Kommentar
09:40 Uhr, 04.04.2017

Die Korrektur ist da!?

Der Markt ziert sich noch eine Korrektur zu beginnen. Dafür zeigen sich an anderer Stelle Risse.

Schön war's. Jetzt ist aber erst einmal Schluss mit der Begeisterung, die den Markt nach der US-Wahl getragen hat. Es beginnt eine Korrektur. Diese mag sich am Markt noch nicht zeigen, doch in den Köpfen hat sie bereits begonnen. Das ist der erste wichtige und auch richtige Schritt.

Nach der Wahl war die Hölle los - im positiven Sinn. Die Stimmung hellte sich überall auf. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe sprang von 51,9 Punkte auf 57,7 Punkte. Einen so schnellen Anstieg innerhalb so kurzer Zeit gab es seit dem großen Rebound 2009 nur ein einziges Mal im Jahr 2013. Dieser Anstieg im Jahr 2013 relativierte sich relativ schnell wieder. Es könnte eine Wiederholung des damaligen Verlaufs geben.

Das bedeutet auch für den Markt nichts Gutes. Grafik 1 zeigt den Einkaufsmanagerindex und den S&P 500 mit seiner Jahresperformance. Beide verlaufen parallel. Nach der Euphorie am Aktienmarkt und bei den Einkaufsmanagern kommt nun eine erste, zaghafte Ernüchterung durch. Der Index sank zum ersten Mal seit der Wahl. Das ist durchaus gesund, denn die Stimmung passte vorne und hinten nicht mehr zu den Daten.

Die Daten haben seit der Wahl eher eine Abkühlung angezeigt. Die Konsumausgaben wuchsen in diesem Jahr so langsam wie lange nicht. Inflationsbereinigt gingen sie zuletzt sogar zurück. Der Arbeitsmarkt brummt noch, doch das ist vor allem dem milden Winter zu verdanken. Da es relativ warm war, wurden viele saisonale Kräfte früher eingestellt als in den vorherigen Jahren. Blickt man durch diese Faktoren hindurch, dann sind die Wirtschaftsdaten moderat.

Im Gegensatz dazu stand bis jetzt die Stimmung, sei es bei den Einkaufsmanagern oder bei den Konsumenten. Letztere sind so gut gelaunt wie seit 16 Jahren nicht mehr. Im Ausgabenverhalten hat sich das bisher nicht gezeigt. Diese Divergenz scheint sich nun aufzulösen. In diesem Fall löst sich die Divergenz nicht auf, indem die Fundamentaldaten besser werden, sondern indem die Stimmung aus dem Euphoriebereich wieder zurückkommt.

Ob mehr dahinter steckt, bleibt abzuwarten. Einige Datensätze deuten an, dass es nicht mehr besser wird. Die Autoverkäufe - ein exzellenter Gradmesser für die US-Konjunktur - gehen seit langem zurück. Grafik 2 zeigt die absoluten Zahlen. Seit 2015 deutet sich eine Topbiludng an. Nach der Schwäche im Vorjahr konnten die Verkäufe in der zweiten Jahreshälfte 2016 wieder zulegen. Sie erreichten im Dezember eine Jahresrate von 18,3 Mio. Fahrzeugen. Nach neuestenSchätzungen stehen sie heute 1 Mio. tiefer. Das ist schon ein Wort.

Grafik 3 zeigt die Veränderung der Autoverkäufe und des Aktienmarktes auf Jahressicht. Die Korrelation ist hoch. Letztlich sind Autokäufe ein Gradmesser für die Konsumfreude der Amerikaner. Da die Wirtschaft zu 70 % vom Konsum abhängig ist, schlägt Konsumschwäche auf die Gesamtwirtschaft durch und erreicht auch irgendwann die Unternehmensgewinne. So exorbitant hohe Bewertungen wie jetzt lassen sich da kaum rechtfertigen.

Einen Trendwechsel (Bärenmarkt) sehe ich derzeit noch nicht am Horizont. Eine Korrektur ist überfällig. Der Abbau der Euphorie in den Stimmungsindikatoren ist gesund. Das sollte zwar in den nächsten Wochen auf dem Aktienmarkt lasten, sorgt jedoch für eine wieder realistischere Beurteilung der Lage. Damit sollte das große und böse Erwachen eines Tages ausbleiben. Daher sehe ich den Markt auch nur auf eine Korrektur zusteuern und nicht auf einen übergeordneten Trendwechsel.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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