Kommentar
07:15 Uhr, 29.04.2016

Der Kupferpreis sagt: Die Zinswende kommt!

Kupfer werden viele Eigenschaften nachgesagt. Dazu gehört die Vorhersage der wirtschaftlichen Entwicklung, der Inflation und der Zinsen. Nicht umsonst wird das Industriemetall auch Dr. Kupfer genannt. Welches Zeugnis stellt der Doktor dem Markt gerade aus?

Kupfer ist nicht einfach nur ein Metall, es ist DAS Metall. Gründe gibt es dafür viele. Zum einen ist der weltweite Kupferverbrauch im Vergleich zu vielen anderen Rohstoffen hoch. Zum anderen gibt es einen sehr liquiden Markt für Kupfer. Bei anderen Metallen ist das nicht der Fall. Wer als Privatanleger Zink, Blei oder Eisenerz handeln will, findet keinen Markt.

Wegen der hohen Liquidität wird der Kupferpreis weltweit genau beobachtet. Bewegt sich der Preis in die eine oder andere Richtung, dann können daraus unterschiedliche Schlussfolgerungen gezogen werden. Fällt der Kupferpreis, dann zeigt das eine Abkühlung der Wirtschaft an. Kühlt sich die Wirtschaft ab, dann wird weniger gebaut und saniert. Die Nachfrage nach Kupfer und anderen Rohstoffen fällt. Es kommt zu einem Überangebot an Rohstoffen und in der Folge zu fallenden Preisen.

Kupfer gilt als Indikator für die konjunkturelle Entwicklung. Früher war es ein guter Indikator für Europa und die USA. Inzwischen ist China der mit Abstand größte Kupferverbraucher, daher ist die Aussagekraft für die alten Industrieländer geschrumpft. Nichtsdestotrotz gibt es nach wie vor einen Zusammenhang, nicht nur zur Konjunktur, sondern auch zu den Zinsen.

Grafik 1 zeigt den Kupferpreis und die Entwicklung der Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen. Bis zum Jahr 2003 liefen Kupferpreis und Rendite parallel. Stieg der Kupferpreis, dann stieg auch die Anleiherendite. Seit 2003 ist der Zusammenhang etwas vage geworden.

Die Veränderung des Zusammenhangs seit 2003 ist der Entwicklung in China geschuldet. Bis 2003 war Nordamerika der größte Kupferkonsument. Auf dem zweiten Platz folgte Europa. Seit 2003 hat sich das geändert. Inzwischen verbraucht China deutlich mehr Kupfer als Europa und Nordamerika zusammen.

Der Zusammenhang zwischen dem Kupferpreis und den Anleiherenditen ist trotzdem noch vorhanden. Kupfer und andere Rohstoffpreise beeinflussen das Zinsniveau überall auf der Welt. Das liegt daran, dass Rohstoffe die Inflationsentwicklung maßgeblich beeinflussen. Über die Hälfte der Inflation wird von Rohstoffpreisen bestimmt. Die Inflation wiederum ist maßgeblich für das Zinsniveau.

Die Inflation war in den vergangenen Jahren weltweit auf dem Rückzug. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn Rohstoffe erreichten im Jahr 2011 ihre Hochs und fallen seither. Grafik 2 zeigt zwei Rohstoffpreisindizes (real und nominal). Diese Indizes bestehen zu einem Drittel aus Energierohstoffen wie Öl und Kohle, zu einem Drittel aus Agrarrohstoffen und zu einem Drittel aus Industriemetallen.

Wie man es dreht und wendet, der Rohstoffindex verleitet zu der Annahme, dass sich gerade ein langfristiges Tief ausbildet. Nominal bewegten sich die Preise Anfang 2016 auf dem Niveau von 2009 und der oberen Preisrange der langen Seitwärtsbewegung der Jahre 1980 bis 2003. Real befanden sich Rohstoffpreise zu Beginn des Jahres nahe der historischen Tiefs der letzten 35 Jahre.

Der Rebound, den wir derzeit sehen, ist vermutlich erst der Anfang. Bestätigt sich das und steigen Rohstoffpreise nun bis zu 50 % an, dann wirkt sich das auf die Inflation aus. Die Inflation könnte relativ rasch in Richtung 2 % steigen. Demgegenüber stehen Anleiherenditen von weniger als 2 % in den meisten Industrieländern.

Notenbanken halten die Zinsen niedrig und drücken die Anleiherenditen durch ihre Kaufprogramme, doch wenn die Inflation die Renditen deutlich übersteigt, dann wird das wenig helfen. Aktuell sind die niedrigen Renditen möglich, weil in vielen Ländern de facto keine Inflation vorhanden ist. Ändert sich das, dann steigen die Renditen schnell an.

Japan kann bei diesem Trend eine Ausnahme bleiben. Im Rest der Welt dürfte das Zinstief in diesen Monaten erreicht werden. Als Anleger muss man sich sehr genau überlegen, ob man unter diesen Voraussetzungen gerade jetzt Anleihen kaufen möchte.

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3 Kommentare

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  • netzadler
    netzadler

    Warum soll Kupfer weiter steigen?

    Minen produzieren jetzt im Plus.

    Die Nachfrage steigt nicht nachhaltig, vielmehr gewinnt Wiederverwertung an Bedeutung.

    Kapazitätskürzungen wirken deflationär, da die Produktionskosten und damit die Ausgaben Seite ausfällt.

    21:13 Uhr, 30.04. 2016
  • Goethe63
    Goethe63

    Die Beiträge sind wie immer sehr gut. Danke an das GT-Team.

    Hier muss ich jetzt mal etwas loswerden, dass mich immerwieder sehr hochtreibt, besonders wenn es um die Geldpolitk der EZB geht.

    Da werden billige Gelder in die Märkte gepumpt und Strafzinsen erhoben, nur was fruchtet das? Wohin geht das Geld? Und wer bekommt Geld und wie schnell?

    Meine Kunden, aus den verschiedensten Industrien, kommen nur schlecht und vor allem nur schleppend an Gelder die sie dringend bräuchten um Investitionen. Da vergehen Monate und nicht Tage oder Wochen, bis eine Entscheidung getroffen wird.

    Geht eine Privatperson zur Hausbank geht das innerhalb von wenigen Minuten oder zumindest Stunden.

    Wie kommt das und wie soll es da weitergehen? Wer sorgt dafür, dass Gelder wirklich so fließen, dass sie produktiv wirken?

    14:40 Uhr, 29.04. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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