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12:31 Uhr, 09.06.2020

Die längste Expansion aller Zeiten ist vorbei

Jetzt ist es offiziell: In den USA ist wegen des Coronavirus die längste Wachstumsphase aller Zeiten zu Ende gegangen.

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In den USA legt das National Bureau of Economic Research (NBER) traditionell den Beginn und das Ende von wirtschaftlichen Expansionsphasen und Rezessionen fest. Obwohl das NBER eine private Forschungsorganisation ist, haben die vom NBER festgesetzten Daten einen quasi-offiziellen Status. Gestern nun hat das NBER festgestellt, dass die jüngste Wachstumsphase der US-Wirtschaft im Februar 2020 endete.

Die gerade zu Ende gegangene wirtschaftliche Expansionsphase war dabei die längste der Geschichte seit dem Jahr 1854. Im Jahr 1854 beginnt die offizielle Aufstellung des NBER zu wirtschaftlichen Expansionsphasen und Rezessionen.

Offiziell begann die jüngste Wachstumsphase im Juni 2009 und dauerte mit 128 Monaten so lange wie keine andere Expansionsphase zuvor. Die Periode von Juni 2009 bis Februar 2020 war sogar mehr als drei Mal so lang wie die durchschnittliche Wachstumsphase, die im Schnitt nur rund 41 Monate dauerte.

Wann in der aktuellen Kontraktionsphase das Tief erreicht wird, ist noch nicht absehbar. Fest steht bisher nur, dass die Wirtschaft im zweiten Quartal so stark einbrechen wird wie nie zuvor. Das GDPnow-Modell der Federal Reserve Bank von Atlanta, das auf Basis bereits veröffentlichter Wirtschaftsdaten eine automatische Schätzung der aktuellen Wachstumsrate berechnet, lässt für das zweite Quartal einen annualisierten BIP-Einbruch um 53,8 Prozent erwarten. Es handelt sich dabei aber um eine annualisierte (also auf das Gesamtjahr hochgerechnete) Wachstumsrate. Das bedeutet: Wäre die wirtschaftliche Dynamik im Gesamtjahr so wie im zweiten Quartal, dann würde das einem Minus von 53,8 Prozent entsprechen.

An den Börsen wurde zuletzt vermehrt die These vertreten, dass die US-Wirtschaft eine V-förmige Erholung durchmachen wird und das realwirtschaftliche Tief schon erreicht wurde. Nur das erklärt die starke Kurserholung am US-Aktienmarkt seit dem Tief im März. An der US-Technologiebörse Nasdaq wurden in den wichtigsten Indizes sogar schon wieder neue Rekordstände erreicht.

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Bekanntlich nimmt die Börse realwirtschaftliche Entwicklungen häufig zeitlich vorweg. Dies zeigt auch ein Blick auf die letzte Rezession während der Finanzkrise. Laut NBER begann die Rezession im Dezember 2007 und dauerte bis Juni 2009. Der Aktienmarkt hingegen bildete sein Hoch zwei Monate (Oktober 2007) vor der Realwirtschaft und sein Tief sogar drei Monate (März 2009) vorher.

Läuft es dieses Mal ähnlich und das Tief im März 2020 wird nicht mehr unterschritten, würde das bedeuten, dass die Realwirtschaft ihr Tief ebenfalls bereits im Juni 2020 ausbilden würde und danach die nächste Expansionsphase beginnen könnte.

Allerdings wäre dies eine äußerst ungewöhnliche Rezession mit einer Dauer von nur vier Monaten (Februar bis Juni 2020). Denn seit dem Jahr 1854 gab es laut NBER keine einzige Kontraktionsphase der US-Wirtschaft, die nur vier Monate dauerte. Die bisher kürzeste Rezession laut NBER dauerte sieben Monate (vom August 1918 bis März 1919).

Wirtschaftliche Zweitrundeneffekte und eine zweite Viruswelle könnten dafür sorgen, dass die wirtschaftliche Kontraktion vielleicht doch deutlich länger andauert, als die Kursentwicklung an den Börsen das derzeit ahnen lässt.

Link: Offizielle Wirtschaftszyklen der US-Wirtschaft laut NBER


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  • Effe
    Effe

    diesmal ist alles anders

    14:14 Uhr, 09.06. 2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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