Kommentar
12:58 Uhr, 29.09.2025

Die Antwort von SWIFT auf Stablecoins: eine eigene Blockchain-Plattform

Der globale Zahlungsdienstleister Swift reagiert auf den wachsenden Konkurrenzdruck durch Stablecoins und plant die Einführung einer eigenen Blockchain. In Kooperation mit Branchengrößen wie Citigroup und Bank of America soll eine neue Ära des internationalen Zahlungsverkehrs eingeläutet werden.

Ziel ist es, Transaktionen mit tokenisierten Produkten, einschließlich Stablecoins, zwischen globalen Finanzinstituten effizienter abzuwickeln. Zu den namhaften Partnern des Projekts zählen unter anderem die Bank of America, Citigroup und NatWest.

Zunehmender Wettbewerb durch digitale Währungen

Swift ist wachsender Konkurrenz durch die Kryptoindustrie ausgesetzt, unter anderem auch durch Ripple (Emittent von XRP). Der Stablecoin-Markt, bisher von Anbietern wie Tether und Circle dominiert, stellt eine ernsthafte Bedrohung für etablierte Zahlungsdienstleister dar. Stablecoins ermöglichen es Nutzern, Gelder direkt und ohne die üblichen Intermediäre zu transferieren, was traditionelle Systeme prinzipiell infrage stellt.

Ein Bericht von McKinsey aus diesem Jahr bezeichnete Stablecoins als "eine direkte Herausforderung für die traditionellen globalen Zahlungsschienen" wie Swift. Die Analysten kritisierten, dass Transaktionen über etablierte Systeme bis zu fünf Tage dauern können, mehrere Zwischenhändler erfordern und regulatorische Prüfungen oft nur teilautomatisiert ablaufen. Swift selbst verspricht, mit der neuen Technologie "sofortige, rund um die Uhr verfügbare grenzüberschreitende Transaktionen in einem noch nie dagewesenen Umfang" zu ermöglichen.

Überfällige Modernisierung

Swift ist eine Genossenschaft von mehr als 11.500 Banken und Finanzdienstleistern weltweit, und fungiert als zentraler Knotenpunkt für den internationalen Zahlungsverkehr. Die neue Blockchain soll als gemeinsames digitales Register dienen, das Transaktionen aufzeichnet, validiert und Regeln mittels sogenannter Smart Contracts durchsetzt.

Für die technische Umsetzung hat sich Swift mit dem Blockchain-Technologieunternehmen Consensys zusammengetan. Consensys wird von Joseph Lubin geleitet, einem Mitbegründer von Ethereum und Pionier der Krypto-Branche. Gemeinsam soll zunächst ein Prototyp entwickelt und mit den Partnerbanken getestet werden, um die ersten Anwendungsfälle zu definieren. Die Initiative ist Teil einer breiteren Strategie zur Modernisierung. Erst letzte Woche kündigte Swift an, auch seine Gebührenstruktur durch vollständige Preis- und Geschwindigkeitsvorhersagen für Privatkundentransaktionen zu verbessern.

Banken drängen in den Markt für digitale Vermögenswerte

Die traditionelle Finanzwelt reagiert zunehmend auf die umwälzenden Entwicklungen der letzten Zeit. In den USA hat die wegweisende Gesetzgebung zur Regulierung von Stablecoins (Genius Act) im Juli Banken wie JPMorgan Chase und Citi ermutigt, die Einführung eigener an den Dollar gekoppelter Token zu prüfen. Auch in Europa formiert sich der Sektor: Neun europäische Banken, darunter UniCredit, ING und Danske Bank, kündigten die gemeinsame Einführung eines Euro-denominierten Stablecoins bis zur zweiten Hälfte des Jahres 2026 an.

Fazit

Der Vorstoß von Swift markiert einen Wendepunkt. Anstatt den Aufstieg von Stablecoins und Blockchain-Technologien passiv zu beobachten, positioniert sich der Zahlungsriese aktiv als zentraler Akteur in diesem neuen Ökosystem. Schon vor dem Aufstieg der Stablecoins sah sich Swift einer erheblichen Konkurrenz z.B. durch Ripple ausgesetzt, das mit höherer Geschwindigkeit und geringeren Kosten überzeugte. Swift gilt oder galt eher als traditionell, veraltet. Insofern ist die neuere Entwicklung zwingend notwendig, um nicht irgendwann in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.

Die Kooperation mit führenden Banken und einem etablierten Blockchain-Unternehmen zeigt, dass die Konvergenz von traditionellem Finanzwesen und digitaler (Krypto)Innovation unaufhaltsam voranschreitet. Für Swift geht es darum, seine Relevanz im globalen Zahlungsverkehr auch im Zeitalter der Tokenisierung zu sichern.

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