Die skandinavische Rally kann weitergehen
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Kronberg im Taunus (BoerseGo.de) - Galten europäische Aktien bei Investoren vor anderthalb Jahren noch als wenig interessant, sind sie seit diesem Jahr wieder stark gefragt. Allein in den ersten fünf Monaten dieses Jahres flossen 65 Milliarden US-Dollar von amerikanischen Investoren in den europäischen Aktienmarkt. Aber Europa ist ein weites Feld - mit großen regionalen Unterschieden bei Risiken und Chancen. Hinsichtlich der Wertentwicklung tut sich der skandinavische Aktienmarkt seit Jahren positiv hervor. „Über kurz wie lang haben die Aktienmärkte Skandinaviens den Durchschnitt der europäischen Börsen klar geschlagen. Mit einem Plus von 156 Prozent entwickelte sich der skandinavische Markt in den vergangenen zehn Jahren doppelt so gut wie der europäische Aktienindex MSCI Europe (plus 78 Prozent)“, schreibt Bertrand Puiffe, Manager des Fidelity Nordic Fund, in einem aktuellen Marktkommentar.
Einige Investoren glaubten, der nordische Aktienindex weise starke Konzentrationen in den zyklischen Sektoren Telekommunikation und Energie auf. Vergleiche man den FTSE Nordic Index und den MSCI Europe Index, falle jedoch auf, dass der Telekommunikationssektor heute einen kleineren Anteil am skandinavischen Index ausmache als im gesamteuropäischen Pendant. Das liege vor allem daran, dass sich der skandinavische Markt seit den Hochzeiten von Nokia und Ericsson stark weiterentwickelt habe und nicht mehr von diesen ehemals als wirtschaftliche Zugpferde geltenden Unternehmen abhängig sei. Auch der Energiesektor nehme einen deutlich kleineren Raum in der skandinavischen Wirtschaft ein, als manche annähmen. Zwar würden die Länder häufig als die „Ölfelder Europas" bezeichnet, dennoch sei der Energiesektor im FTSE Nordic Index gegenüber dem MSCI Europe sogar deutlich untergewichtet. Dagegen hätten überraschenderweise Industriewerte mit knapp einem Viertel am FTSE Nordic ein doppelt so hohes Gewicht wie im MSCI Europe Index, in dem das produzierende Gewerbe mit lediglich 11,5 Prozent abgebildet sei, heißt es weiter.
Finnland, Schweden und Dänemark zeichneten sich durch gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen wie eine geringe Verschuldung und ein Haushaltsdefizit von unter drei Prozent aus. Insbesondere Norwegen verfüge über einen starken positiven Netto-Cashflow und einen massiven Staatsfonds mit einem Vermögenswert, der ungefähr dem 18-monatigen Bruttoinlandsprodukt entspreche. Auch wenn im Norden der Steuerdruck auf Privathaushalte hoch sei, für Firmen seien die Steuern günstig. So liege etwa in Schweden die Körperschaftssteuer bei 22 Prozent, in Finnland bei 20 Prozent und in Dänemark werde sie bis zum Jahr 2015 von jetzt 25 auf dann 22 Prozent abgesenkt. Auch das stabile Bankensystem sei ein nicht zu vernachlässigender Standortvorteil: Die skandinavischen Länder zeichneten sich dadurch aus, dass sie im Wesentlichen Banken mit Privatkundengeschäft hätten. Diese seien bereits stark reguliert und wiesen konservative Geschäftsmodelle mit hohen Eigenkapitalquoten auf, so der Fondsmanager.
„Die Fundamentaldaten der Unternehmen sind robust, mit gesunden Bilanzen und Spezialisierungen in Nischenmärkten mit wenig Wettbewerb. Beispiele sind Automobilsicherheitssysteme oder die Herstellung von Pflanzenölen für die Agrarindustrie. In diesen Zulieferbereichen sind die Nordeuropäer optimal aufgestellt, um sowohl am Wachstum der Schwellenländer als auch an der gesamtwirtschaftlichen Erholung im übrigen Europa teilzuhaben. Skandinavische Aktien werden immer noch unter ihrem historischen Mittelwert gehandelt. Der etwas höhere Preis im Vergleich zum breiteren europäischen Markt ist gerechtfertigt, da hier die fundamental guten Aussichten der Unternehmen, ihre gesunden Bilanzen sowie ihr langfristiges Wachstumspotenzial einfließen", so Puiffe.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.