Kommentar
15:55 Uhr, 02.06.2020

Die Öffnung der Wirtschaft dauert zu lang

Die Wirtschaft kämpft an gleich zwei Fronten. Die Öffnung findet nur Schritt für Schritt statt und Konsumenten halten sich nun zurück.

Als die Zahl der Neuinfektionen stark anstieg, wurden fast überall auf der Welt schnell Notmaßnahmen eingeleitet. Es gab zwar Konzepte dafür, allerdings war am Ende dann doch vieles improvisiert. Jetzt, im Nachhinein, sind wir natürlich klüger und so wie sich das Regierungen, Investoren und Bürger vorgestellt haben, läuft es nicht.

Der Lockdown hat mehr oder minder nach Vorstellung funktioniert. Etwas zu schließen ist relativ einfach. Man macht ein Restaurant oder Geschäft einfach zu. Fertig. Bei der Öffnung ist das nicht ganz so einfach. Man kann die Türen zwar wieder öffnen, deswegen ist aber nicht gleich alles wieder so wie es einmal war.

In kaum einer Branche wie der Gastronomie ist das so offensichtlich. In vielen Ländern haben Restaurants wieder geöffnet. Das heißt noch lange nicht, dass die Gäste auch wieder kommen. In Ländern, die bereits wieder geöffnet haben, kommen die Gäste nur zögerlich zurück (Grafik 1).


In den USA gibt es Bundesstaaten, die noch unter Lockdown stehen, Staaten mit einer Teilöffnung und Staaten die wieder komplett geöffnet haben (Grafik 2). Es ist klar, dass die Auslastung von Restaurants in einem Lockdown Staat bei 0 % liegt. Erhellend ist der Vergleich zwischen Öffnung und Teilöffnung.

Der Trend ist ähnlich, doch selbst dort, wo es keine oder kaum Einschränkungen gibt, steigt die Auslastung nur langsam. Bei diesem Tempo ist von Normalität in diesem Jahr keine Rede mehr. Das ist ein großes Problem. Restaurants und andere Unternehmen mussten zwei bis drei Monate lang schließen. Kosten wurden trotzdem verursacht.

Rücklagen sind schon lange aufgebraucht. Nur Kredit hält die Unternehmen noch über Wasser. Jetzt dürfen zwar wieder Geschäfte gemacht werden, aber die Auslastung bzw. der Umsatz steigt nur sehr langsam. Bis zum Ende des Sommers reichen die Umsätze kaum, um die Kosten zu decken.

Erst im Herbst ist mit positivem Cashflow zu rechnen und dann warten große Kreditberge auf Rückzahlung. Mit Glück bleibt uns eine zweite Infektionswelle erspart. Das ändert wenig daran, dass Umsätze zu langsam zurückkehren, um das Überleben kleinerer Unternehmen zu sichern.

So haben sich das die meisten wohl nicht vorgestellt: es wird geöffnet und kaum jemand macht mit. Es reicht schlichtweg nicht, wenn nach einem halben Jahr erst 80 % des Vorkrisenniveaus wieder erreicht wird. Das wird noch viele Firmen in den Bankrott treiben.

Die wirtschaftliche Erholung wird lange dauern. Das ist explizit nicht auf die Börse zu übertragen. Dort dominieren nicht kleine Unternehmen, die ums Überleben kämpfen, sondern Amazon, Microsoft und Facebook – allesamt Krisengewinner. Börse und Wirtschaft werden für viele Jahre eine ganz unterschiedliche Story erzählen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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