Kommentar
07:20 Uhr, 19.02.2015

Die Lösung des Schuldenproblems?

Die Märkte steigen in Europa so als wäre die Schuldenkrise abgehakt. Das ist sie nicht. Sie ist nur überdeckt.

Die Schlagzeilen gelten derzeit vor allem Griechenland. Man darf aber nicht vergessen, dass die Schuldenberge in den meisten europäischen Ländern noch rasant wachsen. Ohne Reformen, wie sie auch von Griechenland verlangt werden, holt die Krise viele Länder früher oder später wieder ein. Das Problem ist noch lange nicht gelöst. Die Schuldenberge sind nur durch Marktmanipulation noch tragbar. Früher oder später müssen sie allerdings wieder reduziert werden. Von alleine wird das kaum gehen.

Geld muss irgendwoher genommen werden, um die Schuldenberge wieder abzutragen. Das Geld ist grundsätzlich vorhanden. Rein theoretisch könnten viele Staaten einfach warten und sich beschenken lassen, denn in den kommenden Jahren werden Vermögen von nie da gewesenem Ausmaß vererbt. Eine deftige Erbschaftssteuer auf hohe Vermögen würde viele Probleme lösen.

Nun können gerade jene, die viel Geld haben, der Steuer leichter entgehen. Wer es sich leisten kann, gleich eine ganze Kanzlei zu engagieren, um Steuersparmodelle zu entwickeln und umzusetzen, der wird kaum darauf warten, dass der Fiskus 50% des Vermögens einstreicht. Steuern werden dabei ganz legal umgangen - oder um einen negativen Beigeschmack zu vermeiden: Steuern werden optimiert.

Seit Jahren ringen Regierungen mit sich und mit anderen die Steueroptimierungsmöglichkeiten einzudämmen. Wenn ihnen das gelingt, dann klingeln die Kassen. Grafik 1 zeigt, wie viel Vermögen von besonders wohlhabenden (von sog. Ultra High Net Worth Individuen) Personen in den kommenden Jahren vererbt wird. Als besonders wohlhabend gilt, wer über 30 Mio. USD Vermögen besitzt.

In Europa werden in den kommenden 10 Jahren über eine Billionen USD vererbt. Wie hoch der Steuersatz darauf sein wird, lässt sich nur vage vermuten. Er wird wahrscheinlich deutlich näher bei 0% als bei 50% liegen. Könnten Regierungen nun tatsächlich die normalen Steuern erheben oder besonders große Vermögen stärker belasten, dann könnten gut und gerne 500 Mrd. zusätzlich eingenommen werden.

Das löst das Schuldenproblem nicht ganz von alleine. Es würde jedoch helfen. Die Schuldenlast der gesamten Eurozone könnte so um 4,5 Prozentpunkte sinken. Blickt man weiter in die Zukunft, dann wären es auf 20 Jahre gerechnet ungefähr 10 Punkte und über die kommenden 30 Jahre sogar 20 Prozentpunkte.

In den USA wäre eine konsequentere Besteuerung ebenso lukrativ. In Japan gibt es enorme Vermögen, die besteuert werden könnten. Dort sind die Schulden nun aber inzwischen so hoch, dass selbst das nicht mehr viel bringen würde. Selbst ein Steuersatz von 100% würde die Staatsverschuldung lediglich auf 200% der Wirtschaftsleistung zurückführen.

Wenn es weltweit gelingen würde Steueroptimierung zu erschweren, dann sind immer noch nicht alle Probleme gelöst. Schon gar nicht können sie Strukturreformen ersetzen. Dennoch kann es helfen, die Schulden im Griff zu halten. Mindestens genauso wichtig ist jedoch eine Begrenzung der Vermögenskonzentration. Die UNHW dieser Welt machen lediglich 0,003% der Weltbevölkerung aus. Sie halten allerdings 13% des weltweiten Vermögens.

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7 Kommentare

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  • sewiet13
    sewiet13

    Warum macht ihr hier bei Godmode mit bei den Besch... Titel für eure Artikel. Natürlich ist mit dem Griechenlandantrag nichts, aber wirklich gar nichts gelöst. Das ist damit vergleichbar, das der Klasenschlechteste bei einer Klassenarbeit dabei war und nun würde ein Reporter die Umfrage starten, ob damit wohl alle Schüler das Abi schaffen. Geht's noch!!!!

    14:05 Uhr, 19.02. 2015
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    Wenn man das Steuergeld wirklich zur Schuldenreduzierung nutzen würde, dann ergibt das alles einen Sinn.

    Doch nehmen wir mal an, die Kassen würden wirklich sprudeln:

    Ich wette, von dem Geld baut der Ami dann noch 500 Flugzeugträger, stationiert noch 100 000 Mann in irgendeinem Krisengebiet der Welt und installiert ein Abwehrprogramm auf dem Mars.

    Der Ami steckt sein Geld/Überschüsse in die Rüstung.

    Schaut man sich genauer an, woher die Verschuldungsprobleme dort kommen (650 Milliarden Dollar pro Jahr für Rüstung...ähm laut offiziellen Quellen) dann muss man dort ansetzen - was NIEMALS passieren wird. Im Gegenteil - mehr Geld - noch fiesere Waffensysteme.

    In Europa würden emsige Politiker sofort damit anfangen, den Wohlfahrtsstaat noch weiter zu "verbessern" und auszubauen. Die unsinnigsten Projekte würden realisiert, aus Großmannssucht von Politikern heraus oder einfach nur, damit der Wähler das nächste Mal wieder an der richtigen Stelle sein Kreuz macht (weil er sich an die "guten" Taten erinnert).

    Beide Verschuldungsprobleme haben dort ihre Ursachen.

    Irgendjemand Geld abzuknöpfen, welches sowieso schon einmal versteuert war bringt rein gar nichts.

    Je mehr Geld, umso heftiger werden die Puppen tanzen.

    Die Lösung, die auf den ersten Blick vollkommen paradox klingt:

    Die Staaten dürften nur über einen minimalistischen Haushalt verfügen.

    Dann lernen sie (Politiker) das Sparen.

    Steuern um 90% kappen, privatisieren wo es nur geht, Staaten gesund schrumpfen.

    Mit eiserner Hand.

    Weg mit den Militärausgaben, weg mit der Wohlfahrtsstaaterei.

    Je weniger Staat, umso mehr Wohlstand für alle.

    Je mehr Geld ein Staat zur Verfügung hat, umso mehr Schulden wird er machen.

    Je weniger, umso mehr lernt er das haushalten.

    14:03 Uhr, 19.02. 2015
  • Löwe30
    Löwe30

    Um die Vermögenskonzentration zu reduzieren, gibt es nur ein probates Mittel, unser sozialistisches Geldsystem braucht private Konkurrenz: Marktgeld. Dann hätte die Geldschöpfung aus dem Nichts ein Ende, denn die ist es, die die Leistung der Wert schaffenden arbeitenden Bevölkerung zu den großen Vermögen, den Banken und dem Staat umleitet. Weiteres hier:

    http://www.novo-argumente.com/magazin.php/biblioth...

    Auch muss der Staat sich aus dem Wirtschaftsgeschehen heraus halten. Vor allem darf er nicht gerade große Vermögen nach der Devise "too big to fail" vor dem Untergang bewahren, denn das ist eine wesentliche Ursache dafür, dass Größe (Kapitalkonzentration) sich lohnt, ansonsten, auf einem freien Markt, würden auch große Vermögen sich in Nichts auflösen und es käme gar nicht erst zu solch gigantischer Vermögenskonzentration. Auch sollten die unzähligen bürokratischen Hürden für Unternehmensgründungen abgeschafft werden, denn die verhindern, dass neue innovative Unternehmen auf den Markt kommen. Schließlich schützt der Staat durch seine Institution Zentralbank dafür, dass die Zinsen nach unten manipuliert werden, was es großen Vermögen erlaubt billig Konkurrenten aufzukaufen.

    13:07 Uhr, 19.02. 2015
  • Löwe30
    Löwe30

    Erbschaftssteuern zu erheben bzw. zu erhöhen, ist ein untaugliches Mittel, denn es werden Mittel von erfolgreichen Wirten zu weniger erfolgreichen Wirten umgeleitet. Bekanntlich ist der Staat ein sehr schlechter Wirt für Geld. Mit einer solchen Maßnahme werden zwar kurzfristig die Schulden des Staates gesenkt aber auf Kosten zukünftiger Erträge, denn solche Maßnahmen schädigen die Erfolgreichen, was die Wirtschaftsleistung der gesamten Volkswirtschaft schwächt und somit der zukünftige Steuerertrag ebenfalls sinkt. Als Beleg für diese Aussage, schaue man auf Frankreich, nachdem der Sozialist Hollande die Steuern erhöhte, brach die Wirtschaft ein, mit all den inzwischen bekannten Folgen für die gesamte Volkswirtschaft.

    Mehr Ausbeutung der Bürger durch den Staat - und um nichts anderes handelt es sich bei solchen Steuererhöhungen - führt zu mehr Armut der Bürger, egal wie man es dreht und wendet!

    Erfolgversprechend wäre dagegen, die Steuerlast aller zu senken, indem der Staat weniger für Subventionen und seinen Verwaltungsapparat ausgibt. Indem sich der Staat rigoros beschränkt, erhöht sich der Wohlstand der großen Mehrheit der Bürger.

    Freiheit ist das Zauberwort, um Wohlstand für alle zu ermöglichen.

    12:40 Uhr, 19.02. 2015
  • Illusion
    Illusion

    Das Vermögen soll besteuert werden, damit es in Form von Zinsen und Aktienanteilen und Dividenden vor allem nach Übersee abfließen kann?

    Warum besteuert man nicht Staatsanleihen/Aktien etc der Hochfinanz (Rockefeller, Morgan, Goldman,etc) nicht bzw. nicht höher ??? Wahrscheinlich sind die internationalen Verträge/Handelsabkommen derart schlecht für Europa ausgehandelt worden, dass das nicht funktioniert. Ich weiß es nicht.

    Aber mit erhöhter Besteurung generell bestraft man überproportional die Europäer.

    Der "kleine" Mann /Aktionär soll mal wieder dran glauben, damit das Bevölkerungsaustauschprogramm, das schon seit Jahrzehnten läuft, weiter betrieben werden kann. Was ein Scheiß!!!

    Sterbende Industrien wurden wiederbelebt, damit ungelernte "Fachkräfte" z. B. aus Anatolien /Süditalien etc.zu unbezahlbatren Preisen(Subventionen) Kohle aus dem Ruhrpott holen konnten.

    Addiert man das ganze Programm zusammen sind einige Billionen dahin geflossen. Siehe dazu auch die Bücher von Udo Ulfkotte.

    Sonst macht der Herr Schmale ganz gute Analysen, aber diese ist leider absolutester S.

    12:33 Uhr, 19.02. 2015
  • MDADVISORY
    MDADVISORY

    Sinnvoller Ansatz - ggfs. ist das Vermögen auch noch stärker zu besteuern.

    08:20 Uhr, 19.02. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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