Kommentar
17:30 Uhr, 10.03.2021

Die Fed tut nichts - und setzt damit die Wirtschaft unter Stress

Seit neun Monaten ist die US-Geldpolitik auf Autopilot. Gerade jetzt braucht es einen Impuls. Ohne diesen nimmt die Wirtschaft Schaden.

Im Gegensatz zu vielen anderen Notenbanken ist die Fed untätig. Seit Juni 2020 hat sich an der Geldpolitik nichts mehr geändert. Die Zinsen sind unverändert nahe 0 % und es werden pro Monat 80 Mrd. an Staatsanleihen und 40 Mrd. an Hypothekenpapieren gekauft. Die EZB hingegen weitete ihr QE-Programm Ende 2020 noch aus.

Die EZB versuchte auch verbal gegen den Zinsanstieg der letzten Wochen anzureden. Die australische Notenbank beließ es nicht beim Reden, sondern verdoppelte das tägliche Kaufvolumen. In Japan wurde ein Schritt zur Zinsnormalisierung abgesagt. Die Rendite für 10-jährige Anleihen bleibt bei 0,% anstatt ihr ein etwas höheres Niveau zuzugestehen.

Während viele Notenbanken tätig werden und versuchen die Zinsvolatilität zu begrenzen, erscheint die Fed gelähmt. Das ist bedenklich, denn Zinsvolatilität an sich ist ein Problem für die Wirtschaft. Die Volatilität wird von unterschiedlichen Indizes gemessen. Am bekanntesten ist der Move Index. Es ist das Äquivalent zum VIX beim S&P 500 für US-Staatsanleihen.

Im Vergleich zu März 2020 ist die Volatilität heute gering. Im Vergleich zu den letzten Monaten ist sie aber deutlich gestiegen (Grafik 1). Dieser Anstieg fällt mit einem Anstieg der Zinsen zusammen. Es geht auch umgekehrt. So fielen die Zinsen Ende 2008 rapide, die Volatilität hingegen stieg.


Die Volatilität an sich hat einen negativen Effekt. Es gibt einen engen Zusammenhang der Zinsvolatilität und dem Dollar Index (Grafik 2). Der Dollar gewinnt, wenn die Zinsvolatilität zunimmt. Das war besonders gut vor einem Jahr zu erkennen. Der Dollar Index stieg im März um 4 %.

Ein starker Dollar setzt den Handel und die Finanzierungsbedingungen im Rest der Welt unter Druck. Vor allem Emerging Markets leiden darunter. Aber auch die USA selbst leiden unter der Volatilität. Diese ist nämlich auch eng zum Auftragseingang der Industrie korreliert (Grafik 3).

Steigt die Zinsvolatilität, gewinnt niemand. Sie ist sogar schädlich. An den US-Zinsen hängen Billionen an Finanzanlagen, Transaktionen, Handelsfinanzierung, Hypotheken, Unternehmenskredite usw. Jegliche Unsicherheit ist Gift für die Wirtschaft.

Lockere Geldpolitik bedeutet im Idealfall nicht nur, dass Geld gedruckt wird. Auch die Volatilität muss gering sein. Ist die Lage unsicher (wie es Volatilität ausdrückt), konterkariert das den positiven Effekt der Geldschwemme. Umso verwunderlicher ist es, dass die Fed einfach nur zuschaut und untätig bleibt.

Die Volatilität stresst das Finanzsystem und die Realwirtschaft. Dass die Notenbank bisher nicht eingeschritten ist, ist interessant. Entweder hält sie die Wirtschaft für robust genug oder sie signalisiert, dass sie den Markt nicht bei jeder Unsicherheit unterstützt. Letzteres sollte Anlegern zu denken geben. Zinsvolatilität ist für die Wirtschaft weitaus negativer als Aktienmarktvolatilität. Wenn die Fed dort nicht eingreift, wird sie es beim Aktienmarkt erst recht nicht tun.

Clemens Schmale


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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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