Die Notenbanken bleiben am Ball
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Die geldpolitischen Zeichen stehen auf Expansion: Die US-amerikanische Notenbank Fed hat zuletzt trotz der guten Konjunkturentwicklung in den USA ihre expansive Haltung bekräftigt, die Bank of England (BoE) hält sich trotz des Aufschwungs der heimischen Wirtschaft ebenfalls mit Zinserhöhungen zurück, und die Europäische Zentralbank (EZB) kündigte sogar ein weiteres umfangreiches Maßnahmenpaket im Kampf gegen die hartnäckig niedrige Inflation in der Eurozone an. Die Volkswirte von AXA Investment Managers haben daher die Prognosen für den US-Leitzins nach unten revidiert. „Wir erwarten nun 0,75 Prozent Ende 2015 und 1,75 Prozent Ende 2016 – statt 1,0 Prozent und 2,0 Prozent“, schreibt AXA-Chefvolkswirt Eric Chaney in der aktuellen Researchpublikation „Investmentstrategie“. Ihre Prognosen für die Entwicklung der Renditen wichtiger Anleihen zum Jahresende haben Chaney und sein Team ebenfalls nach unten angepasst – von 3,2 auf 2,9 Prozent für zehnjährige US -Staatsanleihen und von 1,9 auf 1,7 Prozent für deutsche Bundesanleihen gleicher Laufzeit.
Seit Janet Yellen das Zepter vom früheren Notenbankpräsidenten Ben Bernanke übernommen hat, agiere die Fed expansiver denn je, erklärt Chaney: „Eines der größten Risiken dieser Strategie besteht darin, die Zinsen zu lange zu niedrig zu lassen. Bei einem Inflationsanstieg wäre man dann zu aggressiven Zinserhöhungen gezwungen und würde damit die Anleihemärkte destabilisieren.“ Allerdings rechnet er damit, dass die Fed ihre Haltung in den nächsten Monaten etwas korrigieren und sich der vorsichtigeren Politik der BoE annähern wird.
Dagegen stehe die EZB inzwischen stärker unter Druck, da sich die annualisierte Inflationsrate im Mai weiter abgeschwächt hat und nun nur noch bei 0,5 Prozent liegt. „Wir rechnen jetzt damit, dass die Inflation erst im September ihren Tiefststand erreichen und im Jahresdurchschnitt 2014 mit 0,5 Prozent die Konsenserwartung von 0,8 Prozent deutlich unterschreiten wird“, so Chaney. Vor diesem Hintergrund sei das zuletzt angekündigte Maßnahmenpaket der EZB aus der Senkung des Leitzinses, der erstmaligen Festsetzung eines negativen Zinssatzes für Einlagen, längerfristigen Refinanzierungsgeschäften und Vorbereitungen für ein Wertpapierankaufprogramm keine Überraschung.
Die Rahmenbedingungen begünstigen Aktien und insbesondere Small Caps
Die expansive Geldpolitik hat auch Folgen für Anleger: Chaney und sein Team bleiben dabei, Anleihen gegenüber Aktien unterzugewichten. „Das aktuelle Umfeld ist für Aktien unseres Erachtens günstig“, erläutert der Chefvolkswirt. „Erstens bleibt die Geldpolitik wegen des geringen Inflationsdrucks expansiv. Vor allem aber dürfte eine Erholung der Weltwirtschaft den Unternehmen in den nächsten Quartalen bessere Gewinnaussichten bescheren.“
Für interessant hält Chaney insbesondere zyklische Titel und Aktien von Unternehmen mit niedriger Marktkapitalisierung. In den vergangenen Monaten habe auf den Aktienmärkten eine Rotation in Large Caps und defensive Aktien stattgefunden, sodass diese sich besser entwickelt hätten als Zykliker und Small Caps. Diese Rotation dürfte im Zuge der Konjunkturerholung jedoch zu einem Ende kommen, so Chaney: „Wir empfehlen daher, an zyklischen und niedrig kapitalisierten Aktien festzuhalten. Unsere Favoriten sind Small Caps aus dem Euroraum, deren wachstumsbereinigte Bewertungskennzahlen besser sind als die der US-amerikanischen und britischen Pendants.“
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