Kommentar
07:47 Uhr, 25.01.2017

Die größte Herausforderung für den Arbeitsmarkt: Automatisierung!

2016 war ein Weckruf. Zu verdanken haben wir das dem Brexit und Trump. Nun wird diskutiert wie man die Welt wieder geraderücken kann.

Die Wahlen des vergangenen Jahres lassen sich in ihren Resultaten einfach zusammenfassen. Es waren Protestergebnisse. Es ging im Kern nicht so sehr darum, was die einzelnen Kampagnen versprochen hatten, sondern vor allem darum, seine Unzufriedenheit auszudrücken.

Es hat mehrere überraschende Wahlergebnisse gebraucht, damit die Botschaft zu den bestehenden Regierungen durchdrang. Man kann allerdings bezweifeln, dass die Botschaft wirklich verstanden wurde. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos wurde bereits über mögliche Lösungen diskutiert, dabei wurde das Problem noch nicht richtig verstanden.

Als Grund für die Wahlergebnisse wurde ein Übeltäter ausgemacht: die Globalisierung. Jetzt hat man einen Sündenbock und macht sich nach Jahrzehnten anscheinend erstmals Gedanken, was das überhaupt bedeutet. Eigentlich ist es ja nicht neu, dass es in der Globalisierung Länder und Gesellschaftsschichten gibt, die mehr profitieren als andere. Aktuell wird das jedoch als große Erkenntnis gefeiert.

In der Konsequenz heißt das: Politiker wollen mehr darauf achten, dass Menschen nicht zurückbleiben, dass die Vorteile der Globalisierung bei jedem ankommen. Das ist natürlich alles sehr ehrenwert, aber am Kernproblem komplett vorbei.

Durch globale Wertschöpfungsketten wurden Jobs dorthin verlagert, wo sie am kostengünstigsten ausgeführt werden können. Kostengünstig ist dabei nicht allein auf Lohnkosten zu reduzieren. Man mag zwar im hintersten Winkel der Mongolei sehr billige Arbeit finden, doch dafür fehlen Infrastruktur und andere wichtige Dinge wie z.B. ein Rechtssystem, welches Unternehmen und ihr Eigentum schützt.

Menschen in den meisten westlichen Ländern haben aufgrund von Arbeitsplatzverlagerung ihre Jobs verloren. Viele konnten neue Jobs finden, einige aber auch nicht. Ganze Regionen blieben zurück. Bestes Beispiel ist der US-Rostgürtel.

Zählt man eins und eins zusammen, dann ist die Sache klar: Globalisierung bringt Gewinner und Verlierer hervor. Das passt vielen so nicht. Es erklärt auch, weshalb z.B. Trump letztlich die Wahl gewinnen konnte. Er versprach die Welt wieder geradezurücken und die Jobs, die es etwa in den 80er oder 90er Jahren noch gab, zurückzuholen.

Trump hat bereits gewonnen und der Grund dafür erscheint klar. In Europa wird man sehen wie weit es Marine Le Pen schafft. Sie will ihren Wahlkampf auf einen Austritt aus der Eurozone fokussieren. Das wird gut ankommen. Ob EU oder Eurozone, beide sind hervorragende Sündenböcke, die einfach zu vermitteln sind.

Das Problem an der Sache: auch Protestparteien oder einzelne Politiker wie Trump liegen absolut daneben. Sie verkennen das Problem ebenso wie die aktuell kritisierten Eliten. Letztere sind irgendwie in Schockstarre und haben keinen Plan. Erstere haben einen Plan, aber den falschen.

Die Protestgewinner haben einen einfachen Plan, der verständlicherweise gut ankommt. Sie versprechen eine Rückkehr zu den „guten alten Zeiten.“ Sie versprechen letztlich nichts anderes, als die Uhr zurückzustellen. Natürlich kommt das gut an, löst das Problem aber nicht.

Hat Trump Erfolg und schafft es, dass wieder mehr Autohersteller die Autos, die sie in den USA verkaufen, auch dort produzieren, dann ist das auf den ersten Blick schön. Nun muss man allerdings auch sehen, dass Autohersteller inzwischen an die 15 Mrd. an Investitionen angekündigt haben und dadurch weniger als 5.000 Jobs geschaffen werden.

Um die in den letzten 15 Jahren verlorengegangenen Jobs zurückzuholen, müssten bei dem Verhältnis (15 Mrd. Investitionen entspricht 5.000 Jobs) über 1 Billion Dollar investiert werden. Die Grafik zeigt die Entwicklung der Beschäftigung in der Autoproduktion und welchen Effekt die bisherigen Ankündigungen haben werden (so gut wie keinen).

Was bedeutet das alles praktisch: Man kann Unternehmen vielleicht durch Androhungen diktieren wieder mehr im Land zu produzieren, aber das bringt nicht das, was es bringen soll. Arbeitsplätze kommen dadurch kaum zurück. Wer das verspricht ist entweder naiv oder hat von der Realität wenig Ahnung.

Kurz gesagt: die Globalisierung war das Problem der 90er und 2000er Jahre. Wer jetzt versucht dieses Problem zu lösen, löst das falsche Problem. Die neue Herausforderung heißt Automatisierung.

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Clemens Schmale

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39 Kommentare

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  • moneymaker22
    moneymaker22

    Die Problematik gut erkannt, kann man gar nicht oft genug Wiederholen :-)

    @ geht_wen_an, Warum immer diese ewigen Monologe in den Kommentaren ? Das nervt doch schon beim ersten Blick darauf :-(

    08:44 Uhr, 26.01. 2017
  • Daniel Kühn
    Daniel Kühn

    In fact, the available evidence suggests that the quote is an after-the-fact fabrication made by splicing together passages of different Wilson statements that have nothing at all to do with the Federal Reserve.

    http://www.salon.com/2007/12/21/woodrow_wilson_fed...

    20:45 Uhr, 25.01. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • Daniel Kühn
    Daniel Kühn

    Ich kenne die Quelle. Die wird am liebsten zitiert und dennoch kann keiner belegen wann und wo Wilson diese doch etwas krassen Aussagen getätigt haben soll. Wer sich dafür interessiert findet z. B. hier Infos https://en.m.wikiquote.org/wiki/Talk:Woodrow_Wilso...

    20:22 Uhr, 25.01. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    und lesen sie schön die auswertungen bezüglich der exponentiellen geldvermehrung

    19:18 Uhr, 25.01. 2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    quod erat demonstrandum

    19:17 Uhr, 25.01. 2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    so Herr Chefredakteur, jetzt wird es etwas peinlich für Sie

    National economy and the banking system of the United States

    bitte Seite 100 aufschlagen

    https://archive.org/stream/NationalEconomyAndTheBa...

    19:15 Uhr, 25.01. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • Balance
    Balance

    Weil ich immer pro Technischer Fortschritt war, hätte ich nie gedacht, dass ich mal zu dieser Erkenntnis komme: Mit dem jüngsten Innovationsschub und damit Durchbruch im Bereich der Robotik und vor allem KI/AI (Stichwort Industrie 4.0) kommen wir nicht darum. Wir brauchen in allen hochtechnisierten Wirtschaftsräumen dieser Welt eine Automatisierungs-Steuer! Die komparativen Kostenvorteile zwischen Mensch und Maschine fallen zu drastisch aus. Unternehmen müssen über diese Steuer Anreize erhalten, überhaupt noch Produktionsschritte mit Hilfe von menschlicher Arbeit ausführen zu lassen, sonst fällt binnen 10 Jahren die Kaufkraft weg, für viele der Produkte, die Boden und Kapital (un AI und Robotik investiert) schaffen.

    13:57 Uhr, 25.01. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    lernen Sie doch mal fraktionslos Banking zu verstehen, je mehr Geld es gibt je schneller vermehrt es sich, die Notenbanken Schafe aus dem nichts mehr Geld, Banken verleihen das gel und schaffen wieder neues, bis alle aus dem nichts geschaffen Werte überzogen sind, und kommt der totale

    Der Konsum schrumpft bereits immer weiter, das fallen der Finanzmärkte verhindert nur die Notenbanken

    Weil wie sehen unte DIW BESTÄTIGT die falsche Entwicklung, welche in den USA schon längst statt gefunden hat.

    Niedrig Löhnen verarmen, der Mittelstand schrumpft, nur die oberen paar gewinnen.

    So ist in den USA schon länger. Aber sie dürfen die Augen vor den Fakten geschlossen halten.

    Das Geld was sie ertraden, ist bald nichts mehr wert, weil die Geld Menge exponentiell steigt

    https://www.peakprosperity.com/crashcourse/deutsch...

    Understanding the Fractional Reserve Banking System

    When you put your money into a savings account or a checking account at a bank, the bank doesn’t just sock it away in a vault underground somewhere. Instead, it lends your money to other individuals and companies who need it.

    https://www.learningmarkets.com/understanding-the-...

    .

    „ Es gibt keinen Weg, den finalen Kollaps eines Booms durch Kreditexpansion zu vermeiden. Die Frage ist nur ob die Krise durch freiwillige Aufgabe der Kreditexpansion kommen soll, oder später zusammen mit einer finalen und totalen Katastrophe des Währungssystems kommen soll. “
    Ludwig von Mises, österrichischer Ökono

    .

    Mises.org

    13:32 Uhr, 25.01. 2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    sie nennen mich Lügner und haben sich nicht mal informiert.. nicht mal nach der Wahrheit gesucht ;)

    Aber so ist das wenn man die Wahrheit nicht erkennen möchte

    Der Dollar ist heute soviel wert wie 1913 fünf cent

    Das war 2013

    Mainstream Medien als Beweis?

    Welche sonst zu Lügen neigen? Wollen sie diese mehr glauben schenken?

    Bitte

    .

    100 Jahre billiges Geld

    Im Jahr 1913 wurde die US-Notenbank gegründet. Ihre enge Verzahnung mit der Finanzindustrie war immer wieder Anlass für wilde Verschwörungstheorien.

    http://www.zeit.de/wirtschaft/2013-12/fed-notenban...

    https://www.bostonfed.org/-/media/Documents/educat...

    13:11 Uhr, 25.01. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    und wenn der steuerzahler ausgeblutet ist, bricht das ganze Schuldsystem zusammen, weil die bank kein Geld mehr bekommmt.

    Spätestens dann ist vorbei.

    „ Es gibt keinen Weg, den finalen Kollaps eines Booms durch Kreditexpansion zu vermeiden. Die Frage ist nur ob die Krise durch freiwillige Aufgabe der Kreditexpansion kommen soll, oder später zusammen mit einer finalen und totalen Katastrophe des Währungssystems kommen soll. “
    Ludwig von Mises, österrichischer Ökonom

    10:52 Uhr, 25.01. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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