Kommentar
08:47 Uhr, 03.04.2019

Die Lust auf Aktien wächst

Der Aktienmarkt widersetzt sich hartnäckig einer größeren Korrektur. Dafür gibt es sogar ein paar gute Gründe.

Die nächste Berichtssaison wirft ihre Schatten voraus. Aller Voraussicht nach werden die Gewinne von US-Unternehmen im ersten Quartal 2019 geschrumpft sein. Es ist ein offenes Geheimnis. Anleger stört das nicht. Ein bisschen Ignoranz ist sicherlich dabei. Es ist aber nicht allein die Ignoranz der Anleger gegenüber sich eintrübenden Fundamentaldaten, die die Kurse treiben. Dank der US-Steuerreform gab es für Unternehmen einmalig einen Segen beim Gewinnwachstum. Dieses Wachstum war einmalig. Der niedrigere Steuersatz bleibt aber langfristig bestehen. Firmen haben effektiv mehr Geld in der Tasche und das Geld muss irgendwo hin.

Derzeit (und auch zukünftig) fließt es an Aktionäre. Dies geschieht über Dividenden und Aktienrückkäufe. Bereits im vergangenen schossen die Ausschüttungen auf ein neues Allzeithoch nach oben. Pro Quartal wurden mehr als 300 Mrd. Dollar an Aktionäre überwiesen (Grafik 1).


Der ganz große Knall scheint allerdings erst in diesem Jahr zu kommen. Insbesondere die Aktienrückkäufe werden nach oben geschraubt. Die angekündigten Rückkaufprogramme deuten Rückkäufe von über 250 Mrd. an. Wie viel am Ende wirklich gekauft wird, wissen wir erst mit zeitlicher Verzögerung. Die Anfang 2018 angekündigten Rückkäufe traten allerdings wie prognostiziert ein.

Auch die Dividenden werden weiter steigen. Damit erreicht die Gesamtrendite ungefähr 7 % (Grafik 2). Eine so hohe Rendite gab es schon sehr lange nicht mehr. Der Zeitpunkt ist zudem besonders bemerkenswert. Während Bärenmärkten steigt die Rendite, weil die Kurse tief gefallen sind. Die Ausschüttungen, vor allem die Dividenden, bleiben relativ stabil. Dass die Rendite nahe der Allzeithochs zu historischen Hochs aufschließt, ist extrem ungewöhnlich.


Betrachtet man eine noch längere Historie (Grafik 3), so ist es sogar sehr wahrscheinlich, dass die gesamte Ausschüttungsrendite in diesem Jahr die höchste seit 1950 erreichen wird. Wie außergewöhnlich das ist, kann man gar nicht genug betonen.

Die Bewertung des Marktes ist zwar im historischen Kontext recht hoch, doch mit dieser Rendite bekomme sogar ich als Skeptiker Lust auf Aktien. Zu jedem Preis würde ich natürlich nicht einsteigen. Die nächste Korrektur wird aber irgendwann kommen. Wenn eines an der Börse sicher ist, dann wohl das.

Langfristig ist die hohe Ausschüttungsrendite auf diesem Niveau nicht zu halten, solange der Markt so hoch wie jetzt bewertet ist. Das KGV des Marktes liegt bei ungefähr 20. Selbst wenn Unternehmen ihren gesamten Gewinn ausschütten, kann das langfristig nicht zu mehr als 5 % Rendite führen.

Dank der Steuerreform und vor allem der Handvoll unanständig profitabler Unternehmen (Google, Facebook, Apple, Microsoft usw.), dürfte die Ausschüttungsrendite im Vergleich zu den letzten 20-30 Jahren hoch bleiben, wenn man das aktuell Kursniveau zugrunde liegt.

Clemens Schmale

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2 Kommentare

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  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    aber heute mache ich mir eigentlich mehr Sorgen um die Bayern als um die Aktienmärkte::))

    wollen wir doch mal die Diskussion etwas ankurbeln::))

    18:31 Uhr, 03.04. 2019
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    dummerweise gibt es auch ein paar Gründe für ne größere Korrektur - aber sie werden ihre Lüste mit Sicherheit in Griff bekommen

    18:17 Uhr, 03.04. 2019

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Über den Experten

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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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