Die Hausse an den Aktienmärkten ist noch nicht zu Ende
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Die Hausse an den Aktienmärkten hält nun schon sieben Jahre an. Das ist deutlich länger als in der Vergangenheit üblich. „Stimmt“, schreiben die Investmentstrategen von AXA Investment Managers (AXA IM) in der neuesten Ausgabe ihrer Publikation „Investmentstrategie“, „aber keine Hausse endet ohne Grund.“ Entscheidend dafür seien in der Regel die Geldpolitik und fallende Gewinnmargen der Unternehmen. Beides habe aber derzeit keine Relevanz: „Wir meinen noch immer, dass sich die Aktienmärkte zurzeit so verhalten wie bei einer vorübergehenden Konsolidierung und gehen nicht von einer starken Korrektur aus.“
In Europa genauso wie in den USA stehen laut AXA IM die Zeichen auf Wachstum. Nachdem in Europa das Grexit-Risiko weitgehend gebannt ist, dürfte die Konjunktur nun wieder die Märkte bestimmen. Und die signalisiert, dass die Erholung auf einem guten Weg ist, getrieben vor allem vom privaten Verbrauch, den niedrigen Energiepreisen und einem raschen Kreditwachstum. Die Investmentstrategen rechnen mit einem weiteren Anstieg des Wachstums auch im zweiten Quartal auf fast zwei Prozent pro Jahr. Nur ein chaotischer Grexit könne die Märkte erschüttern und der Realwirtschaft einen Schock versetzen.
Derweil hat sich auch die US-Wirtschaft von ihrer Schwäche am Jahresanfang erholt und befindet sich ebenfalls auf einem stabilen Wachstumskurs. Nach den jüngsten Daten ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal auf drei Prozent pro Jahr gestiegen. „Unserer Ansicht nach wird die starke Erholung der Wirtschaft der Fed Argumente für eine Zinserhöhung liefern“, sagen die Research-Experten von AXA IM. Mit einer entsprechenden Ankündigung rechnen sie Mitte Juli, wenn Fed-Chefin Yellen dem Kongress ihren halbjährlichen Bericht vorlegt. Möglicherweise, so die Investmentexperten, könnten jedoch starke Marktturbulenzen aufgrund der Kurseinbrüche in China und seinen Nachbarländern, die Fed zu einer Verschiebung der ersten Zinserhöhung ins vierte Quartal veranlassen.
Dabei ist der chinesische Börsencrash nach Ansicht der Experten zwar dramatisch, aber keine Katastrophe, da der chinesische Onshore-Aktienmarkt von Oktober 2014 bis Juni 2015 um 105 Prozent gestiegen war. „In der Realwirtschaft gab es nichts, was eine Verdoppelung des Aktienmarktes gerechtfertigt hätte. Für den jüngsten Börsencrash gibt es genauso wenig eine realwirtschaftliche Erklärung.“ Kurzfristig könne der Crash das reale Wirtschaftswachstum in der zweiten Jahreshälfte um 0,3 Prozentpunkte verlangsamen. Sollten die chinesischen Behörden jedoch ein umfassendes Paket aus expansiver Geld- und Fiskalpolitik aufsetzen, sollten die Auswirkungen geringer ausfallen. Wichtiger seien vermutlich die Langzeitfolgen, da der Crash Auswirkungen auf die derzeit beeindruckende Reformtätigkeit in China haben könnte.
Die Lage in anderen Emerging Markets scheint sich hingegen zu bessern, vor allem in den europäischen Schwellenländern Ungarn, Polen und Tschechien. Dagegen dürfte nach Einschätzung von AXA IM dem Wachstum anderer Länder „bald die Luft ausgehen“, sei es wegen einer restriktiveren Geldpolitik wie in Brasilien, den niedrigen Rohstoffpreisen bei einer Einigung mit dem Iran oder wegen der schlechten Aktienmarktentwicklung in China.
Investoren empfiehlt AXA IM die Übergewichtung von Aktien zu Lasten von Kasse. „Wir gehen davon aus, dass sich die Konjunkturdaten verbessern und die Kurse risikoreicher Wertpapiere stützen – auch wenn das Anlegerinteresse auf absehbare Zeit vermutlich gering sein wird.“
Dagegen wird sich die anstehende Zinserhöhung in den USA nach Meinung der Investmentstrategen ungünstig auf die Anleihemärkte auswirken: „Nach fast sieben Jahren Nullzinspolitik, drei Quantitative-Easing-Programmen und der Operation Twist drängt sich die Erwartung einer höheren Volatilität auf. Es ist plausibel, dass die neue Situation zu Kursrückgängen bei Anleihen führen wird. Wir halten das für den Beginn der Normalisierung.“ Langfristig entwickelten sich die Renditen deutscher Bundesanleihen und amerikanischer Treasuries ähnlich. Kurzfristig sei jedoch das Gegenteil der Fall. Die EZB werde ihr Wertpapierkaufprogramm fortsetzen und – falls bei einem starken Volatilitätsanstieg notwendig – ihre Käufe vorziehen. AXA IM empfiehlt darum Longpositionen in europäischen Staatspapieren und eine Shortposition in US-Treasuries.
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