Kommentar
15:30 Uhr, 11.02.2009

Die Korridor-Variante für den spekulativen Investor

Die Börse bietet Raum für jedwede Art von Spekulation. Während die einen schon wieder auf eine nachhaltige Kurserholung an den Aktienmärkten setzen, spekulieren andere immer noch auf weiter sinkende Notierungen und wollen beim DAX unbedingt noch einmal die Drei ganz vorne sehen. Dritte wiederum halten Ausschau nach Produkten, mit denen sich der zuletzt häufig beobachtbare Trend „ein Schritt vor und dann wieder zwei zurück“ am besten abbilden lässt. Alles in allem ein „gefundenes Fressen“ für Emittenten, jedes dieser unterschiedlichen Bedürfnisse mit den genau passenden Derivaten zu besetzen. Kein Wunder, dass Zertifikate laut einer turnusmäßigen Befragung der DZ-Bank in der Anlegergunst schon wieder ihr „altes“ Niveau von vor der Krise erreicht haben und nun erstmals die weitaus unflexibleren Aktien als Asset-Klasse hinter sich lassen konnten. Das bekamen laut BVI zuletzt auch die entsprechenden Aktienfonds zu spüren. Wie es aussieht, dürften also gerade die „bösen Strukturierten“ von den unsicheren Märkten profitieren und trotz „Lehman“ weiterhin ihren einstigen Status als „Erfolgsmodell“ beibehalten.

Lassen sich auch für den Seitwärtstrend die verschiedensten Produkttypen anhand ihrer Ausstattung in Verbindung mit der individuellen Interpretationsweise des Investors verwenden, so gibt es auch ganz speziell für diese Markerwartung konzipierte Papiere, die von den guten alten Discountern über Bonus-Papiere bis hin zu neueren Kreationen reichen, die auf eine festgelegte Kursbandbreite setzen. Dazu gehören neben den inzwischen von immer mehr Anbietern aufgelegten Korridor-Bonus-Zertifikaten auch entsprechende Discount-Varianten, sowie für den etwas spekulativeren Anleger die sogenannten Inline-Optionsscheine, die nach der Commerzbank nun auch erstmals von der Société Générale ins Programm aufgenommen wurden. Wie der Name bereits andeutet, handelt es sich hier nicht um Zertifikate, die selbst bei einer ungünstigen Entwicklung des Basiswertes in der Regel noch eine Rückzahlung ermöglichen, sondern um Hebel-Produkte, die sofort wertlos verfallen, wenn das erwünschte Kursszenario nicht eintreten sollte. Dafür setzt der Investor wie auch bei Plain-Vanilla-Optionsscheinen von vornherein einen wesentlich niedrigeren Anlagebetrag ein.

Die Funktionsweise von Inline-Papieren ist indes relativ einfach. So kassiert der Käufer bei Fälligkeit einen Betrag von zehn Euro, wenn der Basiswert zu keinem Zeitpunkt während der Laufzeit eine vorgegebene untere oder obere Schwelle berührt bzw. durchbricht, was im Übrigen automatisch zu einem sofortigen Totalverlust führen würde. Im Vergleich dazu bestünde in einer solchen Situation beispielsweise bei einem Korridor-Bonus-Zertifikat trotz der gleichzeitigen Umwandlung in einen Long- bzw. Short-Tracker immer noch die Möglichkeit, bis zum Laufzeitende entsprechende Verluste wieder aufzuholen oder sogar in Gewinne zu verwandeln. Wie bei der „konservativeren“ Bonus-Variante profitieren aber auch Inline-Optionsscheine bei der Ausstattung von den aktuell immer noch relativ hohen Volatilitäten. So ermöglicht das defensivste Produkt auf den Euro STOXX 50 aus der neuen Serie mit einer Laufzeit bis zum 26. Juni 2009 noch eine Rendite von 10,86 Prozent (34,21 Prozent p.a.), wenn sich der Index bis dahin maximal in einer Spannbreite zwischen 1.400 und 3.200 Punkten bewegt. Der Abstand zum Knock-Out beträgt dabei rund 38 Prozent nach unten bzw. 42 Prozent nach oben. Deutlich spekulativer kommt ein Papier mit identischer Laufzeit und einer Bandbreite zwischen 1.550 und 3.000 Punkten daher. Der Basiswert dürfte hier höchstens knapp 32 Prozent nach unten oder oben verlieren. Die Rendite fällt aber dafür mit 22,40 Prozent (77,99 Prozent p.a.) gleich doppelt so üppig aus, als bei dem ersten Produkt.

Der BörseGo Tipp:
Inline-Optionsscheine eignen sich für kurzfristig orientierte, spekulative Investoren, die von einem Seitwärtstrend ausgehen und für eine hohe Rendite auch entsprechende Risiken einzugehen bereit sind. Die hohen Volatilitäten ermöglichen dabei ebenso wie bei den konservativeren Korridor-Bonus-Zertifikaten aktuell ein interessantes Chance-Risiko-Profil.

Euro STOXX 50 1.400/3.200 Inline-Optionsschein
Emittent/WKN: Société Générale / SG01H6
Laufzeit: 26.06.2009
Preis: (11.02.2009) Geld / Brief: 8,82 € / 9,02 €
Euro STOXX 50 1.550/3.000 Inline-Optionsschein
Emittent/WKN: Société Générale / SG01H5
Laufzeit: 26.06.2009
Preis: (11.02.2009) Geld / Brief: 7,97 € / 8,17 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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