Kommentar
16:16 Uhr, 14.09.2018

Die Emerging-Markets-Krise bleibt ein Rätsel

Die Emerging Markets befinden sich im freien Fall. Im Normalfall wäre das eine Chance. Etwas scheint hier aber nicht zu stimmen.

Würde der Dax 60 % unter seinem Allzeithoch stehen, müsste man nicht lange nachdenken. Wer zu so tiefen Discounts kauft, kann langfristig fast nur gewinnen. In Emerging Markets findet man solche Discounts in diesen Tagen immer wieder.

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Man muss dabei zwischen zwei Performance-Typen unterscheiden. Die eine Performance ist die des Index, wie er an der Börse notiert. Diese Performance bildet die Rendite in Originalwährung ab. Hier sieht es gar nicht so schlimm aus, wenn man von Chinas Shenzhen Index einmal absieht.

Selbst in der Türkei ist der Index trotz aller Unsicherheit vergleichsweise glimpflich davongekommen. Das Minus liegt lediglich bei etwas über 20 %. Rechnet man die Performance vom letzten Hoch zum aktuellen Indexstand in eine harte Währung um, sieht die Sache anders aus. Die Performance ist geradezu schaurig und liegt inzwischen bei fast -70 %.
Es nützt wenig, wenn die Performance der Indizes durch den Währungseffekt zunichte gemacht wird. Der größte Discount nützt nichts, wenn die Währung jeglichen Rebound auffrisst. Genau davor muss man immer noch Angst haben. Währungen befinden sich immer noch im freien Fall (Grafik 2).

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Besonders eindrücklich ist der Wertverfall in der Türkei und in Argentinien. Dort macht die Krise jedoch nicht Halt. Auch in Brasilien, Russland und vielen asiatischen Märkten erreichen die Währungen wieder die Tiefs aus den Jahren 2015/16.

Das ist bemerkenswert, denn die Währungskrise vor drei Jahren hatte einen Grund. Viele Emerging Markets sind Rohstoffexporteure. Rohstoffpreise kollabierten damals. Es führte zu geringeren Deviseneinnahmen und Handelsbilanzdefiziten. Das führt zu einer Abwertung der Währung.

Aktuell divergieren die Währungen und der Ölpreis (stellvertretend für Rohstoffe allgemein) massiv (Grafik 3). Hier stimmt also etwas nicht. Die normale Dynamik, die wir seit zwei Jahrzehnten sehen, ist gebrochen.

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Vielmehr scheint sich etwas wie vor gut 20 Jahren zu wiederholen. Damals kam es zur Währungskrise in vielen asiatischen Ländern. Diese Länder sind rohstoffarm. Es war eine Leistungsbilanzkrise. Es wurde viel mehr importiert als exportiert. Das wurde lange Zeit durch Kapitalzustrom aus dem Ausland ausgeglichen. Als dieser Zustrom versiegte, kam es zur Krise.

Genau das Gleiche sehen wir aktuell wieder, nur diesmal in anderen Ländern. In solchen Krisenzeiten werden Emerging Markets allesamt in Sippenhaft genommen. Es gibt dabei einige Länder, die rohstoffreich sind und wo sich die wirtschaftliche Entwicklung zumindest tendenziell in die richtige Richtung bewegt. Genau dort liegen die Chancen, weil der Markt pauschal abgestraft wird, ohne dass es einen Grund gäbe. Zu nennen sind hier Thailand, Vietnam, Russland, China und Brasilien.

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4 Kommentare

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  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    Maya und entsprechender Kommentar zu Sascha anscheinend nicht angekommen 😀😀

    19:47 Uhr, 14.09. 2018
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    und sollten sie mal Nachhilfe benötigen was Schwellenländer und Frontier Markets sind gerne -

    Majas und röm. Reich haben auch nicht überlebt

    19:09 Uhr, 14.09. 2018
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    wenn der DAX übrigens diesmal 60% unter ATH steht würde ich den nicht mal mit der Beisszange anlangen - da es dann Angie endgültig geschafft hätte - würde ich doch lieber China

    - Russland und Thailand kaufen - EM ist nicht gleich Pleiteland

    19:04 Uhr, 14.09. 2018
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    tja - wenn Daxi 60% fällt braucht er 20 Jahre bis plus/minus Null - ist bei den EM`s meistens ein

    bißchen schneller

    18:55 Uhr, 14.09. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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