Die Notenbanken vor dem Sündenfall?
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Zürich (Fonds-Reporter.de) - Kaum zuvor hat eine Leitzinssenkung einer Notenbank soviel Stoff für Diskussionen geliefert wie die Reduktion der US-Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte Ende September. Warum die ganze Aufregung?
Seit dem Platzen der Technologieblase am 4. Januar 2001 hat die Fed den Leitzins von 6,5% auf 1% im Jahr 2003 gesenkt, erklärt Dr. Thomas Steinemann Chefstratege der Vontobel-Gruppe in einem Marktkommentar. Das habe dem damaligen US-Notenbankchef Alan Greenspan jetzt die Kritik eingebracht, massgeblichen Anteil an der aktuellen Kreditkrise zu haben. Denn die massive Hypothekarverschuldung derjenigen US-Haushalte, die sich eine Hypothek eigentlich gar nicht leisten können ("subprime mortgages"), wäre ohne die tiefen Zinsen gar nicht zustanden gekommen. Nach der jüngsten Zinssatzsenkung durch den Nachfolger Greenspans - Ben Bernanke - kamen erneut Befürchtungen auf, dass durch die Zinssenkungen massiv Geld in die Wirtschaft fliessen könnte und so der Keim zu neuen Übertreibungen an den Finanzmärkten gelegt werden könnte, so Steinemann.
In der Tat habe die US-Notenbank die Wirtschaft in der Vergangenheit öfters "reflationiert", das heisst durch tiefe Zinsen viel Liquidität in den Wirtschaftskreislauf gegeben. Nebst der aktuellen Krise verweist der Experte von Vontobel auf die frühen 80er Jahre oder auf den ersten Irakkrieg Anfang der 90er Jahre, wo massive Zinssenkungen die Wirtschaft stimulierten und in der Folge jeweils die Saat zu neuen Übertreibungen gelegt wurde.
Diesmal allerdings erscheinen solche Befürchtungen nach Meinung von Steinemann verfrüht: "Zum einen hat die Notenbank die Zinsen in einem Umfeld fallender Inflationsraten und einer sich abkühlenden Konjunktur gesenkt. Zudem erwarten wir nur noch eine, höchstens zwei Zinssenkungen bis Ende kommenden Jahres." Sollte die Fed entgegen dieser Erwartungen die Zinsen stärker senken, wäre die nächste Blase an den Finanzmärkten jedoch vorprogrammiert. Dies könnten dann Rohwaren und die Emerging Markets sein, so der Anlagestratege.
Im aktuellen Umfeld empfiehlt Vontobel nach wie vor ein moderates Übergewicht an Aktien, da sich mit Ausnahme der Banken die Unternehmensgewinne sehr gut entwickeln.
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