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12:51 Uhr, 09.01.2018

Die Fed im Blick: Der Finanzsektor 2018

Innovationen in der Finanztechnologie werden Jupiter-Finanzexperte Guy de Blonay zufolge das bestimmende Thema für die Branche bleiben.

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London (GodmodeTrader.de) - Für die globale Finanzbranche wird das Wirtschaftsumfeld 2018 weitgehend günstig sein. Viel ist jedoch davon abhängig, dass die Federal Reserve Bank bei der quantitativen Straffung und Zinserhöhungen behutsam vorgeht. Innovationen in der Finanztechnologie werden das bestimmende Thema für die Branche bleiben. Das dürfte für Unruhe sorgen, aber auch enorme Chancen bieten, wie Guy de Blonay, Fondsmanager des Jupiter Global Financials SICAV.

Viele sähen dem Jahr 2018 mit Unbehagen entgegen. Die Notenbanken, allen voran die Fed, signalisierten bereits seit geraumer Zeit, dass die Zinsen nicht ewig auf einem Rekordtief bleiben würden. Vor allem das Tempo der zukünftigen Zinserhöhungen bereite den Märkten Kopfzerbrechen. Man dürfe nicht vergessen, dass die Fähigkeit einer Notenbank, die Zinsen anzuheben, gleichzeitig ausdrücke, wie viel Vertrauen in die Robustheit der Wirtschaft eines Landes bestehe. Derzeit synchronisiere sich die Beschleunigung des globalen Wachstums, was sich positiv auf Aktien auswirke und natürlich sehr gut für Finanzunternehmen sei. Fed-Präsidentin Janet Yellen hätte sich nicht klarer ausdrücken können, als sie im vergangenen Oktober erklärt habe, der Schritt zu Zinserhöhungen und zur Normalisierung nach Jahren der quantitativen Lockerung wären so spannend „wie Farbe beim Trocknen zu beobachten“. Ihr Nachfolger Jerome Powell dürfte den gleichen Ansatz verfolgen, heißt es weiter.

„Natürlich könnte ein Inflationsschub dazu führen, dass die Fed von ihrem langsamen, aber stetigen Zinserhöhungspfad abweicht. Anzeichen, dass dies geschehen wird, gibt es allerdings nicht. Die Lohninflation ist nur moderat und auch die Verbraucherpreise bleiben auf einem vernünftigen Niveau. Hierfür sorgt eine Kombination aus neuer Technologie und dem unaufhaltsam scheinenden Siegeszug des Online-Handels, der die Preise von Waren und Dienstleistungen nach oben begrenzt“, so de Blonay.

In diesem Umfeld dürften sich die Märkte wieder zunehmend auf Fundamentaldaten konzentrieren, um zu beurteilen, welche Unternehmen unter steigenden Fremdkapitalkosten am besten überleben könnten. Im kommenden Jahr sei mit dem Beginn einer Bereinigung von sogenannten Zombie-Unternehmen zu rechnen, die sich nur aufgrund der günstigen Fremdfinanzierung so lange hätten halten können. Die Kluft zwischen Gewinnern und Verlierern werde sich ausweiten, heißt es weiter. „Für uns bedeutet das, dass wir Anfang 2018 stärker in Unternehmen aus Schwellenländern und FinTech-Unternehmen engagiert sein werden als zu Beginn des laufenden Jahres, aber auch in US- und europäischen Banken“, so de Blonay.

In Europa hätten die Wahlergebnisse in Frankreich und Deutschland das Vertrauen in das europäische Projekt gestärkt. Auch der Konjunkturausblick habe sich verbessert. Kreditgeber dürften von der Belebung des Kreditwachstums und der Verbesserung der Kreditqualität profitieren. Die Gewinne stiegen ebenfalls, und Aktien aus der Finanzbranche seien im Vergleich zu anderen Sektoren nicht besonders teuer bewertet, heißt es weiter.

„In Großbritannien sind die Aussichten durchwachsener. Das Wachstum schwächelte zuletzt und viele Fragen rund um den Brexit sind noch offen. Zugleich stieg das Volumen der Verbraucherkredite in den letzten Jahren deutlich stärker als die Haushaltseinkommen. Infolgedessen dürfte das Tempo der Zinserhöhungen sich verlangsamen und ebenso wie in den USA begrenzt sein. Wir bevorzugen dennoch Unternehmen wie 3i und die London Stock Exchange, die einen erheblichen Anteil ihres Umsatzes außerhalb Großbritanniens erzielen. In unserem US-Engagement lasse sich gewissermaßen beobachten, wie wir den Einfluss von FinTechs beurteilen. Für den US-Bankensektor sind sie ein bedeutender Katalysator“, so de Blonay.

Große Namen wie JP Morgan, Bank of America, Citigroup oder Morgan Stanley seien alle an der digitalen Revolution beteiligt, die einen grundlegenden Wandel der Branche bewirke. Allein in den USA dürfte das uneingeschränkte Vertrauen in Smartphones und das entsprechende Nutzungsverhalten der jüngeren Generation zu einem zeitnahen Abbau vieler Bankfilialen im Land führen. Auch in Europa sei dieses Phänomen bereits im Gange. Beispiele für solche Online-Dienstleistungen seien Kredit- und Hypothekenanträge, die Zunahme von Robo-Advisory-Konten, Selfie-Authentifizierung und digitales Bargeldmanagement. Hinzu kämen die anhaltende Konsolidierung in der Branche sowie die mögliche Deregulierung und Steuerreform unter der Regierung Trump. Die Attraktivität des Sektors sei unbestreitbar, heißt es weiter.

„Der Bankensektor wird von FinTech eindeutig profitieren. Dank der Technologie können Kosten gesenkt, die Kundenzufriedenheit gesteigert und die Kundenbindung erhöht werden. Unseres Erachtens sind Anlagen in die „Wegbereiter“ ebenfalls wichtig – mit anderen Worten: in die Anbieter der Technologie. In diesem Bereich sind wir durch Positionen wie beispielsweise MasterCard, einem Transaktionsdienstleister und PayPal engagiert. 2018 werden wir möglicherweise auch Anlagen in verschiedene Softwareunternehmen erwägen, die Plattformen für effizientere Bankdienstleistung anbieten“, so de Blonay.

Auch Japan sei ein Markt, den man 2018 näher ins Auge fassen werde. Die Geschäftsleitungen von Unternehmen schienen sich stärker auf Aktionärsrenditen zu konzentrieren als in der Vergangenheit. Relativ gesehen erscheine der Markt ebenfalls günstiger als viele andere Industrieländer, insbesondere die USA, heißt es weiter.

„Ganz unabhängig von der Region, mit der wir uns befassen, werden wir die Unternehmen, in die wir investieren, und deren Leistung durch das Prisma der Fed betrachten müssen. Die Ausgestaltung ihrer Politik wird sich auf die globale Finanzbranche auswirken und muss entsprechend beurteilt werden. Wir bevorzugen ein diversifiziertes Portfolio mit einem ausgewogenen Engagement in Aktien aus Industrieländern und Titeln aus Schwellenländern, in zinssensitiven Unternehmen und schnell wachsenden FinTech-Unternehmen sowie Unternehmen mit gutem Restrukturierungspotenzial. Nach unserem Dafürhalten bietet diese Mischung unseren Anlegern 2018 das beste Renditepotenzial“, so der Blonay.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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