Kommentar
09:38 Uhr, 14.11.2016

Die Krise, die keiner sieht

Weltweit nimmt die Zahl an Bail-out Programmen für Staaten zu. Es kümmert nur keinen. Noch!

11 von 21 Staaten, die im besonderen Maße von Rohstoffexporten abhängig sind, befinden sich bereits unter Bail-out Programmen oder führen Verhandlungen darüber. Ganz besonders stark trifft es jene Länder, die nach China exportieren.

Die Grafik zeigt jene Länder, die den größten Anteil ihrer Wirtschaftsleistung durch Exporte nach China generieren. Ungeschlagen auf Platz 1 steht der Oman mit knapp 60 %. Das muss man sich einmal vorstellen: 60 % der Wirtschaftsleistung wird durch Exporte nach China generiert. Ein höheres Konzentrationsrisiko gibt es wohl kaum.

Dieses Risiko – die starke Abhängigkeit von China – teilen andere Staaten. Dazu gehören insbesondere die Mongolei, Turkmenistan, Angola und Vietnam. Die Mongolei und Angola befinden sich in so prekären Lagen, dass sie auf externe Hilfe kaum noch verzichten können.

Alle in der Grafik orange markierten Länder befinden sich bereits in Bail-out Programmen oder verhandeln darüber. Weltweit sind es weitaus mehr Staaten, die auf externe Hilfe angewiesen sind. Nigeria hat bereits Kredite von der Weltbank erhalten, allerdings ist Nigeria weitaus weniger von China abhängig als andere Staaten.
Global interessiert diese Krise kaum jemanden, denn die meisten Staaten sind einfach zu klein, um für Interesse zu sorgen. Kritisch war die Situation eine Zeit lang in den arabischen Ländern und Brasilien. Ein Kollaps des Staates in diesen Ländern hätte weltweit für Schockwellen sorgen können. Rutscht Sierra Leone in den Bankrott, dann interessiert das kaum jemanden.

Die wirtschaftliche Bedeutung dieser Staaten ist im globalen Kontext gering. Geopolitisch sieht das teilweise ganz anders aus. Eine Staatspleite kann rasch zur Destabilisierung eines Landes führen und über die Landesgrenzen hinaus für Unsicherheit sorgen. Die Ansteckungsgefahr ist groß. Man denke nur an den Arabischen Frühling, der für Umstürze in mehreren Ländern gesorgt hat und der die Welt in einigen Ländern noch immer beschäftigt.

Bail-out Programme können die Lage stabilisieren. Langfristig sind sie keine Lösung. Immer mehr und neue Schulden sind kein nachhaltiges Wirtschaftsmodell. Da der wirtschaftliche Erfolg in hohem Maße von China abhängt, sollte der Welt umso mehr daran gelegen sein, dass sich die chinesische Wirtschaft weiter stabilisiert. China hat bei einigen Rohstoffen einen globalen Verbrauchsanteil von 60 %.

Lässt Chinas Nachfrage weiter nach, weil die das Wachstum immer weiter zurückgeht, führt dies in vielen Staaten zu finanziellen Problemen. Nicht nur sind die Rohstoffpreise niedrig, sondern es wird auch teilweise weniger Volumen nachgefragt. Es ist ein doppelter Schlag für die Wirtschaft.

Ob Länder wie Kasachstan nun solvent oder insolvent sind, ist für die Weltwirtschaft irrelevant. Aus geopolitischer Perspektive ist es das nicht. Viele betrachten einen Abschwung in China vor allem als wirtschaftliches Risiko. Das ist es auch, doch es hat auch die geopolitische Perspektive. Ein lahmendes China kann ganze Regionen destabilisieren. Darüber macht sich kaum jemand Gedanken.

Clemens Schmale

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6 Kommentare

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  • number1
    number1

    Also ich sehe auf dem Diagram auch Peru. denke Peru ist noch weit entfernt vom Bail out. Peru hat Devisenreserven, Wachstum un die 4%, Infaltionsrate ca. 2,5 - 3,0%

    19:50 Uhr, 14.11.2016
  • Chronos
    Chronos

    Verstehe das immer nicht. Das da DACH nicht enthalten ist, logisch. (Keine Rohstoffe).

    Das aber umliegende Länder von China abhängig sind, ach ne...

    Oman ist Wüste, Azer und Turkemenistan ist eine politische Story (wie Syria).

    Kann man so mit den graphs wenig bis nix anfangen...

    13:23 Uhr, 14.11.2016
  • MMeier2
    MMeier2

    Unsere Chinesen! Für was sie nicht alles herhalten müssen. Wenn´s sie nicht schon gäbe - man müsst sie glatt erfinden.

    10:38 Uhr, 14.11.2016
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Und wieder springen die Lemminge in den Markt. In USA gar zu ueber 80℅ Kreditfinanziert. Das kann nur schief gehen

    10:17 Uhr, 14.11.2016
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Wer bitte soll den weitere Ueberproduktionen und Wacgstum kaufen? Die, die gerne kaufen wuerden koennen gerade so leben. Ihr werdet Deflation(laeuft grad) dann Inflation und dann Hyperinflation bekommen. Ich reise viel und gerne und sehe nur Eines uebwrall: Entweder Stagnation oder Deflation. Die Preise fallen auf breiter Front. Ausgenommen Immos und Luxus.

    10:07 Uhr, 14.11.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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