Kommentar
09:30 Uhr, 22.12.2008

Die Lage ist mit der in Japan in den 90er Jahren nicht vergleichbar….

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

…oder doch? Vor einigen Monaten hatte ich diese Frage ja schon ausführlich behandelt. Den Satz in der Überschrift höre ich immer wieder in vielen Gesprächen. Nur die Frage nach dem Unterschied zur Krise in Japan kann mir dann keiner so richtig schlüssig beantworten. Es ist doch so, dass die Immobilien mit irrwitzigen Beleihungen belegt wurden. Genau wie damals in Japan! Die Zinsen waren niedrig. Genau wie damals in Japan! Gelder wurden in den Aktienmarkt investiert weil die Gewinne ja ohne Unterlass gesprudelt sind. Genau wie in Japan! Die Immobilienpreise begannen zu fallen! Genau wie in Japan! Die Notenbank versuchte gegenzusteuern mit Zinssenkungen. Auch genau wie in Japan! Und jetzt ist der Leitzins bei Null %. In Japan nun schon seit Jahren, zumindest nahezu. Wo also liegt der Unterschied? Japan sollte eigentlich in der Entwicklung schon weiter sein. Aber die Weltwirtschaft spuckt auch den Japanern, die schon auf einem so guten Weg waren, wieder in die Suppe. Wenn also alles so ähnlich ist und abläuft wie damals in Japan, muss dann nicht der Umkehrschluss erlaubt sein, dass auch in den USA die Zinsen für eine lange, sehr lange Zeit auf diesem jetzt erreichten Niveau verharren? Das was dieses Mal anders ist, ist die Tatsache, dass es nicht nur auf die USA beschränkt ist, sondern ein globales Problem. Jeder hat in diesen Tagen ein Interesse daran, dass die Krise, oder sollte ich besser Krisen sagen, so schnell wie möglich vorbei geht. Von daher ist die Situation sicher eine andere. Ob sie deshalb besser ist oder leichter zu handhaben, wage ich stark zu bezweifeln.

Wie schlimm es ist, zeigt sich nicht zuletzt auch am extrem gefallenen Öl-Preis. Wenn die Wirtschaft nicht mehr läuft, wird weniger Öl verbraucht, was zu fallenden Preisen führt. Das hat die OPEC auf den Plan gebracht. Denn ein Öl-Preis deutlich unter 50 USD pro Barrel deckt nicht nur die Förderkosten nicht mehr, sondern ist auch in den sogenannten Schwellenländern die ausschließlich vom Öl leben auch bedrohlich. So sehr wir uns als Autofahrer auch über die aktuell niedrigen Sprit-Preise an der Tankstelle freuen, für eine funktionierende Weltordnung, muss der Öl-Preis wieder nach oben.

Die OPEC hat also das gemacht, was sie immer tut wenn der Öl-Preis zu weit nach unten gegangen ist. Die US-Notenbank hat das gemacht was sie immer tut, wenn die Wirtschaft zu stottern beginnt. Jeder tut also was er kann. Was aber, wenn die bekannten und lieb gewonnenen Marktmechanismen nicht mehr funktionieren? Wenn die Märkte plötzlich anderen Gesetzen folgen? Was wenn dieses Mal alles anders kommt, als bislang gelernt und gekannt. Wir wissen doch, und die Erfahrung habe ich sicher nicht alleine gemacht, immer wenn man denkt man hat die Börse im Griff, dann macht sie doch wieder etwas anderes. Warum soll das, bei den Märkten im Allgemeinen und der Beurteilung durch Notenbanken und Politiker im Speziellen, anders sein? Es bleibt den Verantwortlichen ja nichts anders übrig. Die Verwunderung sollte aber nicht allzu groß sein, wenn die Mechanismen dieses Mal nicht funktionieren. Und was passiert dann? Dann könnte das ganze System wieder einmal in Frage gestellt werden. So las ich in dieser Woche, dass Italien in Erwägung zieht aus dem Euro auszusteigen. Neben der Tatsache, dass diese ja ohnehin nur auch „politischen Gründen“ aufgenommen wurden, würde das alleine vielleicht noch nicht so furchtbar viel ausmachen. In jedem Fall würde der politische Schaden immens sein. Jeder, der keine Lust mehr hat, könnte also den Euro verlassen. Für Stabilität sorgt das jedenfalls nicht, zumal ein Ausstieg in den Verträgen überhaupt nicht vorgesehen wurde. Aber alleine die Diskussion zeigt schon wieder wie nervös alle sind. Also Euro schwach. Dollar bekanntlich auch schwach. Yen, Pfund oder Schweizer Franken? Glauben Sie im Ernst, dass das Fluchtwährungen oder „sichere Häfen“ sind? Ich nicht. Die hängen doch genauso mit drin wie wir. Was also tun? Ich habe es in den letzten Wochen ja schon vermehrt immer mal wieder angesprochen. Ein vorzügliches Wertaufbewahrungsmittel ist Gold. Dieses ach so schön glänzende Metall hat in der letzten Woche wieder deutlich an Wert ggü. den Währungen gewonnen. Das hat es ganz sicher nicht getan, weil Weihnachten vor der Tür steht. Die ganzen Rettungspakete und neuerlichen Kreditnachfragen großer Konzerne sowie weitere Pleitewellen verfehlen ihre Wirkung nicht. Die Angst vor Inflation ist wieder aufgekommen und überlagert die Diskussion um Deflation immer mehr. Vielleicht kommt es tatsächlich noch vorübergehend zu einer deflatorischen Entwicklung (Preise fallen), aber das ist dann nur durch die Öl-Preise generiert. Und wenn die durch die OPEC-Maßnahme (wenn sie denn greift) wieder steigen, dann haben wir erst richtig Inflation. Was dann das grüne aber auch bunte europäische Papier noch wert ist kann man sich denken. Mir ist klar, dass ich jetzt wieder viele negativen Dinge besprochen habe und das auch noch kurz vor Weihnachten. Aber ich glaube es ist vielleicht gerade vor Weihnachten nicht so verkehrt, diese Themen noch einmal anzusprechen. Tja, und wenn Sie noch kein passendes Weihnachtsgeschenk gefunden haben, schenken Sie doch einfach mal etwas HaltbaresïŠ.

Eigentlich wollte ich jetzt den üblichen Marktkommentar schreiben. Aber zu Weihnachten muss ich doch meinem Lieblingsbanker noch ein kleines Geschenk machen, welches er sich eigentlich schon wieder selbst gemacht hat.

Hat er denn unserem Bundespräsidenten nicht zugehört? Ach ja, es ist ja gar nicht sein Bundespräsident. Vielleicht sollte er, der schweizer Banker, aber einmal anfangen anderen zu zuhören. Er ist nämlich kein Bankier, vielleicht noch nicht einmal ein Banker. Er wird einfach nicht müde den Staat, unseren Staat, um Hilfe anzubetteln. Natürlich nur für die anderen, er hat ja keine Probleme. Da sagt der doch allen Ernstes, dass unser Staat eine, wie er es nennt, „Bad Bank“ gründen solle, die dann Abschreibungs- und Rückzahlungsgefährdete Anleihen aufkaufen soll. Wieder dieses Verstaatlichen von Verlusten. Soll er doch mal ein paar dieser Anleihen kaufen. Das macht er von seinem fürstlichen Gehalt doch auch nicht. Nein, so denkt kein Bankier sondern nur ein mieser Abzocker.

Und ich habe noch einen vor dem Weihnachtsfest. Sind Sie schon einmal in eine Mülltonne gestiegen? Zugegeben, Sie hatten auch nicht die Aussicht vom beliebtesten Showmaster Deutschlands darin herumgefahren zu werden und auch nicht vom sexy`sten Mann der Welt herausgehoben zu werden. Aber wo leben wir denn? Das ist unsere Familienministerin, die Frau die sich 7 Kinder hält und nebenbei noch ministert. Ich darf zum wiederholten Male Urban Priol zitieren: „…und so was regiert uns!“ Wie fanden Sie diesen Auftritt? Vielleicht bin ich in meiner Meinung zu antiquiert, aber ich fand es nur peinlich.

So, und nun endlich zum Markt: Technisch betrachtet hat der DAX in der vergangenen Woche auf der Stelle getreten. Ein bisschen nach oben ein bisschen nach unten und am Ende keine neue technische Ausgangslage. Den Doppelboden haben wir ja bereits vergangene Woche zu den Akten gelegt. Die Volatilität ist trotz des großen Verfallstermins am Freitag eher einmal rückläufig gewesen. Das hat sicher mit den anstehenden Feiertagen zu tun. Aber auch ohne diese ist es nicht verwunderlich, dass der Markt nach den letzten turbulenten Wochen einmal etwas durchschnauft. Solche Phasen sind nicht unüblich und bilden meistens den Boden für neue dynamische Bewegungen. Ich rechne nach den Feiertagen wieder mit kräftigeren Bewegungen. In welcher Richtung können Sie sich sicher nach meinen Ausführungen oben, vorstellen. In einem ausgetrockneten Markt ist es kurzfristig immer denkbar, dass auch ein Schub nach oben erfolgt. Mehr als die jüngsten Tops im Bereich von 4.800 Punkten halte ich aber für unwahrscheinlich. Die Chance auf ein Abgleiten Richtung 4.400 stufe ich als größer ein.

Doch zunächst hoffe ich, dass die Feiertage sowohl an den Börsen (also die Handelstag zwischen den Feiertagen) als auch in der Welt und nicht zuletzt bei Ihnen zu Hause ruhig, besinnlich und vor allem friedlich verlaufen. Tanken Sie Kraft für die Herausforderungen, die im kommenden Jahr unweigerlich vor uns liegen werden. Sie werden diese Kraft benötigen, um am Ball zu bleiben und Ihr Vermögen zu sichern.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Weihnacht

Herzlichst

Ihr Martin Marquardt

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen