Kommentar
14:20 Uhr, 02.04.2021

Die teuersten Aktienmärkte der Welt

Man soll billig kaufen und teuer verkaufen. Billig kaufen gelingt einem bei diesen zwei Märkten bestimmt nicht.

Die zwei teuersten Aktienmärkte der Welt sind schnell benannt: USA und Japan. Als Maßstab für die Bewertung kann man aus Dutzenden Indikatoren auswählen. Gut vergleichen lässt sich die Bewertung, wenn man die Marktkapitalisierung ins Verhältnis zur Wirtschaftsleistung setzt. Japan steuert hier auf ein Hoch zu. Ende der 80er Jahre befand sich der Markt in einer Übertreibungsphase. Die Marktkapitalisierung stieg von weniger als 30 % des BIPs auf 140 % an. Der japanische Aktienmarkt galt dabei als Mutter aller Spekulationsblasen. Auch heute, 30 Jahre danach, hat der Nikkei kein neues Allzeithoch erreicht. Die Marktkapitalisierung im Vergleich zum BIP könnte hingegen sehr bald ein neues Hoch erreichen. Die Lücke zwischen Kurs und dem Verhältnis zum BIP erklärt sich dadurch, dass Unternehmen z.B. neue Aktien ausgegeben haben und insgesamt mehr Unternehmen an der Börse notieren als vor 30 Jahren. Japans Aktienmarkt ist wieder historisch hoch bewertet. Interessant ist dabei auch ein zweiter Indikator. Setzt man die Marktkapitalisierung ins Verhältnis zur Geldmenge M2 ist Japan günstig bewertet. Der Indikator liegt am unteren Ende der Bandbreite der letzten 70 Jahre.


Das ist in den USA anders. Die Marktkapitalisierung liegt nicht wie in Japan bei 34 % der Geldmenge, sondern bei 165 % (Grafik 2). Es waren auch schon mehr. Die Geldmenge ist vor allem 2020 rasant gestiegen. Gemessen daran sind 165 % sehr viel.

Die Geldmenge M2 ist in Japan und den USA übrigens ähnlich hoch. Japan hat zwar eine kleinere Wirtschaftsleistung, aber sehr viel mehr Geld gedruckt. Kalkuliert man die unterschiedlich großen Bruttoinlandsprodukte ein, sieht Japan im Vergleich zur Geldmenge nicht mehr ganz so günstig aus. Der Wert steigt dann von 34 % auf 144 %. Etwas günstiger als die USA ist Japan dann immer noch.

Die Marktbewertung kümmert sich nicht darum wie groß die Geldmenge ist. Das ist eine wichtige Aussage. Viele sehen Aktien als möglichen Hedge gegen Geldmengenvermehrung. Das funktioniert ähnlich gut wie bei Gold: gar nicht.

Betrachtet man die langfristige Entwicklung der Profitabilität Japans, erkennt man schnell, dass der Markt tatsächlich historisch hoch bewertet ist (Grafik 3). Der Gewinn im Verhältnis zur Marktkapitalisierung ist am unteren Ende der Bandbreite. Das gleiche gilt für den Umsatz. Immerhin ist die Verschuldung niedrig und das Nettovermögen hoch.


Das ist ein Vorteil. Man zahlt für japanische Aktien so viel, wie sie auf dem Papier wert sind. Eine kleine Gewinnrendite gibt es obendrauf. In den USA zahlt man mehr als den Buchwert und hat eine noch niedrigere Gewinnrendite. Es muss langfristig viel gutgehen, damit die Bewertungen nicht in sich zusammenfallen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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