Fundamentale Nachricht
08:32 Uhr, 28.03.2019

Die Finanzrepression trifft den französischen Sparer hart

Nicht nur in Deutschland – auch in Frankreich wird nach Einschätzung von Igor de Maack, Fondsmanager bei DNCA Investments, falsch gespart.

Paris (GodmodeTrader.de) - Seit den jüngsten Ankündigungen der EZB kommen die Renditen zehnjähriger deutscher Bundesanleihen der Null-Linie gefährlich nahe. Scheinbar unaufhaltsam steuern die europäischen Volkswirtschaften auf das Syndrom der Japanisierung und damit auf die finanzielle Repression zu. Und so werden die Gläubiger ihre Rolle spielen müssen bei der Umverteilung, die von den Regierungen unter dem Druck populistischer Parteien oder den Drohungen quasi-aufständischer Bewegungen angestoßen wurde, wie Igor de Maack, Fondsmanager bei DNCA Investments, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Allein in Frankreich seien derzeit 1.700 Milliarden Euro im System der Euro-Fonds angelegt, die weniger abwürfen, als die Inflation wieder aufzehre. Der Löwenanteil fließe in (meist französische) Staatsanleihen. Diese hätten durchaus ihre Vorzüge – vor allem in Zeiten höherer Zinsen, aber auch, weil sie eine Alternative zu aktuell unrentablen Geldmarktinstrumenten darstellten und eine per Gesetz (das sich allerdings ändern könne) festgeschriebene Kapitalgarantie böten. Es stelle sich jedoch die Frage nach der Zukunft eines Sparsystems, das im Grunde lediglich einen klammen Staat finanziere und die Rente zum Dreh- und Angelpunkt für die Schaffung des Wohlstands der Nation erhebe, heißt es weiter.

„Das Verhalten des französischen Sparers offenbart nicht nur eine wunderliche Form von Patriotismus sowie eine gewisse Schizophrenie in Vermögensfragen, sondern steht auch in starkem Kontrast zur allgemeinen Meinung der Franzosen über ihre Regierenden. Die Börse ist das erste Opfer dieser panischen und paradoxen Bewegung“, so de Maack.

Dass die unnachgiebigen und mitunter extremen Visionen eines Donald Trumps oder Xi Jinpings auf die Sparer erschreckend wirkten, sei nur verständlich. Nichtsdestotrotz setze sich das weltweite Wachstum fort, und die Jahresberichte einer überwältigenden Mehrheit der Unternehmen kündeten mitnichten von einer baldigen Rezession, heißt es weiter.

„Die Franzosen wie auch die Europäer allgemein (die Kapitalabflüsse aus europäischen Aktien beliefen sich in der vergangenen Woche auf 3,1 Milliarden Dollar) haben die Börse also fürs Erste abgehakt. Wiederholt sich die Geschichte? Es war ein Franzose, der Anarchist Charles Gallo, der am 5. März 1886 versucht hatte, das Palais Brongniart, Sitz der Börse und Pariser Tempel des Kapitalismus, mit einer selbstgebastelten Bombe in die Luft zu sprengen“, so de Maack.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

Mehr Experten