Kommentar
11:23 Uhr, 23.08.2010

Die Stärke des Einen ist meist eher die Schwäche des anderen

15-Jahreshoch des Yen gegenüber dem US-Dollar! Es fällt ja schon seit langer Zeit bei beiden Währungen schwer, von einer inneren Stärke zu sprechen. Die Stärke des Einen ist meist eher die Schwäche des anderen. Woher sollte auch Stärke kommen bei den (noch) zwei größten Volkswirtschaften der Welt, die doch beide massive und kaum zu lösende Probleme haben. Japan mit Staatsschulden von bald 200% des BIP, die USA auf die 90% zu marschierend (wobei die japanischen Schulden ganz überwiegend im Inland liegen, während die US-Anleihen knapp zur Hälfte im Ausland verweilen). Homöopathisch dosierte Zinsen auf beiden Seiten, die sich schon länger in der Nähe der Nulllinie befinden. Und schwächelnde Ökonomien, die mit der Erholung der Weltwirtschaft kaum mithalten können Einen überzeugenden Grund gibt es weder für steigenden Dollar noch Yen. Und doch ist die japanische Währung im Steigflug, was die Politik in Panik versetzt – ist doch der Export in Japan die weit stärker tragende Säule als in den USA. Was tun? Die Zinsen weiter senken geht de facto nicht. Am Devisenmarkt intervenieren?

Die Japaner sollten von ihrem Erbfeind China siegen lernen – schließlich wird das Reich der Mitte das Land der aufgehenden Sonne dieses Jahr wohl von Platz 2 der größten Volkswirtschaften der Welt verdrängen. Was machen die Chinesen seit vielen Jahren mit einem Teil ihrer riesigen Handelsbilanzüberschüsse? Oder auch einfach mit frisch gedrucktem Geld (wenn sie Devisen gegen Renminbi kaufen). Sie kaufen sich weltweit strategisch in Rohstoffvorräte ein.Mit einem langfristigen Ansatz. Das Ziel ist die völlige Autarkie.

Nun denkt eine autoritäre Regierung wie in China natürlich anders als eine demokratisch gewählte. Aber gerade für ein rohstoffarmes Land wie Japan wäre ein wenig chinesische Denke unabdingbar. Wenn Sie bedenken, dass das Land hoffnungslos überschuldet ist und jedes Jahr noch einen draufsetzt, ist die Langfristperspektive für den Yen klar. Die Notenbank wird die Zinsen nie deutlich anheben können, weil sonst auf mittlere Sicht die Belastung für den Haushalt aufgrund der Verschuldung extrem steigt. Wenn Sie mich fragen, sollten die Japaner froh sein über den noch starken Yen – und damit kräftig auf Shopping-Tour gehen.Bevor die Chinesen sich alles unter den Nagel gerissen haben. Der Yen wird von ganz alleine fallen.

Daniel Kühn - BörseGo AG

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der vielseitig interessierte Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3. Besondere Interessenschwerpunkte des überzeugten Liberalen sind politische und ökonomische Fragen und Zusammenhänge, Geldpolitik, Aktien, Hebelprodukte, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie generell neuere technologische Entwicklungen.

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