Kommentar
16:20 Uhr, 05.03.2018

Die bargeldlose Zukunft

Die bargeldlose Zukunft kommt. Für viele ist diese Vorstellung ein Horror und Ausdruck einer Welt, in der der Staat alles kontrolliert. Das sehen nicht alle so.

Der Einfluss des Staates und der Notenbanken gehen vielen schon jetzt viel zu weit. Wenn dann noch das Bargeld abgeschafft wird, ist die Freiheit der Bürger endgültig weg. So sehen zumindest die Befürchtungen aus. Da mag etwas dran sein, aber es bedeutet nicht, dass sich Menschen die bargeldlose Zukunft nicht selbst wünschen.

In Deutschland ist Bargeld sehr wichtig. Man findet noch immer Geschäfte, die keine Karten nehmen. Vom Bezahlen mit dem Smartphone braucht man da erst gar nicht reden. Es gibt aber auch das andere Extrem im Norden Europas: Schweden.

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Den Deutschen kann man das Bargeld nicht abgewöhnen. In Schweden ist Bargeld hingegen sehr unpopulär. Hier nehmen viele Geschäfte schon gar kein Bargeld mehr an, obwohl Bargeld nach wie vor als gesetzliches Zahlungsmittel gilt.

Weder Staat noch Zentralbank haben der Bevölkerung das Bargeld abgewöhnt. Das ging von ganz alleine. Es befindet sich heute so viel Bargeld im Umlauf wie 1990. 2007 wurde das Hoch erreicht. Seitdem geht es mit dem Bargeld steil bergab. Heute sind 45 % weniger im Umlauf als noch vor einem Jahrzehnt.

Gemessen an der Wirtschaftsleistung beträgt der Bargeldbestand nur noch 1 %. Zum Vergleich: in den USA sind es 8 %. Die USA gelten durchaus auch als Gesellschaft, die ihr Plastik liebt. Trotzdem wächst der Bargeldbestand in absoluten Zahlen und relativ zur Wirtschaftsleistung weiter an.

In Schweden ist das alles anders. Bargeld schafft sich praktisch selbst ab. Das wird so langsam auch für die Notenbank zum Problem. Bargeld ist eine wichtige Stütze des Finanzsystems und der Wirtschaft. Es mag zwar ein kleiner Teil der Bevölkerung sein, doch einige können nicht bargeldlos zahlen. Das ist in manchen Fällen eine Generationenfrage, in anderen ein wirtschaftlicher Zwang. Wer auf der Straße lebt, wird kaum Bankkonto und Apple Pay haben.

Die Probleme hören an dieser Stelle nicht auf. Bargeld ist ein Faktor in der Stabilität des Finanzsystems. Es gibt viele Szenarien, in denen das Zahlen mit Karte schlichtweg nicht machbar ist. Das kann so etwas Banales wie ein Stromausfall sein, aber auch das Lahmlegen der IT-Infrastruktur und Zahlterminals durch Hacker.

Zu guter Letzt kann es in einer schweren Wirtschafts- und Systemkrise dazu kommen, dass Unternehmer und Bürger das Vertrauen in Kredit- und Bankkarten verlieren. Zahlt man mit Kreditkarte, muss nicht garantiert sein, dass das Geld auch wirklich ankommt. In einer solchen Vertrauenskrise hilft nur Bargeld – oder etwas Ähnliches.

Die schwedische Notenbank untersucht die Einführung des elektronischen Bargeldes. Es ist im Gegensatz zur Zahlung über die Kreditkarte handfestes Zentralbankgeld und sollte das gleiche Vertrauen wir das heutige Bargeld genießen. Bis die e-Krone kommt, vergehen wohl noch einige Jahre, doch in Schweden sieht die Zukunft ziemlich bargeldlos aus.

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6 Kommentare

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  • Löwe30
    Löwe30

    Solange Menschen freiwillig auf die Zahlung mit Bargeld verzichten, ist das kein Problem. Zu einem Problem wird es erst, wenn vom Staat die Bargeldzahlung verboten wird.

    Wer freiwillig auf Bargeld verzichtet, trägt auch persönlich das Risiko bei Stromausfall und sonstigen Ereignissen zahlungsunfähig zu sein. Wenn von einer Regierung ein Bargeldverbot erlassen wird, werden die Menschen dazu gezwungen ein Risiko einzugehen, dass sie nicht eingehen wollen. Zudem ist es bei einem generellen Bargeldverbot der Zentralbank möglich, in beliebiger Höhe negative Zinsen einzuführen. Das in meinen Augen Schlimmste, was mit einer Abschaffung des Bargeld ermöglicht wird ist, dass man kann unliebsamen Kritikern einer Regierung den Geldhahn zudrehen, indem man das Konto sperrt. Was einem Todesurteil gleich kommen kann. Die Macht der Regierung wird somit ins Unermessliche ausgeweitet.

    Letztlich wird eine verordnete Bargeldabschaffung die Kriminalität erhöhen, da es immer Menschen geben wird, die sich dem entziehen. Es wird also das Gegenteil von dem erreicht, was oft als Grund für eine Abschaffung des Bargels genannt wird. Zumal kriminelle immer die Möglichkeit haben auf andere Zahlungsmittel, die nicht in der Verfügungsgewalt einer Regierung sind, auszuweichen.

    10:42 Uhr, 06.03.2018
    1 Antwort anzeigen
  • EWavers
    EWavers

    Bargeld Abschaffung ist Freiheit Abschaffung und Voraussetzung für massive Negativzinsen. Mit Digitalisierung hat das wenig zu tun.

    22:03 Uhr, 05.03.2018
  • angola_murksel
    angola_murksel

    Naja, ob der Staat und mit ihm die Banken nicht doch einen großen Anteil an der "Sichselbstabschaffung" des Bargeldes haben, daß kann man getrost noch einmal hinterfragen.

    Wenn es durch Rahmenbedingungen zur Ausdünnung des Bankfilialnetzes kommt, wird es schon mal schwierig für Bargeld - in den Randzonen Deutschlands kann man das auch schon erleben. Wenn die nächste Filiale dann irgendwo 20km entfernt ist, siehts mit barem Nachschub schlecht aus gerade für das ältere und zunehmend immobile Personal der Ortschaften.

    Einzelhändlern wird das Einzahlen von Bareinnahmen dahingehend erschwert, daß nur noch Hauptfilialen einen Schalterdienst anbieten, dazu kommen zunehmende staatliche Restriktionen beim Einzahlen, wie der quasi nachrichtendienstlichen Kenntlichmachung all derer die einzahlungsberechtigt sind - Kampf gegen Terrorismus und Geldwäsche.........ballaballa......

    Es muß doch auf einem Finanzportal nicht wirklich betont werden, wie immens wichtig das Bargeld nicht nur in punkto persönliche Freiheit, sondern auch finanzielle Sicherheit ist. Stichwort Negativzinsen. Erst, wenn es weg ist, wird man beginnend mit der ersten Erhöhung der Kartengebühr merken, wie wichtig das Bargeld gewesen ist.

    16:40 Uhr, 05.03.2018
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Beneidenswert die Schweden ............. anscheinend keine Angst vor der eigenen Regierung .

    16:39 Uhr, 05.03.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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