Kommentar
08:16 Uhr, 11.10.2017

Die nächste Schuldenkrise kommt!

Die nächste Krise kommt bestimmt, doch wo wird sie zuschlagen und wie schlimm wird sie?

Erwähnte Instrumente

  • Apple Inc.
    ISIN: US0378331005Kopiert
    Kursstand: 155,900 $ (NASDAQ) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Apple Inc. - WKN: 865985 - ISIN: US0378331005 - Kurs: 155,900 $ (NASDAQ)

Die letzte Schuldenkrise ist in Europa noch lange nicht ausgestanden. Es handelt sich dabei um eine Staatsschuldenkrise, die jederzeit wieder aufflammen kann. Aller Voraussicht nach wird es aber der Notenbank gelingen, ein neuerliches Aufkommen zu ersticken. Im Notfall werden einfach die Staatsanleihen aufgekauft.

So leicht geht es in anderen Bereichen nicht. In den USA war die letzte Krise eine Krise der Banken, die entstand, weil Privathaushalte überschuldet waren. Es wurden horrend hohe Kredite an Haushalte vergeben, die sich diese Kredite überhaupt nicht leisten konnten. Die Blase platzte. Der Rest ist Geschichte.

Seither haben sich die US-Privathaushalte entschuldet. Verglichen mit der Wirtschaftsleistung ging die Verschuldung um 20 Prozentpunkte zurück. Haushalte waren 2008 mit 100 % der Wirtschaftsleistung verschuldet. Heute sind es 80 %. Das ist immer noch stattlich, aber ein Niveau, von dem aus keine neue Krise entsteht.

Im Gegensatz zu den Haushalten, die sich entschuldet haben, griffen Unternehmen bei Fremdfinanzierung zu. Grafik 1 zeigt dazu die Entwicklung der Schulden der Unternehmen. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten die Schulden zu messen. Hier sind Anleihen, Kredite und Geldmarktpapiere zusammengezählt.

Betrachtet man den Schuldenberg und seine Entwicklung im Vergleich zu der Ertragskraft der Unternehmen, ergibt sich über die Jahrzehnte eine ziemlich bemerkenswerte Divergenz. Der Vorsteuergewinn beinhaltet bereits die Schuldenlast, insofern ist der Vergleich nicht perfekt. Die Tendenz und das Problem werden so dennoch transparent.

Betrachtet man die Schulden relativ zur Wirtschaftsleistung (Grafik 2), sieht man, dass sich die Situation in den letzten Jahren nicht verbessert hat. Die Verschuldung stieg von 60 % der Wirtschaftsleistung auf über 70 %. Damit wurde ein neuer Rekord erreicht und der Rückgang der Schulden der Privathaushalte fast ausgeglichen.

Unternehmen tendieren dazu sich in guten Zeiten immer mehr zu verschulden. Während einer Rezession, wenn Kredite weniger leicht erhältlich sind, werden Schulden abgebaut. Langfristig reichen diese „Entschlackungen“ in schlechten Zeiten nicht, um den langfristigen Trend zu immer mehr Schulden auszugleichen.

Die nächste Schuldenkrise findet vermutlich bei Unternehmen statt. Hier kann die Notenbank weniger leicht eingreifen. Die Notenbank kann zwar Unternehmensanleihen kaufen, doch das hat Grenzen. Während Staaten fast 100 % ihrer Schulden in Anleihen haben, sind es bei Unternehmen weniger als 50 %.

In den USA halten Banken über 3 Billionen an Unternehmenskrediten auf den Bilanzen. Eine Verschlechterung des wirtschaftlichen Umfelds würde Banken hart treffen. Die US-Notenbank beteuert zwar, dass die niedrigen Zinsen zu keinerlei Exzessen geführt hätten, doch diese Zuversicht teile ich so nicht. Die Schuldenberge sind enorm gestiegen und einige Unternehmen werden mit höheren Zinsen nicht zurechtkommen.

Selbst Unternehmen wie Apple sind inzwischen hoch verschuldet. Apple hat zwar über 200 Mrd. an Barmitteln, doch gleichzeitig über 100 Mrd. an Schulden. Apple kann diese Schulden begleichen, bei anderen wird es schwierig. Ein Großteil des liquiden Vermögens halten ganz wenige Unternehmen. Die meisten sind auf Kredite angewiesen und können diese nicht einfach so aus Barbeständen zurückzahlen. Wegen der Schuldenberge gehe ich davon aus, dass der nächste Wirtschaftsabschwung zäh wird.

Clemens Schmale

Sie interessieren sich für Makrothemen und Trading in exotischen Basiswerten? Dann folgen Sie mir unbedingt auf Guidants!

Lernen, traden, gewinnen

– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!

Jetzt kostenlos teilnehmen!

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

11 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • Newton1642
    Newton1642

    Es ist richtig, dass die Verschuldung im Verhältnis zum BIP auf ca. 80 Prozent gesunken ist. Der Grund dafür ist einfach. In Folge der Immobilienkrise bzw. Banken- und Finanzkrise erhielten sehr viele Menschen keine Immobilienkredite mehr bzw. wurden Hunderttausende Immobilienkredite abgewickelt. Diese stellten den Großteil der Schulden der privaten Haushalte dar. Allerdings stieg im Gegenzug - wie von Herrn Schmale richtigerweise dargestellt - die Verschuldung der Unternehmen bis heute auf ein absolutes Rekordniveau. Des weiteren wuchs die Staatsverschuldung exponentiell viel schneller als das BIP. Damit hat sich das Schuldenproblem nur von den Haushalten zu den Unternehmen und dem Staat verlagert. Gleichwohl stiegen in diesem Zeitraum die Schulden der privaten Haushalte im Bereich Auto- und Bildungskredite bis heute auf ein absolutes Rekordniveau. Diese sind vollkommen unbesichert. Zudem ist der Grossteil des realen und realwirtschaftlichen Wachstums der USA seit 2009 eindeutig durch Schulden getrieben und nicht durch selbsttragende Wachstumskräfte. Es bleibt dabei: die USA leben deutlich über ihre Verhältnisse auf Kosten anderer Länder wie Mexiko, Deutschland, Japans und zahlreicher anderer Länder. Und trotz dieser gigantischen Verschuldung wird die USA Ende des Jahres, spätestens 2018 in die Rezession driften.

    16:43 Uhr, 11.10.2017
    1 Antwort anzeigen
  • new-agens
    new-agens

    @ Herr Schmale: Weiter so, Sie haben als einer der wenigen den Mut, sich Ihres eigenen Verstandes zu bedienen (das ist: harte Arbeit) und reichen kein 1000-fach gehörtes, dummes Zeug unreflektiert weiter.

    09:56 Uhr, 11.10.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Hosenmichel
    Hosenmichel

    Sie vergessen völlig das die Welt mittlerweile den Perpetum mobile Trick entdeckt hat ! Kredite = Schulden = Neugeldschaffung = Neue Kredite = Zahlung alter Schulden = Neue etwas höhere Schulden = Neugeldschaffung = etc etc etc . Einfach auch heutzutage genannt : Buchgeld oder ALLES KEIN PROBLEM !

    09:00 Uhr, 11.10.2017
  • 1 Antwort anzeigen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten