Kommentar
09:43 Uhr, 15.12.2020

Die Börse ermöglicht den Siegeszug der Elektromobilität

Anleger reißen Unternehmen die Aktien förmlich aus der Hand. Das ermöglicht den vermutlich größten Coup der Industriegeschichte.

Erwähnte Instrumente

  • Tesla Inc. - WKN: A1CX3T - ISIN: US88160R1014 - Kurs: 639,830 $ (NASDAQ)
  • Nio Inc. - WKN: A2N4PB - ISIN: US62914V1061 - Kurs: 40,980 $ (NYSE)
  • Nikola Corp - WKN: A2P4A9 - ISIN: US6541101050 - Kurs: 16,410 $ (NASDAQ)

Elektroautos kommen. Inzwischen besteht daran kein Zweifel mehr. Vor wenigen Jahren waren vereinzelt Tesla-Modelle zu sehen. Sie waren allerdings eher Exoten. Nun sind sich alle einig, dass es Verbrenner kaum noch geben wird. Einige Länder haben bereits den Verkaufsstopp von Verbrennern in einigen Jahren beschlossen.

Ein Verkaufsverbot von Verbrennern heißt, dass man Alternativen braucht. Die derzeit einzige Alternative sind Elektroautos. Anleger haben das vor einem Jahr erkannt. Vor ungefähr einem Jahr begann der enorme Boom, der Teslas Marktkapitalisierung von weniger als 50 Mrd. auf 600 Mrd. katapultiert hat.

Tesla Inc.
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Bereits im Sommer konnte man über die Bewertung nur staunen. Damals lag sie bei 450 Mrd. Seither sind noch einmal 150 Mrd. an Marktkapitalisierung hinzugekommen. Chinesische Elektroautobauer sind noch um ein Vielfaches kleiner, müssen sich aber nicht verstecken. Nio ist inzwischen über 60 Mrd. wert und damit so viel wie General Motors (Grafik 1).

Nio Inc.
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Seit Juli hat nur ein Hoffnungsträger an Wert verloren: Nikola. Eine Bewertung von 7 Mrd. ist angesichts der Situation immer noch hoch. Das Unternehmen hatte ursprünglich einen Deal mit General Motors, bei dem GM einen Anteil am Unternehmen bekommen und im Gegenzug Brennstoffzellen geliefert hätte. Auch eine Investitionen hätte erfolgen sollen. Davon ist wenig geblieben, nachdem Nikola praktisch Betrug vorgeworfen wurde.

Nikola Corp. Registered Shares o.N.
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Seit Juli hat sich viel getan. Auch traditionelle Autobauer konnten wieder an Wert gewinnen. Der Gewinn lag bei insgesamt 125 Mrd. Das ist weniger als der Zuwachs bei Tesla. Tesla und andere Pioniere wird es auch in 10 Jahren noch geben. Wie viel sie dann wert sind, steht auf einem anderen Blatt. Außer der Marktkapitalisierung haben Elektroautobauer und traditionelle wenig gemein (Grafik 2).


Der Umsatz von Tesla, Nio usw. liegt in diesem Jahr bei 38 Mrd. Der Umsatz der traditionellen Autobauer liegt bei fast 1,7 Billionen Dollar. Sie erwirtschaften zudem einen Gewinn von 75 Mrd., während die Elektrohersteller noch als Sektor Verluste schreiben.

Traditionelle Hersteller, die nun ja auch immer mehr Elektromodelle auf den Markt bringen, sind profitabel, holen auf und können die Investitionen aus dem Cashflow stemmen. Das können die meisten neuen Unternehmen nicht. Unter normalen Umständen würden sie von den traditionellen Herstellern aufgrund der Finanzkraft einfach verdrängt, zerdrückt oder gekauft werden.

Nun gibt es 2020 aber diesen enormen Hype. Tesla hat in diesem Jahr 15 Mrd. Kapital aufgenommen und chinesische Autobauer über 10 Mrd. Damit lassen sich einige Fabriken bauen. Bis Anfang 2020 musste man befürchten, dass die sehr kapitalintensive Expansion Tesla, Nio usw. ausbremst. Da sich diese Unternehmen nun alle paar Monate Milliardenbeträge am Kapitalmarkt beschaffen können, ist das kein Thema. Die sehr kostspielige Expansion, Forschung und Entwicklung wird problemlos finanziert.

Das ist schon einmalig. Der Elektromobilität gelingt damit im Hype etwas, was vielen anderen Industrien und Sektoren nicht gelungen ist. Man denke an viele Hoffnungsträger der Internetrevolution und Dotcom-Blase vor 20 Jahren. Die meisten scheiterten. Ein Grund: fehlendes Kapital. Ihnen ging die Luft aus. Das passiert der Elektromobilität derzeit zumindest nicht.

Die Finanzierung läuft und man muss keine Angst haben, dass die Firmen in naher Zukunft in Bedrängnis geraten. Expansion finanzieren zu können ist natürlich schön. Ob es allerdings diese Marktkapitalisierung wirklich rechtfertigt, sei dahingestellt.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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