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13:52 Uhr, 02.07.2012

Die Rolle Deutschlands in der Krise

London (BoerseGo.de) – „Deutschland hat von den Ereignissen der letzten vier Jahre wesentlich stärker profitiert als andere Länder der Eurozone. Einerseits durch den schwachen Euro und andererseits durch die niedrigen Zinsen“, sagt Paul Casson, Associate Director of Pan-European Equities bei Henderson Global Investors in einem Marktkommentar zur Krise in der Eurozone und der Rolle Deutschlands dabei. Der schwache Euro sei ein wahrer Segen für den Export, da europäische Waren in US-Dollar gerechnet immer günstiger würden.

Als Folge des schwindenden Vertrauens in das europäische Finanzsystem, die Handlungsfähigkeit der Politik und den Zusammenhalt in der EU sei der Euro eine Währung, die auf wackeligen Füßen stehe, so Casson. Als größter Exporteur im Euroraum sei Deutschland jedoch selbstredend auch der größte Nutznießer der schwächelnden Gemeinschaftswährung. „Niedrige Zinsen wiederum helfen Unternehmen und Verbrauchern – nicht nur den deutschen. Nimmt man dann noch die niedrige und kaum schwankende Inflation hinzu, liegt auf der Hand, warum die Deutschen selbst von der Krise kaum etwas spüren“, sagt Casson.

Aber trotzdem befindet sich Deutschland dem Aktienstrategen trotz allem in einer schwierigen Situation. Denn die wirtschaftlichen Vorteile seien das eine, von einem Land, das aus historischen Gründen zurückhaltend sei, die Führungsrolle zu fordern, sei eine andere Sache. „Im schlimmsten Fall gelingt es nicht rechtzeitig, das Ungleichgewicht in Europa zu beseitigen. Die Folgen wären ein Zusammenbruch der Währungsunion, die Rückkehr zur starken D-Mark, uneinbringliche Target2-Forderungen und die Erschütterung des deutschen Wohlstands in seinen Grundfesten“, so Casson.

Wie aber gelangen die Deutschen seiner Meinung nach an den Punkt, an dem sie bereit sind, eine höhere Inflation, höhere Anleihezinsen, eine stärkere Führungsrolle und eine EZB zu akzeptieren, die eine deutlich gemäßigtere Position vertritt als die Bundesbank? „Das geht nur langsam, Schritt für Schritt, während man gleichzeitig versucht, die Haushaltsdisziplin zu wahren und die Kosten einer Lösung gegen die eines Zusammenbruchs abzuwägen“, so Casson.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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