Die Tulpenblase nur eine Legende?
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Die Geschichtsprofessorin Anne Goldgar hat das zum Anlass genommen, erneut auf ihre Forschungsergebnisse hinzuweisen, wonach die Tulpenmanie eher eine Tulpenlegende war. Da ich ihrem wunderbar geschriebenen und ins Deutsche übersetzten Artikel nicht vorgreifen möchte, hier ein paar Fakten aus dem Essay: (1)
1.) Ja, es gab immense Preissteigerungen auf Tulpen in den Jahren 1636 und 1637, aber diese waren weit weniger spektakulär, als es uns die Überlieferung glaubhaft machen will. So gäbe es laut Goldgar z.B. in den Archiven keinen Nachweis für einen regen Handel mit Tulpenzwiebeln. Die Historikerin konnte eine längste Käuferkette mit lediglich 5 Teilnehmern identifizieren. Zum Ende der Tulpenmanie sei der Handel sogar von Expertenkomitees überwacht worden.
2.) Überlieferte Preise von bis zu 5.000 Gulden, was dem Gegenwert eines Haus entsprochen hätte, lassen sich nicht bestätigten. Anne Goldgar fand lediglich 37 Händler, die Preise höher als 300 Gulden bezahlt hatten (was immerhin einem durchschnittlichen Jahresgehalt entsprach).
3.) Die meisten „Anleger“ waren reiche Kaufleute, keine armen Zocker, und kauften Tulpen als Luxusgegenstand.
4.) Die wenigsten verloren tatsächlich Geld, da die Kursverluste nur Buchverluste waren.
5.) Es gibt keinen Nachweis einer Rezession durch die Tulpenblase.
Spannend bleibt die Frage, warum uns die Zeitgenossen so sehr glaubhaft machen lassen wollten, dass es eine exzessive Zockerei um die Tulpen gab. Die Historikerin sieht die Gründe vor allem in einem wachsenden Sozialneid, der aus einer sich spaltenden Gesellschaft in den aufstrebenden Niederlanden der Kolonialzeit hervorging.
Ein bisschen erinnert das an die Banker-Schelten und Heuschrecken-Geschichten unserer Tage. FAZ-Redakteur Martin Hock schreibt zu Anne Goldgar Erkenntnissen: „Die Tulpenmanie mutet so betrachtet mehr an wie eine Schauergeschichte, die Privatanlegern erzählt wird, um sie vor dem/den Bö(r)sen zu warnen und sie ähnlich verängstigen soll wie weiland der Struwwelpeter Generationen von Kinder.“ (2)
Viele Grüße
Jakob Penndorf
PS: Sie sind Vermögensverwalter, Anlageberater oder institutioneller Marktteilnehmer? Dann könnte Guidants PRObusiness für Sie eine interessante Alternative zu teuren Terminallösungen sein. Testen Sie Guidants PRObusiness kostenlos und unverbindlich!
--
(1) Warum die Geschichte der Tulpenmanie größtenteils falsch ist. Anne Goldgar, Makronom.de, 20.02.2018.
(2) Die Tulpenblase, die keine war. Martin Hock, FAZ.net, 21.02.2018.
Ein wunderbarer Beitrag zur allgemeinen Apokalypse (Entschleierung). Und toll geschrieben. Vielen Dank dafür!
https://makronom.de/tulpenblas...