Kommentar
17:00 Uhr, 12.01.2009

Die Kurzläufer kommen

Auch wenn die Zertifikate-Branche speziell nach der Lehman-Pleite zuletzt wenig zu lachen hatte, gibt es hier zumindest seit Jahresbeginn wieder einen echten Lichtblick. Denn es herrscht wieder Waffengleichheit im Land, da sich der jüngst in Kraft getretenen Abgeltungssteuer jetzt alle Asset-Klassen gleichermaßen unterordnen müssen und die Bevorteilungen in Sachen Bestandsschutz für Aktien und Investmentfonds nunmehr endgültig vom Tisch sind. Dadurch können Zertifikate wieder ihre besondere Flexibilität und ihre Stärken gegenüber „Long-Only-Investments“ ausspielen, was sich konkret in Renditemöglichkeiten in jeder Marktsituation ausdrückt. Logische Konsequenz aus dieser Tatsache: Die Zeit der Kurzläufer ist angebrochen und die Bindung an die 12-Monatsregelung im Rahmen der Spekulationsbesteuerung damit vorbei.

Ein aktuelles Beispiel kommt in Form eines neuen Capped Multi Bonus-Zertifikates von der Commerzbank. Das nur gut drei Monate laufende Papier kann noch bis zum 26. Januar ohne Ausgabeaufschlag gezeichnet werden und bezieht sich auf den guten alten sogenannten „Weltbasket“ bestehend aus Euro STOXX 50, S&P 500, sowie Nikkei 225. Wie bei Multi-Bonus-Produkten üblich, gilt auch hier die Barriere, die nach Zeichnungsende zwischen 55 und 60 Prozent der jeweiligen Referenzniveaus festgelegt wird für jeden einzelnen Basiswerte-Index, wobei die Beobachtungsphase jeden Tag der Laufzeit umfasst. Sollte also jede Benchmark ihren ca. 40-prozentigen Puffer bis zum 8. Mai erfolgreich verteidigen können, winkt dem Anleger hier eine Bonus-Rendite von 5 Prozent, was immerhin einem annualisierten Wert von 19 Prozent p.a. entspricht, vor Steuern allerdings, aber das gilt ja bei Anschaffung in diesem Jahr für nahezu jedes Anlagegut. Denn der Fiskus verdient jetzt immer mit und schneidet sich mit über einem Viertel ein mehr als dickes Stück vom Kuchen ab. Versagt aber nur ein Index den Dienst und verletzt seine Absicherungsschwelle, dann kommt wieder das gefürchtete „Worst-of“-Prinzip zur Anwendung. Den Verlust hat dann allerdings nur der Investor selbst zu tragen.

Der BörseGo Tipp:
Auf Sicht von drei Monaten erscheint der Puffer von 40 Prozent durchaus komfortabel, auch wenn man angesichts der Kursverluste in der jüngsten Vergangenheit mittlerweile nichts mehr ausschließen sollte. Insofern eignet sich das Papier für kurzfristig orientierte Anleger, die im ersten Halbjahr noch mit moderaten Verlusten an den Märkten rechnen.

Capped Multi Bonus-Zertifikat
Emittent/WKN: Commerzbank / CB77UH
Laufzeit: 15.05.2009
Preis: (in Zeichnung bis 26.01.2009) Ausgabepreis: 100 € (Kein Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

Mehr Experten