Kommentar
10:27 Uhr, 29.08.2024

Die Crash-Gefahr ist nicht gebannt

Der rasante Kursrutsch Anfang August hat viele Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt. Doch dann war alles so schnell vorüber, wie es gekommen war. Top-Ökonomen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) warnen aber, dass strukturelle Probleme bestehen bleiben.

Ökonomen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) haben den dramatischen Kursrutsch in einem Research Paper genauer unter die Lupe genommen. Neben schwachen US-Arbeitsmarktdaten und den dadurch ausgelösten Rezessionsängsten trugen auch eine im Juli noch hawkishe US-Notenbank und eine unerwartete Zinserhöhung durch die Bank of Japan, die zu einer Aufwertung des Yen und einer Rückabwicklung des Yen Carry Trades führte, zu dem Sell-off bei.

„Die Turbulenzen Anfang August folgten auf scheinbar unbedeutende Nachrichten“, schreiben die Ökonomen. „Diese übermäßige Marktreaktion auf eine einzelne Datenveröffentlichung deutet auf die entscheidende Rolle verstärkender Faktoren hin, insbesondere auf den Abbau von Hebelpositionen in einem dünnen Markt (wie es im August üblich ist). Die Heftigkeit der Bewegung spiegelt teilweise die zuvor anhaltende Phase risikoreicher Investitionen in einem Umfeld ungewöhnlich niedriger Volatilität wider. Diese Bedingungen begünstigten insbesondere den Aufbau von gehebelten Positionen, wie zum Beispiel Währungs-Carry-Trades und ähnliche Strategien, die von geringer Volatilität profitieren.“

Das Volumen der Devisen-Carry-Trades, die durch den Kursrutsch betroffen waren, lässt sich laut BIZ nur schwer bestimmen. „Verschiedene Schätzungen, die sowohl On- als auch Off-Balance-Positionen berücksichtigen, ergeben eine grobe Gesamtgröße von etwa 40 Bio. JPY (250 Mrd. USD) vor dem Ereignis. Diese Schätzung könnte aufgrund von Datenlücken eher zu niedrig angesetzt sein“, schreiben die BIZ-Ökonomen.

Neben einer gestiegenen Leverage bei Hedgefonds trugen auch japanische Retail-Trader, die stark auf Margin spekulierten, zu dem Ausmaß und der Geschwindigkeit der Kursverluste bei. Diese Trader mussten ihre Positionen zwangsweise auflösen, was die Marktvolatilität nach Einschätzung der BIZ-Ökonomen weiter verstärkte. Der Yen-Carry-Trade führte nicht nur zu einer Aufwertung des Yen, sondern beeinflusste auch andere Währungen wie den Schweizer Franken und den Renminbi. Diese Wechselwirkungen verstärkten die globalen Marktbewegungen und die Unsicherheit.

Trotz des dramatischen Kursrutsches stabilisierten sich die Märkte innerhalb weniger Tage. So konnte etwa der Dow Jones Index in den USA inzwischen auf ein neues Allzeithoch klettern. Die schnelle Erholung zeigt, dass die Märkte in der Lage waren, die kurzfristigen Turbulenzen zu überwinden, was auf eine gewisse Widerstandsfähigkeit des Finanzsystems hinweist.

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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