Die US-Wirtschaft erweist sich in der Krise als robust
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Mehr als einen Monat nach Beginn des Krieges in der Ukraine haben sich die Finanzmärkte zuletzt wieder ruhiger gezeigt. Während die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine ins Stocken geraten sind, schauen Investoren nun erneut vor allem auf die Inflationsentwicklung und die erwarteten Reaktionen der Zentralbanken – und die US-Wirtschaft erweist sich in diesem Umfeld als außerordentlich robust, sagen Vincent Mortier, Group CIO, sowie Kenneth J. Taubes, CIO für das US Investment Management, von Amundi.
Das aktuelle Marktumfeld:
Zu Beginn des Russland-Ukraine-Konflikts reagierten die Aktienmärkte in den USA negativ, liegen aber inzwischen sogar über ihrem Vorkriegsniveau. Im Vergleich zu Europa, das der Krise und dem Wirtschaftsabschwung stärker ausgesetzt ist, schwanken US-Aktien deutlich weniger. Die Renditekurve von US-Staatsanleihen hat sich sehr schnell gedreht und ist jetzt im Vergleich mancher Laufzeiten invers – die Rendite der zweijährigen Treasuries ist höher als die der zehnjährigen. Das sollte unserer Meinung nach aber nicht als Rezessionssignal gewertet werden. Die Zinsdifferenz zwischen Titeln mit drei Monaten Laufzeit und zehnjährigen Staatsanleihen halten wir allerdings für einen zuverlässigeren Indikator, und dieser Spread bleibt weitgehend positiv.
Der Wirtschaftsausblick:
In der Krise haben sich die USA als außergewöhnlich widerstandsfähig erwiesen. Trotz des zunehmenden Inflationsdrucks wird ein starker Arbeitsmarkt das Wirtschaftswachstum dieses Jahr weiter antreiben. Dagegen hat der Konflikt Europa voll getroffen, so dass wir hier 2022 mit einer deutlichen Abschwächung des Wirtschaftswachstums rechnen müssen. In der Eurozone erwarten wir deshalb nur noch ein Wachstum von 2,3 % in diesem Jahr, fast 1,5 % weniger als noch vor einem Monat. Mit nur mehr 4 % setzen wir auch für China eine schlechtere Prognose für das laufende Jahr an, da sich die Pandemie trotz der chinesischen Zero-Covid-Politik weiter ausbreitet.
Die Geldpolitik:
Sowohl die EZB als auch die Fed haben erst spät auf die steigende Inflation reagiert – die EZB sogar noch später als die US-Notenbank. Der Krieg erschwert nun den Weg zu einer Normalisierung der Geldpolitik. Wir erwarten jedoch, dass die Zinsschritte und die quantitative Straffung fortgesetzt werden, wenn auch in Europa in einem langsameren Tempo als in den USA.
Unsere Einschätzungen:
Bei der Gestaltung des Portfolios spielt die Inflation weiterhin die Hauptrolle. Aktien bleiben mangels echter Alternativen die Favoriten der Anleger – vor allem in den USA, wo die Unternehmensgewinne dank der robusten Wirtschaft weiter steigen dürften. Gerade dort sollten Investoren jedoch Titel meiden, die von höheren Zinsen besonders stark betroffen sind, und sich eher bei Value- und Qualitätsaktien nach Einstiegschancen umsehen. In der zweiten Jahreshälfte und 2023 wird es für die Unternehmen vor allem darum gehen, ihre Margen stabil zu halten, so dass ihre jeweilige Macht zur Preisgestaltung und Weitergabe von Preissteigerungen an die Verbraucher ein entscheidender Faktor sein wird.
Am Anleihemarkt machen die starken, schnellen Schwankungen einen taktischen Ansatz bei der Duration erforderlich; sie ist inzwischen nicht mehr so kurz wie noch vor ein paar Wochen. Der Bereich der kurzlaufenden Anleihen sieht aktuell besonders attraktiv aus, da hier der größte Teil der erwarteten Zinserhöhungen durch die Fed bereits eingepreist ist. Wahrscheinlich wird das lange Ende der Kurve nachziehen. Aufgrund des starken Immobilienmarktes in den USA können auch Verbriefungen von Krediten für Wohnimmobilien sehr interessant sein.
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