Die Renditen ziehen weiter an
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Hinter den Rentenmärkten liegt eine ereignisreiche und unfreundliche Handelswoche. Um fast 20 Basispunkte stiegen die Zehnjahresrenditen in den USA und der Eurozone. Die Anleihen reflektieren damit die gewachsene Unsicherheit an den Kapitalmärkten. Klarheit wurde unterdessen über den künftigen Vorsitz der Federal Reserve geschaffen: Ben Bernanke wird Alan Greenspan Anfang 2006 als Chairman der FED ablösen.
USA: Greenspan-Nachfolger nominiert
Die Nominierung Bernankes durch US-Präsident Bush muss noch vom Senat bestätigt werden, was allerdings als Formsache gilt. Der 51-jährige Ökonom, der bereits zwischen 2002 und 2005 Mitglied im Direktorium der FED war, wird Ende Januar 2006 den Vorsitz vom 79-jährigen Greenspan übernehmen. Greenspans Amtszeit dauerte dann 18 Jahre. Die Ernennung Bernankes wurde weithin gelobt und war letztlich auch nicht überraschend. Die Rentenmarktteilnehmer nahmen die Entscheidung zur Kenntnis, reagierten aber kaum. Für größere Volatilität war diese Neuigkeit auch nicht geeignet, denn Bernanke kündigte an, Kontinuität bei den Politiken und Politikstrategien zu wahren, die während der Greenspan-Jahre eingeführt wurden. Einen Strategiewechsel wird es also nicht geben, wohl aber Justierungen. So ist zu erwarten, dass Bernanke ein explizites Inflationsziel über kurz oder lang einführen wird, analog der EZB. Die konjunkturellen Daten der vergangenen Woche bestätigten derweil einmal mehr das gewohnte Bild einer robust wachsenden US-Wirtschaft. Hauptsächlich getragen vom privaten Konsum legte das BIP nach der ersten Schätzung im dritten Quartal 2005 mit einer Jahresrate von 3,8 Prozent zu. Der Zuwachs im Vorquartal betrug 3,3 Prozent. Es besteht daher kein Zweifel, dass die FED weitere Zinserhöhungen beschließen wird. Die nächste Gelegenheit dazu hat sie auf ihrer Zusammenkunft am morgigen Dienstag. Der kurzfristige US-Zins wird dann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine 4 vor dem Komma haben.
Eurozone: Cocktail unfreundlicher Neuigkeiten
Die Rentenanleger in der Eurozone hatten in der zurückliegenden Woche einen Cocktail randvoll mit unfreundlichen Nachrichten zu schlucken. EUROSTAT schätzte auf vorläufiger Basis die Teuerung im Oktober auf 2,5 Prozent. Ähnliches förderten auch die Daten aus mehreren deutschen Bundesländern mit einer Verbraucherpreisinflation von 2,4 Prozent zu Tage, wobei der nach europäischem Maßstab berechnete Wert sogar bei 2,6 Prozent lag. Verantwortlich für den steilen Anstieg waren einmal mehr die Energiepreise. Ungemach brachten auch die neuesten Daten zur Entwicklung der Geldmenge. Nach plus 7,9 bzw. 8,2 Prozent im Juli und August weitete sich M3 im September um 8,5 Prozent gegenüber Vorjahr aus. Der Referenzwert, der laut EZB mit der Preisniveaustabilität im Einklang steht, liegt bei 4,5 Prozent. Parallel zur Geldmengenausweitung nimmt auch das Kreditwachstum zu. Ausleihungen an den privaten Sektor wuchsen zuletzt um 8,9 Prozent. Der nächste Nackenschlag für Euro-Papiere kam in Form stärkerer Stimmungsindikatoren. Sowohl die Geschäftsklimaindizes INSEE, Ifo und jener der Europäischen Kommission als auch der von GfK zur Befindlichkeit der deutschen Konsumenten erhobene Index zeigten nach oben. Was schon bekannt war, nämlich dass die wirtschaftliche Erholung der Eurozone voranschreitet, wurde damit klar belegt. Neu daran ist allerdings der Kontext: Die EZB hat mittlerweile einen Grad rhetorischer Schärfe erreicht, dem bald Taten folgen müssen. Eine stabile Konjunktur wäre dafür eine geeignete Basis. Der im Dezember erscheinenden EZB-Projektion zur wirtschaftlichen Verfassung kommt daher besonders große Bedeutung zu.
Pfandbriefe: Wirbel um AHBR
Das Pfandbrief-Segment war zuletzt ebenfalls in Bewegung. Papiere der AHBR büßten empfindlich ein, weil im Zusammenhang mit dem Verkauf des BHW an die Postbank Gerüchte um eine Liquidation der AHBR die Runde machten. Den gewerkschaftlichen Verkäufern schwebte ein Paketverkauf von BHW und AHBR vor, doch sträubten sich etwaige Käufer angesichts der Risikosituation der Hypothekenbank. Die Talfahrt von AHBR-Pfandbriefen verschärfte sich zudem noch, weil das Market Making phasenweise eingestellt wurde. Wenngleich erhöhte Vorsicht bei AHBR-Papieren angezeigt erscheint, Anlass zu großer Sorge besteht nicht. Dafür spricht vor allem die Besicherung durch Grundschulden o.ä., die per Gesetz sogar über 100 Prozent liegen muss. S&P hat denn auch das Rating für die Gesellschaft zwar herabgestuft, die Pfandbriefe werden aber weiter mit AAA benotet. Schließlich ist noch zu berücksichtigen, dass es sich beim Pfandbrief um ein deutsches Aushängeprodukt mit Vorbildfunktion für ähnliche Wertpapiere im Ausland handelt. Eine AHBR-Lösung, welche den Interessen und Intentionen des Pfandbriefes und der damit befassten Institute zuwiderlaufen würde, ist vor diesem Hintergrund nur schwer vorstellbar.
Ausblick:
Die Einkaufsmanager haben wieder mal das Wort, also jene Menschen, die ihren Finger ganz nah am Konjunkturpuls haben. Außerdem beraten in dieser Woche die FED und die EZB über das aktuelle Zinsniveau. Das Resultat wird voraussichtlich in den USA die zwölfte Zinsanhebung in Folge und in Europa geldpolitische Konstanz sein. Wie üblich versprechen die anschließenden Erklärungen und insbesondere ihr Tonfall erheblich mehr Spannung.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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