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10:49 Uhr, 06.11.2012

Die Auswirkungen der US-Wahlergebnisse auf die Rentenmärkte

Frankfurt (BoerseGo.de) - „Was die Folgen der Präsidentschaftswahlen für Wirtschaft und Finanzmärkte betrifft, gehen die Meinungen wie üblich stark auseinander. Die grob vereinfachenden – und somit eher nutzlosen – Analysen vieler Kommentatoren legen nahe, dass ein Romney-Sieg günstiger für das Wachstum wäre und die Renditen auf Treasuries nach oben treiben würde“, so Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers.

„Nach dieser Logik wäre ein Obama-Sieg weniger günstig, denn damit stiege die Wahrscheinlichkeit, dass die Steuererleichterungen der Bush-Ära ablaufen. Dies würde die Zuversicht bei Familien im mittleren und höheren Einkommensbereich dämpfen. Spekuliert wird auch über die Folgen eines Romney-Siegs für die Geldpolitik der Federal Reserve. Angeblich ist Romney kein großer Fan von Fed-Chef Bernanke und seiner ultra-lockeren Geldpolitik, dem sogenannten „Quantitative Easing“. Man munkelt sogar, dass Bernanke frühzeitig aus seinem Amt ausscheiden könnte, anstatt die Blamage zu riskieren, bei Ablauf seiner Amtszeit im Januar 2014 nicht wiederernannt zu werden“, so Iggo.

Die Märkte schienen im Hinblick auf den Wahlausgang in einer abwartenden Haltung zu verharren. Das Rennen ums Weiße Haus sei zwar eng, doch bei der Mehrheit der Republikaner im Kongress werde es wohl vorerst bleiben. Das bedeute, dass eine überparteiliche Einigung zu Themen wie Fiskalklippe, Schuldengrenze und langfristige Steuerung von US-Staatsschulden schwierig sein werde, heißt es.

„Mehrere Szenarienkönnten sich als negativ für US-Werte erweisen und so eine weitere Schwächung des Dollar und höhere Treasury-Renditen nach sich ziehen. Ein Bruch zwischen Weißem Haus und Federal Reserve, der zur Abberufung von Bernanke führen würde, würde den Märkten durchaus nicht gefallen“, so Iggo. Uneinigkeit bei der Fiskalpolitik, die die Bewältigung der Haushaltsklippe verzögern würde, sowie Schwierigkeiten bei der Erhöhung der Schuldenobergrenze könnten die Rating-Agenturen schließlich zu einer Herunterstufung der USA veranlassen. Derartige politische Unwägbarkeiten könnten das Vertrauen in den sich abzeichnenden Aufschwung der US-Wirtschaft untergraben.

Möglich sei aber auch, dass alles seinen gewohnten Gang weitergehe: Eine entspanntere Situation bei Privathaushalten und auf dem Immobilienmarkt stehe potenziellen Negativfaktoren infolge der Fiskalklippe gegenüber, so dass sich das Wachstumstempo mit rund zwei Prozent auch 2013 fortsetze, so der Investmentexperte weiter. Bei einer Wiederwahl Obamas werde die Fed wahrscheinlich an ihrem aktuellen geldpolitischen Kurs festhalten; ein deutlicher Anstieg der Anleiherenditen wäre damit ausgeschlossen. Bernanke habe bereits signalisiert, dass sich der Arbeitsmarkt erst noch sehr viel stärker erholen muss, bevor die Fed eine neue geldpolitische Richtung einschlägt. „Von einer Erholung am Arbeitsmarkt ist erst dann auszugehen, wenn die Beschäftigungszahlen außerhalb des US-Agrarsektors pro Monat um durchschnittlich mehr als 106.000 neue Stellen steigen“, so Iggo.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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