uran-Sektor macht diese m.E. für langfristige Investoren attraktiv.

    Ansonsten würde ich mich freuen, wenn Sie mir die noch die Datenquelle(n) nennen könnten.

    Beste Grüße

    12:39 Uhr, 18.07. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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