Die EZB hat geliefert
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Die Europäische Zentralbank (EZB) hat wieder einmal geliefert und setzt, wie von uns erwartet, in ihrer Rekalibrierung der Geldpolitik auf die bewährten Instrumente: Anleihekäufe durch das Pandemic Emergency Purchase Programm (PEPP) und gezielte Langfristender. Hinzu kommen noch eine längere Reinvestitionsphase beim PEPP und die Bereitschaft der EZB, die geldpolitischen Instrumente bei Bedarf anzupassen. Es handelt sich um ein umfassendes Paket, das langfristig für sehr günstige Finanzierungsbedingungen auf den Kapitalmärkten und in der Kreditvergabe sorgen soll. Dies ist letztlich auch aufgrund des pessimistischeren Konjunkturbilds der EZB notwendig.
Vor allem die Aufstockung des Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) um 500 Milliarden Euro und die Verlängerung bis März 2022 mutet sehr großzügig an und muss daher als eine Art Versicherungsprämie verstanden werden. Mit dem derzeitigen noch nicht genutzten Volumen des PEPP und den seit dem Sommer gesunkenen monatlichen Ankaufvolumina stehen genug Mittel zur Verfügung, um mit der notwendigen Flexibilität auf Risiken reagieren zu können. Dies sollte dem Markt Sicherheit bis Ende 2021 geben. Ob das gesamte Volumen tatsächlich gebraucht werden wird, ist letztlich weniger wichtig. Wichtig ist das Signal der EZB, dass sie genügend Mittel hat, um sich alle Optionen offen zu halten und schnell reagieren zu können.
Mit Spannung wurde die Einschätzung der Wechselkursentwicklung erwartet, nachdem der Euro über die Marke von 1,20 Dollar je Euro geklettert ist. Die EZB betonte, die Wechselkursentwicklung und ihren Einfluss auf die Inflationsentwicklung genau zu beobachten. Dies sollte als Signal an die Währungsmärkte genügen. Offensichtlich würde die EZB nur ungern eine Fortsetzung der Aufwertung des Euro sehen, da dies vor allem auf die Inflationsentwicklung drücken würde. Diese wird ohnehin bereits durch den neuerlichen Lockdown gedrückt, auch wenn dessen wirtschaftlichen Auswirkungen weniger gravierend als im Frühjahr ausfallen sollten.
Dennoch zeichnet die Zentralbank hinsichtlich der Konjunkturentwicklung ein sehr vorsichtiges, um nicht sogar zu sagen pessimistisches Bild. Die Wachstumserwartungen für 2021 wurden genauso wie der Pfad der Inflationsentwicklung nach unten revidiert. Auch für 2023 rechnet die EZB nur mit einem Inflationsanstieg von 1,4 Prozent und einer erneuten Verfehlung des Inflationsziels. Vor diesem Hintergrund wurde Präsidentin Lagarde nicht müde zu betonen, dass der Fokus auch längerfristig auf der Sicherstellung sehr günstiger Finanzierungsbedingungen für die gesamte Wirtschaft liegt. Und das heißt letztlich: die EZB bleibt expansiv, die Anleihekäufe gehen weiter. Was 2015 mit Staatsanleihekäufen als Novum begonnen hat, ist längst das „New Normal“.
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