Kommentar
07:34 Uhr, 04.07.2018

Die Inflation ist da ! Was bedeutet das für Aktien?

Kaum sieht man einmal nicht hin und schon steht die Inflation plötzlich oberhalb des Ziels der Notenbanken. Diese müssten jetzt eigentlich bei der Zinswende richtig Gas geben.

In den USA steht die Inflationsrate inzwischen bei knapp 3 %. Auch die von der Notenbank bevorzugte Kerninflation steht bei der Zielmarke von 2 %. Die 3 % sind besonders eindrucksvoll und sind deutlich höher als in Europa. Ein Teil der Differenz zur Inflationsrate von 2 % in der Eurozone lässt sich allerdings aufgrund der unterschiedlichen Erhebungsmethode erklären.

Vergleicht man die Inflation, die sich aus den harmonisierten Verbraucherpreisindizes ergibt (HICP), schrumpft die Differenz ein wenig (Grafik 1). Anstatt einer Differenz von einem Prozentpunkt, sind es so nur noch 0,6 Prozentpunkte. Die Inflationsraten sind in den USA und der Eurozone also gar nicht so verschieden.

In beiden Regionen kann man inzwischen sagen, dass die Inflationsziele der Notenbanken erreicht wurden. Sie wurden dabei sogar nicht einfach nur erreicht, sondern übertroffen. Eigentlich müssten die Zinsen jetzt kräftig steigen. Das wird allerdings kaum geschehen.

Die EZB geht die geldpolitische Wende im Schneckentempo an. Daran wird sich so schnell nichts ändern. Zu groß ist die Angst vor einer Verschlechterung der Daten. Das gilt nicht nur für die Inflation, sondern auch für das Wirtschaftswachstum. Beides wird dringend benötigt, um die hohe Verschuldung der Staaten abzubauen.

Anleger müssen sich wegen der Notenbanken keine Sorgen machen, aber wie steht es mit der Inflation selbst? Ist Inflation gut für den Aktienmarkt oder schlecht?

Die Antwort ist nicht ganz eindeutig. Man kann pauschal nicht sagen, dass Inflation gut oder schlecht für Aktien ist. Das zeigt Grafik 2. In einigen Phasen ist die Korrelation positiv, in anderen Phasen ist sie negativ.

Man kann mit großer Überzeugung sagen, dass Deflation schlecht für Aktien ist. Die Performance von Aktien ist, wenn die Inflationsrate negativ ist, auch negativ. Ansonsten tendieren Märkte dazu mit der Inflation zu gehen, also zu steigen, wenn es eine moderate Inflation gibt.

Steigt die Inflationsrate sprunghaft an, gilt das nicht mehr. Zu hohe Inflation ist schlecht für den Markt. Unternehmen haben dann oftmals Probleme die höheren Kosten an Kunden direkt weiterzureichen. Die Margen schrumpfen.

Generell kann man sagen, dass stark steigende Inflation und Deflation schlecht sind. Eine stabile Inflationsrate im Bereich von 1-3 % ist gut. Ein rascher Anstieg über diese Range hinaus ist tendenziell schlecht. Noch befinden wir uns in der Range, die für Aktien gut ist. Das sollte dem Markt Rückenwind geben.

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7 Kommentare

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  • wolp
    wolp

    Nach meiner Auffassung ist Inflation ein Argument für Aktien. Und ohne moderate Inflation läuft die Wirtschaft nicht. Aber s.u. verstehen nicht alle.

    14:36 Uhr, 04.07.2018
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Inflation ist eines der groessten Vergrechen an der Menscheit!! Das die Menschen die Schuldigen Draghis und MERKELS dieser Welt nicht durch die Strassen jagen ,ein Raetsel ! Eine gewollte Enteignung , und Entwertung von erarbeitetem und erspartem Papierlohn !! Diebstahl ! Sonst nichts. Abartig ! Inflation ...ok aber immer genau bei 0%!! Ohne Disskussion !

    08:37 Uhr, 04.07.2018
    1 Antwort anzeigen
  • EsJay
    EsJay

    "Die EZB geht die geldpolitische Wende im Schneckentempo an." Was für eine Katastrophe! Betriebsrenten sind gefährdet, Lebensversicherungen (und private Rentenversicherungen) zahlen weniger aus, die Versorgungslücke im Alter wird immer größer und europäischen Banken (und dem Finanzsektor im Allgemeinen) fallen wichtige Zinseinnahmen weg. Das ganze unter dem Deckmantel, weil man Inflation und Wirtschaftswachstum braucht - tatsächlich aber ist es bloße Staatsfinanzierung. In Deutschland ist die (offizielle) Inflation bei 1,9% und die Rendite für Bundesanleihen (10 Jahre) bei 0,29% - völlig krank! Ansonsten gibt's ja Minuszinsen, was wohl eher für eine Wirtschaft in tiefster Rezession angemessen wäre. Und, wie unlängst hier dargelegt wurde, das meiste QE-Geld der EZB kommt in der Wirtschaft gar nicht an, dafür aber deutlich sichtbar im Aktien- und Immobilienmarkt. Hoffentlich werden die Leute mal wach und merken, wie sie Stück für Stück durch enorme Vermögenstransfers enteignet werden. Es ist auch erstaunlich, wie man sich weltweit einig ist, dass eine Inflation von 2% eine gute Sache ist. Für wen wohl? Von der Bundesbank, als sie noch das Sagen zu diesen Themen hatte, habe ich nicht solche Thesen gehört…

    "Diese [die Notenbanken] müssten jetzt eigentlich bei der Zinswende richtig Gas geben." Von der EZB ist das auf lange Sicht nicht zu erwarten. Draghi hat ja nach der letzten EZB-Sitzung keine Gelegenheit ausgelassen, zu betonen, dass das QE-Programm doch nicht ausläuft, sondern vielmehr verlängert und erhöht werden kann. Und angeblich soll ja eine Zinserhöhung erst lange Zeit nach Ende von QE erfolgen (angedacht ist da eine Reduktion des Minuszinses von -0,4% auf -0,2%. Da wird man doch völlig verarscht!)

    08:25 Uhr, 04.07.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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