Kommentar
09:38 Uhr, 19.01.2009

Die Finanzkrise hat die Märkte im Griff - Marktteilnehmer beschränken ihren...

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Die Finanzkrise hat die Märkte im Griff - Marktteilnehmer beschränken ihren Radius!

Der Euro eröffnet heute (07.30 Uhr) bei 1.3350, nachdem in Fernost Höchstmarken bei 1.3386 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 90.80. Die "Carry-Trades" zeigen sich in freundlicherer Verfassung als am Freitag. EUR-JPY notiert bei 121.20 und EUR-CHF oszilliert bei 1.4900.

Dieser Kommentar erscheint täglich auf der Devisenseite : www.godmode-trader.de/devisen

In den letzten Wochen hat die Volatilität nicht nur an den Devisenmärkten deutlich zugenommen. Diese Entwicklung hatte per Dezember einerseits damit zu tun, dass zum Jahresende viele Bücher zeitig geschlossen wurden und damit die Liquidität an den Märkten belastet wurde.

Andererseits verdeutlicht diese andauernde Entwicklung im Januar, dass im Zuge der Finanzkrise das Risikokapital, dass von Banken und anderen Finanzmarktteilnehmern in diesem Sektor "Trading" bereit gestellt wird, deutlich minimiert wurde, was sich belastend auf die Liquiditätstlage auswirkt und damit indirekt erhöhte Volatilität forciert.

Die Deutsche Bank hat diesbezüglich angekündigt, ihre Aktivitäten einzuschränken. Aber auch der Aderlass der Hedge Funds, die zuletzt Kapitalabflüsse in der Größenordnung von 150 Mrd. USD zu verkraften hatten, muss als Indiz dieser Entwicklung interpretiert werden.

Ergo ist ein Ende der Phase hoher Volatilität vor dem Hintergrund, dass Marktteilnehmer ihren Radius beschränken, zunächst nicht absehbar. Filigrane markttechnische Analysemethoden dürften unter diesem "Mangel" grundsätzlich leiden.

Auch fundamentale ökonomische Entwicklungen, die Überraschungscharakter aufweisen, haben vor diesem Hintergrund bisweilen bestenfalls unterproportionale Auswirkungen. Entscheidend sind in solchen Phasen die großen Orders, die abgearbeitet werden müssen oder verdeckte Einflussnahme von "untypischen Marktteilnehmern" mit Politik- und Zentralbankhintergrund.

Diesbezüglich darf an dieser Stelle der Verweis auf den Edelmetallsektor nicht fehlen. Edelmetalle sind nicht "de jure", jedoch "de facto" Währungen. Diese "Assetklasse" ohne Fehl und Tadel kann in einer Phase des größten Chaos im Finanzwesen nur Stabilität für sich in Anspruch nehmen?

Wie sagte noch Paul Volcker, Vorgänger von Alan Greenspan: "Es sei sein einziger Fehler seiner Amtszeit gewesen, nicht gegen den Anstieg des Goldpreises vorgegangen zu sein!"

Werfen wir einen realistischen Blick auf diesen Interventionsansatz:

* Fakt ist, Gold kann nicht "gedruckt" werden!

* Fakt ist, jede Interventionstonne am physischen Markt vermindert die zukünftige Interventionskraft der Zentralbanken in diesem Sektor.

* Fakt ist, dass jede weitere unübliche Maßnahme in Milliardenumfang seitens der Politik und Zentralbanken nicht notwendig die Glaubwürdigkeit unseres Finanzsystems stützt.

* Fakt ist, dass jede (verdeckte) Intervention am Edelmetallmarkt dafür sorgt, dass notwendige Investitionen am Edelmetallmarkt (hier Minen/Exploration) nicht stattfinden und damit zukünftige angemessene Produktion verhindert wird.

* Fakt ist, dass der Höchstpreis von 1980 bei circa 850 USD preisbereinigt heute circa 2.200 USD entspricht.

* Fakt ist (verdeckte) Interventionen erlauben den "preissubventionierten" Erwerb dieser "Assetklasse".

Der Ball liegt damit bei Ihnen!

Werfen wir einen kurzen Blick auf die Veröffentlichungen vom letzten Freitag:

Die Handelsbilanz der Eurozone lieferte uns per November ein Defizit in Höhe von 7 Mrd. Euro. Im Vormonat ergab sich noch ein geringfügiger Überschuss von 0,5 Mrd. Euro. Exporte brachen im Jahresvergleich um 10,4% ein, während Importe lediglich um 3,6% sanken. Der Chart verdeutlicht die sich zunehmend defizitär entwickelnde Gesamtsituation.

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In den USA sanken die Verbraucherpreise per Dezember im Monatsvergleich um 0,7%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 0,1% nach einem Anstieg um 1,0% im Vormonat. Damit erscheint vor dem Hintergrund der offiziellen Verbraucherpreise (Datenqualität …) die Zinspolitik des FOMC vertretbar …

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Die TIC-Kapitalzuflüsse stellten sich per November (fehlende zeitliche Nähe) auf -21,7 nach zuvor -0,4 Mrd. USD. Die Daten unterstreichen damit die Grundlage für die USD-Schwäche Richtung Jahresende 2008.

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Die Industrieproduktion brach per Dezember unerwartet stark im Monatsvergleich um 2,0% nach zuvor -1,3% (revidiert von -0,6%!) ein. Im vierten Quartal ergab sich damit mit -11,5% (Vorquartal -8,8%) annualisiert der stärkste Rückgang der Produktion seit 1990! In der Folge kam es zu einem Rückgang der Kapazitätsauslastung von 75,2% auf 73,6%.

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Das Verbrauchervertrauen nach Lesart nach Lesart der Uni Michigan verbesserte sich wider Erwarten per Januar von 60,1 auf 61,9 Punkte. Die Prognose war bei 59,0 Zählern angesiedelt. Die Erwartungskomponente war hier der wesentliche Katalysator. Das Ende der Bush-Administration mag hier sehr wohl der entscheidende Aspekt sein. Ergo können wir die verbesserte Stimmungslage vor diesem Hintergrund ansatzweise nachvollziehen.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, dass zunächst noch eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nach dem deutlichen Rückgang zu Jahresanfang und solider Unterstützung bei 1.30 ist zunächst eine Fortsetzung der Korrektur mit Zielgrößen bei 1.35 und leicht darüber hinaus wahrscheinlich.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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