Fundamentale Nachricht
10:19 Uhr, 04.11.2016

„Die US-Wahlen werden den Kurs des US-Dollars nicht signifikant beeinflussen“

Externe Schocks könnten nach Meinung von Joachim Corbach, Leiter für Währungen und Rohstoffe bei GAM, für Bewegung an den Devisenmärkten sorgen, seien aber nicht absehbar.

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  • EUR/USD
    ISIN: EU0009652759Kopiert
    Kursstand: 1,1102 $ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Zürich (GodmodeTrader.de) - Die anstehende Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten sorgt täglich für neue Schlagzeilen. Je näher der Wahltag rückt, desto höher schlagen die Wellen. An den Devisenmärkten dürfte sich die aufgeheizte politische Stimmung allerdings kaum niederschlagen, erklärt Joachim Corbach, Leiter für Währungen und Rohstoffe bei GAM, in einem aktuellen Marktkommentar.

Der US-Dollar habe gegenüber dem Euro über einen längeren Zeitraum einen kräftigen Anstieg verzeichnet –diese Periode habe von der zweiten Jahreshälfte 2014 bis in die ersten Monate des Jahres 2015 gedauert. Diese Entwicklung habe sich auf die zunehmend abweichenden Erwartungen an das Wachstum, die Geldpolitik und vor allem die Zinssätze der beiden Wirtschaftsräume zurückführen lassen. Seither habe sich die Divergenz zwischen den unterschiedlichen Konjunkturzyklen allerdings nicht stärker ausgeweitet, heißt es weiter.

„Das Währungspaar EUR/USD verharrt mittlerweile seit über eineinhalb Jahren in einer recht engen Kursspanne von 1,05 bis 1,15. Die US-Notenbank verfolgt derzeit einen eher zögerlichen Straffungskurs. Auch künftig erscheint es schwer vorstellbar, dass die Federal Reserve eine aggressivere Haltung einnimmt, während die Europäische Zentralbank gleichzeitig ihre Lockerungsmaßnahmen verstärkt“, so Corbach. Durch die Aufwertung sei der US-Dollar zwar von einer Unter- zu einer Überbewertung umgeschwenkt. Diese Überbewertung sei an sich jedoch sicherlich nicht signifikant genug, um eine Kurskorrektur auszulösen.

Corbach zufolge wäre daher eine Art externer Schock nötig, damit das Währungspaar EUR/USD aus der erwähnten Kursspanne ausbricht. Die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA sieht er allerdings nicht als möglichen Auslöser für einen solchen Umbruch. „Die einzige Währung, die bisher allem Anschein nach wirklich vom Ausgang der Wahlen beeinflusst werden wird, ist der mexikanische Peso. Eine mögliche Auswirkung auf den US-Dollar ist sehr unklar und wird von den Analysten nicht übereinstimmend beurteilt“, so der Experte.

Einige Analysten führten zwar an, dass ein Wahlsieg Donald Trumps Zuflüsse in den US-Dollar nach sich ziehen könne, weil Investoren dann verstärkt Sicherheitskäufe tätigen würden. „Mir fällt es jedoch schwer, mir eine positive Reaktion des US-Dollars auf einen solchen Wahlausgang vorzustellen. Wahrscheinlich wird das Währungspaar EUR/USD ungeachtet des Wahlausgangs nahe am aktuellen Kursniveau liegen“, erwartet Corbach.

Die Zukunft des Währungspaars USD/JPY hängt nach der Meinung des GAM-Experten mehr vom japanischen Yen ab als vom US-Dollar. Die jüngsten Maßnahmen der Bank of Japan sorgten für einige Verwirrung, manche Analysten sahen sie sogar als restriktiv an. Eine Ansicht, die Corbach nicht teilt: „Die Maßnahmen sind radikal – die Frage ist nur, wie glaubwürdig sie sind. Insbesondere die Ankündigung, dass ein Anstieg der Inflation über das Ziel von zwei Prozent zugelassen würde, während es der Bank of Japan nicht einmal gelingt, sie deutlich über null Prozent zu bringen, zeigt eine gewisse Realitätsferne. Dennoch ist die Zusicherung, die Inflation über das Ziel von zwei Prozent steigen zu lassen und die Renditekurve auf dem aktuellen Niveau zu halten, eine sehr nachdrückliche Aussage.“

Diese deute auf die Entschlossenheit der Bank of Japan hin, die Realzinsen weit ins Minus zu treiben, wenn ein positiver Wachstums- und Inflationsschock eintrete. Zudem seien Anleihekäufe jetzt an die Emissionen staatlicher Schuldpapiere gebunden. „Damit kann die Regierung die Ausgaben erhöhen, ohne sich Sorgen über die Folgen zu machen – sie weiß, dass die Anleihen von der Bank of Japan gekauft werden. Mit anderen Worten kann man das als Schuldenfinanzierung durch die Zentralbank bezeichnen. Eine Maßnahme, an die beispielsweise EZB-Präsident Mario Draghi nicht einmal denken darf. Da die Märkte die jüngsten Maßnahmen der Bank of Japan zunehmend als expansiv ansehen werden, wird sich der japanische Yen eher weiter abschwächen“, schlussfolgert Corbach.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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