Kommentar
10:40 Uhr, 23.06.2017

Die Zeit ist reif für den Bärenmarkt!!

Rein statistisch ist der nächste Bärenmarkt längst überfällig – und zwar ganze zwei Jahre schon. Doch wie dünn ist die Luft wirklich und wie tief kann der Markt fallen?

Der Markt bleibt derzeit noch sehr widerstandsfähig. Bisher hat er alle Krisen überstanden, ob Eurokrise, Superwahljahr, Trump oder Notenbanken. Nichts scheint den Kursanstieg aufhalten zu können. Das per se ist schon ein Warnsignal.

Damit ist die Geschichte natürlich noch nicht zu Ende. Der Glaube an die Unverwüstlichkeit des Marktes kommt zu einer Zeit, in der Aktien so überbewertet sind wie bisher nur zwei Mal zuvor in der US-Börsengeschichte seit den 1880er Jahren (1929 und 2000). An dieser Stelle wenden viele ein, dass ja auch die Zinsen niedrig sind usw. Das klingt für mich ganz nach: diesmal ist alles anders.

Ich selbst ertappe mich immer wieder dabei wie ich mir denke, dass es ausreichend Gründe gibt, wieso der Markt in den kommenden Jahren weiter steigen sollte. Es ist schwierig, bei immer weiter steigenden Kursen einen kühlen Kopf zu bewahren und sich nicht von der Euphorie mitreißen zu lassen.

Ganz nüchtern betrachtet ist der Markt inzwischen allerdings überfällig für eine größere Korrektur. Grafik 1 zeigt die Entwicklung der US-Aktien sowie die dazugehörigen Bärenmärkte. Die Grenze wird für gewöhnlich bei 20 % gezogen. Da diese recht beliebig ist, enthält die Grafik auch Drawdowns von knapp 20 %. So kommt man auf 28 größere Korrekturen und Bärenmärkte. Reine Bärenmärkte (mehr als 20 % Kursverlust) waren etwas seltener. Sie kamen 22 Mal vor.

Im Schnitt muss man alle 4,5 Jahre mit einer größeren Korrektur rechnen und alle 6 Jahre mit einem Bärenmarkt. Die Korrektur nach dem Bärenmarkt hatten wir 2011. Seitdem ist nicht mehr viel geschehen. Rein statistisch ist der Markt reif für eine Korrektur oder einen Bärenmarkt.

Der Durchschnitt sagt wenig aus. Der längste Bullenmarkt brachte es auf knapp 12 Jahre. Bis zu den 1920er Jahren waren Bullenmärkte im Schnitt nur 3,5 Jahre lang. Seit der Großen Depression hat sich die Dauer immer weiter verlängert.

Für Bullenmärkte gilt das gleiche wie für die Wirtschaft. Für die Wirtschaft gilt nach der Notenbank: ein Aufschwung stirbt nicht an hohem Alter. Will heißen: Die Dauer eines Aufschwungs sagt nichts über die Wahrscheinlichkeit aus, dass er morgen zu Ende geht.

Trotzdem kommt ein Wirtschaftsaufschwung und Bullenmarkt von der Länge wie wir sie derzeit haben nur alle 50 Jahre vor. Ein wenig ungewöhnlich ist die Stabilität also schon und wir wissen alle, dass nichts ewig währt.

Einen Auslöser für einen Bärenmarkt braucht es freilich auch. Auslöser liegen genug herum. Man muss nur an den Mann im Weißen Haus denken...

Wie dem auch sei, der nächste Bärenmarkt kommt bestimmt. Persönlich kann ich mir gut vorstellen, dass wir nicht mehr lange auf ihn warten müssen. Vielleicht ist es auch nur Wunschdenken. Bei allgemein sehr hoher Bewertung muss man schon eine ganze Weile suchen bis man Unternehmen findet, die unterbewertet sind. Ein Bärenmarkt würde die Situation markant verbessern.

Der nächste Bärenmarkt wird meiner Einschätzung nach keine Wiederholung der Jahre 2008 und 2009. Kursverluste von 50 % sehe ich nicht. Vielmehr gehe ich von einem durchschnittlicheren Bärenmarkt aus. Diese fallen in den Bereich von 30 %. Ein solches Gewitter wäre wünschenswert, nicht nur, weil man dann besondere Schnäppchen machen kann, sondern weil man dann auch ohne große Überlegungen breit in den Markt gehen könnte. Nach einem Drawdown von 20 % kommt es innerhalb kurzer Zeit zuverlässig zu einer mindestens 30 %-igen Rallye (Grafik 2).

Clemens Schmale

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14 Kommentare

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  • ts-trader
    ts-trader

    30% wären gerade mal in den 15000 er Bereich hinein


    Hier auch ein Artikel auf Querschüsse (https://www.querschuesse.de/die-welt-ist-nicht-sta...) der die Dinge etwas Konkretisiert. Der Fokus weicht von den Zentralbanken hin zur politischen und geopolitischen Seite und das ist hoch interessant, dann dies ist ein echter schwarzer Schwan
    21:19 Uhr, 25.06. 2017
  • Newton1642
    Newton1642

    Heute gewährte der italiensische Staat Staatshilfen über 17 Milliarden Euro für 2 Pleitebanken ohne Geschäftsmodell! Welche Gelder werden hier wieder von wem gerettet? Man erkennt eindeutig:

    bei der kleinsten konjunkturellen Erschütterung wird das europäische Bankensystem sofort in große Schwierigkeiten geraten.

    Und die konjunkturelle Erschütterung in den USA wird sich sofort auf Europa auswirken

    20:05 Uhr, 25.06. 2017
  • Newton1642
    Newton1642

    Ich weiß nicht, wann die Aktienmärkte einbricht, aber was ich weiss ist, dass die US Wirtschaft im Eiltempo auf eine Rezession zusteuert. Auch wird die zweite Jahreshälfte in China sehr holprig. Vor diesem realökomomischen Hintergrund und der Tatsache, dass sowohl in den USA, aber vor allem in China den Finanzmärkten Liquidität entzogen wird und die Risiken für Kreditausfälle immer weiter steigen, wäre ich schon sehr überrascht, wenn die Aktienmärkte weiter deutlich steigen werden. Spätestens, wenn die (blinden) Marktteilnehmer in den USA merken, dass die USA in einer Rezession sind, wird es gewaltig scheppern. Weite Teile der US Wirtschaft befinden sich bereits in der Rezession.

    15:05 Uhr, 25.06. 2017
  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    Sie meinen nicht den "Mann im Weißen Haus", sondern den "weißen Mann im Haus", oder ???

    13:17 Uhr, 23.06. 2017
  • poordog
    poordog

    Es geht runter, wenn es runter geht. Niemand hat die Glaskugel für den richtigen Zeitpunkt. Das ist auch nicht das Problem, sondern eher, dass einige Trader auf Godmode immer wieder davon überzeugt sind, doch die Glaskugel zu haben (meist in Form eines charttechnischen Systems/Indikators) und etwa seit 2015 schon gar nicht oder nur sehr vorsichtig investieren oder gar in 2017 nur short sind (mit bislang etwa minus 9% "Jahreserfolg"). Und das nur, weil sie "meinen" der Markt wäre oben. Look at the market wäre demgegenüber ein empfehlenswerte Strategie.

    11:59 Uhr, 23.06. 2017
  • Protheus
    Protheus

    Das Top vorauszusagen ist ungefähr so schwierig, wie den Boden vorauszusagen. Viel Glück.

    Die Rally endet in der Euphorie und noch sehe ich die nicht.

    11:25 Uhr, 23.06. 2017
    2 Antworten anzeigen
  • thomas84
    thomas84

    das hoch im Dax sollte nahe sein und es kann jederzeit losgetreten wird und dann rappelt es, ein 400 - 500 Punkte Down Move vor dem WE könnte die Welle lostreten, die Hausbanker schwatzen allen kleinen Aktien auf, das war noch nie gut, denn die Masse wird davon ordentlich verlieren also muss es krachen

    10:51 Uhr, 23.06. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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