Fundamentale Nachricht
10:24 Uhr, 25.11.2013

Die skandinavische Rally kann weitergehen

Über kurz wie lang haben die Aktienmärkte Skandinaviens den Durchschnitt der europäischen Börsen klar geschlagen.

Kronberg im Taunus (BoerseGo.de) - Galten europäische Aktien bei Investoren vor anderthalb Jahren noch als wenig interessant, sind sie seit diesem Jahr wieder stark gefragt. Allein in den ersten fünf Monaten dieses Jahres flossen 65 Milliarden US-Dollar von amerikanischen Investoren in den europäischen Aktienmarkt. Aber Europa ist ein weites Feld - mit großen regionalen Unterschieden bei Risiken und Chancen. Hinsichtlich der Wertentwicklung tut sich der skandinavische Aktienmarkt seit Jahren positiv hervor. „Über kurz wie lang haben die Aktienmärkte Skandinaviens den Durchschnitt der europäischen Börsen klar geschlagen. Mit einem Plus von 156 Prozent entwickelte sich der skandinavische Markt in den vergangenen zehn Jahren doppelt so gut wie der europäische Aktienindex MSCI Europe (plus 78 Prozent)“, schreibt Bertrand Puiffe, Manager des Fidelity Nordic Fund, in einem aktuellen Marktkommentar.

Einige Investoren glaubten, der nordische Aktienindex weise starke Konzentrationen in den zyklischen Sektoren Telekommunikation und Energie auf. Vergleiche man den FTSE Nordic Index und den MSCI Europe Index, falle jedoch auf, dass der Telekommunikationssektor heute einen kleineren Anteil am skandinavischen Index ausmache als im gesamteuropäischen Pendant. Das liege vor allem daran, dass sich der skandinavische Markt seit den Hochzeiten von Nokia und Ericsson stark weiterentwickelt habe und nicht mehr von diesen ehemals als wirtschaftliche Zugpferde geltenden Unternehmen abhängig sei. Auch der Energiesektor nehme einen deutlich kleineren Raum in der skandinavischen Wirtschaft ein, als manche annähmen. Zwar würden die Länder häufig als die „Ölfelder Europas" bezeichnet, dennoch sei der Energiesektor im FTSE Nordic Index gegenüber dem MSCI Europe sogar deutlich untergewichtet. Dagegen hätten überraschenderweise Industriewerte mit knapp einem Viertel am FTSE Nordic ein doppelt so hohes Gewicht wie im MSCI Europe Index, in dem das produzierende Gewerbe mit lediglich 11,5 Prozent abgebildet sei, heißt es weiter.

Finnland, Schweden und Dänemark zeichneten sich durch gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen wie eine geringe Verschuldung und ein Haushaltsdefizit von unter drei Prozent aus. Insbesondere Norwegen verfüge über einen starken positiven Netto-Cashflow und einen massiven Staatsfonds mit einem Vermögenswert, der ungefähr dem 18-monatigen Bruttoinlandsprodukt entspreche. Auch wenn im Norden der Steuerdruck auf Privathaushalte hoch sei, für Firmen seien die Steuern günstig. So liege etwa in Schweden die Körperschaftssteuer bei 22 Prozent, in Finnland bei 20 Prozent und in Dänemark werde sie bis zum Jahr 2015 von jetzt 25 auf dann 22 Prozent abgesenkt. Auch das stabile Bankensystem sei ein nicht zu vernachlässigender Standortvorteil: Die skandinavischen Länder zeichneten sich dadurch aus, dass sie im Wesentlichen Banken mit Privatkundengeschäft hätten. Diese seien bereits stark reguliert und wiesen konservative Geschäftsmodelle mit hohen Eigenkapitalquoten auf, so der Fondsmanager.

„Die Fundamentaldaten der Unternehmen sind robust, mit gesunden Bilanzen und Spezialisierungen in Nischenmärkten mit wenig Wettbewerb. Beispiele sind Automobilsicherheitssysteme oder die Herstellung von Pflanzenölen für die Agrarindustrie. In diesen Zulieferbereichen sind die Nordeuropäer optimal aufgestellt, um sowohl am Wachstum der Schwellenländer als auch an der gesamtwirtschaftlichen Erholung im übrigen Europa teilzuhaben. Skandinavische Aktien werden immer noch unter ihrem historischen Mittelwert gehandelt. Der etwas höhere Preis im Vergleich zum breiteren europäischen Markt ist gerechtfertigt, da hier die fundamental guten Aussichten der Unternehmen, ihre gesunden Bilanzen sowie ihr langfristiges Wachstumspotenzial einfließen", so Puiffe.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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